Bomber nutzten Spielzeug-Fernbedienung

Bomber nutzten Spielzeug-Fernbedienung
(AP)

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Immer mehr Details zu den Bombenexplosionen beim Anschlag auf den Marathon von Boston werden bekannt: Die Zarnajew-Brüder jagten mit einer Spielzeug-Fernbedienung die Bomben hoch. CIA hatte sie schon länger im Auge.

Die Bombenexplosionen beim Anschlag auf den Marathon von Boston wurden mit Hilfe einer Fernbedienung ausgelöst, die in Spielzeugautos verwendet wird. Das berichteten US-Ermittler am Mittwoch vor einem Parlamentsausschuss, wie Abgeordnete anschließend sagten. Die Bauanleitung zu den Sprengsätzen sollen die beiden mutmaßlichen Attentäter demnach im Islamistenmagazin „Inspire“ gefunden habe, das im Internet von der Gruppe Al-Kaida im Jemen verbreitet wird. Der Sprengstoff stamme aus einem Geschäft für Feuerwerkskörper in New Hampshire.

Der aus einer tschetschenischen Familie stammende Tamerlan Zarnajew und sein jüngerer Bruder Dschochar sollen den Anschlag auf den Marathon verübt haben. Dabei starben vergangene Woche drei Menschen, mehr als 260 wurden verletzt. Tamerlan Zarnajew stand vorübergehend im Visier der US-Bundespolizei FBI, nachdem Russland Hinweise auf dessen islamistische Überzeugungen gegeben hatte. Das FBI unterzog den Verdächtigen einer Überprüfung, die aber keine terroristische Bedrohung ergeben habe. Aus Kreisen des US-Justizministeriums verlautete, viele Tipps der russischen Behörden seien unbrauchbar, weil deren Verdächtigenlisten auch die Namen von Menschenrechtsaktivisten und politische Dissidenten enthielten.

CIA wollte Tamerlan Zarnajew auf Terror-Verdächtigen-Liste

Mehr als ein Jahr vor dem Anschlag auf den Bostoner Marathon hat der US-Auslandsgeheimdienst CIA beantragt, den mutmaßlichen Attentäter Tamerlan Zarnajew auf eine Liste von Terrorverdächtigen zu setzen. Die CIA habe Informationen zu Zarnajew, die es am 28. September 2011 von den russischen Behörden erhalten hatte, an die anderen Sicherheitsbehörden
weitergegeben, sagte ein Geheimdienstmitarbeiter am Mittwoch der Nachrichtenagentur AFP. Es habe sich um zwei mögliche Geburtsdaten, seinen Namen und eine Namensvariante
gehandelt.

Die Angaben seien „praktisch identisch“ mit Informationen gewesen, welche die Bundespolizei FBI im März
2011 aus Russland erhalten hatte, sagte der CIA-Mitarbeiter. Zarnajew war daraufhin vom FBI vernommen
worden, doch hatte das Verhör „keine negativen Erkenntnisse“ erbracht. Allerdings wurde er auf die
TIDE-Liste gesetzt, die Namen verdächtiger Personen enthält,
so dass seine Ausreise nach Russland Anfang 2012 registriert wurde.
Wie Heimatschutzministerin Janet Napolitano am Dienstag erklärte, waren allerdings bei seiner Rückkehr fünf Monate später alle Ermittlungen zu ihm beendet, so dass seine Einreise unbemerkt blieb. Der CIA-Mitarbeiter stellte am Mittwoch klar, dass entgegen Berichten von Montag die Daten
zu Zarnajew korrekt und in genau der Form, wie sie aus Russland übermittelt wurden, in der Überwachungsliste
eingetragen worden waren.

Explosionen bei Boston-Marathon

Der 26-jährige Tamerlan soll mit seinem jüngeren Bruder Dschochar am Montag vergangener Woche den Bombenanschlag auf den Bostoner Marathon verübt haben, bei dem drei
Menschen getötet und 264 verletzt worden waren. Tamerlan wurde auf der Flucht von der Polizei erschossen, sein
19-jähriger Bruder wurde schwer verletzt gefasst. Die Brüder stammen aus einer muslimischen Familie aus
Tschetschenien, lebten jedoch seit Jahren in den USA.

Der New Yorker Polizeichef Ray Kelly sagte am Mittwoch, die beiden Brüder hätten nach dem Anschlag womöglich nach
New York fahren wollen, um dort Party zu machen. Der Fahrer, des Wagens, den sie auf der Flucht in Cambridge in
ihre Gewalt gebracht hatten, habe in ihrem Gespräch in einer fremden Sprache das Wort „Manhattan“ gehört, sagte Kelly. Zudem sei von Party die Rede gewesen. Tamerlan sagte demnach dem Fahrer: „Wir haben gerade einen Polizisten getötet. Wir haben den Marathon in die Luft gejagt. Nun fahren wir nach New York. Mach keinen Ärger.“