Borreliose wird zu oft nicht richtig erkannt

Borreliose  wird  zu oft nicht richtig erkannt
(Foto: François Aussems)

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Die „maladie de Lyme“, besser als Borreliose bekannt, ist eine von vielen Krankheiten, die von Zecken übertragen werden.

Eigentlich lässt sich die Krankheit im Anfangsstadium gut mit Antibiotika behandeln. Das Problem ist allerdings, dass die Symptome so diffus sind dass sie, auch von Ärzten, nicht immer richtig erkannt werden. Hat sich der Erreger aber erst einmal im Körper verbreitet, kann die Krankheit chronische Folgen haben, bis hin zur lebenslangen Invalidität.

Diese „Krankheit mit den vielen Gesichtern“ effizienter diagnostizieren und so den Betroffenen besser helfen, darum geht es in einer von über 7.500 Personen unterzeichneten Petition, die gestern in einem öffentlichen Hearing des Parlaments behandelt wurde.

Psychosomatisch?

„Drei Wochen Antibiotika, sind dann die Symptome noch immer vorhanden, werden den Betroffenen von vielen Ärzten Psychopharmaka verschrieben. Mit der Erklärung, das Ganze sei psychosomatisch bedingt“, schildert die Autorin der Petition, Tania Silva, vor den Abgeordneten ihren Leidensweg. Obwohl sich die Borreliose mittlerweile auch in Luxemburg stark verbreitet hat, ist die Informationslage der Bevölkerung und der Ärzte mehr als dürftig, klagt sie.

Auch die Diagostik müsse verbessert werden, fordern die Petitionäre. Die in Luxemburg angebotenen Labortest (ELISA, teilweise auch Western Blot) seien wenig zuverlässig. Den mit 90 Prozent aktuell zuverlässigsten LTT-Test (Lymphozyten-Transformations-Test) müsse man auf eigene Kosten im Ausland durchführen lassen klagten sie.

Mediziner-Streit

Während rund 30 Minuten lieferte Dr Christian Perronne, Spezialist am Hôpital universitaire Raymond-Pointcarré, Garches (Frankreich) den Abgeordnete, der Gesundheitsministerin, dem Sozialminister, den Vertretern der CNS und der AMMD anschließend einen Fachbeitrag zum Thema. U.a. forderte er die Einrichtung eines spezialisierten Zentrums für Lyme-Borreliose.

Sein Beitrag wird von den Abgeordneten-Medizinern aber teilweise scharf kritisiert. Zumindest in Luxemburg bezweifle niemand die chronischen Form der Borreliose, wirft Dr. Martine Mergen (CSV) ein. Die Interpretation von Labortests – falsch negative, aber auch falsch positive Ergebnisse – sei sicherlich schwierig, räumt sie ein. Die Kritik mangelnder Information lässt sie aber nicht gelten.

Haben Tania Silva – und viele andere Betroffene demnach – einfach nur Pech? Auch Dr. Edy Mertens (DP) verteidigt jedenfalls seinen Berufsstand energisch. „Au Luxembourg on n’est quand-même pas dans la brousse“, bemerkt er deutlich verärgert. Das Wissen um die Krankheit sei den Ärzten sehr wohl bekannt.

Borreliose wird meldepflichtig

Auch Sozialminister Romain Schneider und Gesundheitsministerin Lydia Mutsch sehen sich in der Defensive. Von der Gesundheitsministerin kommt das Engagement, die Information noch weiter zu intensivieren. Zusammen mit der Forstverwaltung werde an Informationstafeln in Wandergebieten und Wäldern gearbeitet. Eine bestehende Infobroschüre werde noch vor dem Beginn der Zeckensaison neu aufgelegt.

Gearbeitet wird auch an einem Gesetz um die Borreliose in die Liste der deklarationspflichtigen Krankheiten aufzunehmen, informiert die Ministerin. Die Präsidentin der parlamentarischen Gesundheitskommission, Cécile Hemmen (LSAP) weist ihrerseits auf die wertvolle Arbeit der Selbsthilfeorganisation „Association Luxembourgeoise Borréliose de Lyme (albl.lu) hin.