Auf in die Moderne, auf in die Wildnis

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Das diesjährige „Rainy Days“-Festival steht unter dem Motto „Into the Wild“ – „In die Wildnis“. Und das ist nicht nur auf die Musik bezogen.

Wenn der Begriff „neue Musik“ bei Ihnen Assoziationen wie Krach, Geräusche oder fehlgeschlagene musikalische Experimente hervorruft, dann brauchen Sie erst gar nicht weiterzulesen. Dann ist „Rainy Days“, das luxemburgische Festival für neue Musik, definitiv nichts für Sie. Sind Sie jedoch offen für neue Klangformen, neu im Sinne von „ihnen noch unbekannt“ und nicht im Sinne des Alters, dann könnten die „Rainy Days“ etwas für Sie sein.

„Rainy Days“

Wann? 2. bis 11. Dezember
Wo? Philharmonie, Grand Théâtre, Mudam, Neimënster, Casino u.a.
Das komplette Programm finden Sie unter:
www.rainydays.lu

Neues und Altes

Zahlreiche Ur- und Erstaufführungen werden dem luxemburgischen Publikum geboten: Werke von Pierluigi Billone, Roby Glod, Alexis Guneratne, Davis Helbich, Steve Kaspar, Trixi Weis, Catherine Kontz, Jorge E. López, Daniel Ott, Enrico Stolzenburg, Alexander Schubert, Maurizio Spiridigliozzi, Pamelia Stickney, Mark Holub und Chris Janka.

Seit 2005 werden die „Rainy Days“ von der Philharmonie organisiert. Für die künstlerische Leitung war dieses Mal erneut der Chefdramaturg Bernhard Günther verantwortlich. Er hat das Festival zwölf Jahre lang organisiert, 2016 jedoch zum letzten Mal. Günther wechselte im September 2016 nach Wien, wo er die künstlerische Leitung des Festivals „Wien Modern“ übernahm. Neue Chefdramaturgin der Philharmonie und damit zukünftige künstlerische Leiterin der „Rainy Days“ ist seit Juni dieses Jahres Lydia Rilling.

„Into the wild“ – das Motto des diesjährigen Festivals – kann auf mehrere Arten und Weisen interpretiert werden. Dem Zuhörer werden erstens Konzerte abseits des klassischen Repertoires geboten, und zweitens finden einige davon außerhalb der gemütlichen Konzertsäle statt.

In der freien Natur

Das abenteuerlichste Projekt ist wohl auf den 9. und 10. Dezember angelegt: Das Ensemble „United Instruments of Lucilin“ (UIL) spielt „Black Mirror“ von Alexander Schubert. Schon allein die Anreise zum Konzert ist ein Abenteuertrip. Mit dem Bus wird das Publikum von der Philharmonie zum Aufführungsort bei der „Gantebeinsmillen“ in der freien Natur gefahren.

Unwegsames Gelände, ungeheizte, schmutzige Räumlichkeiten und Stroboskopbeleuchtung erwarten das Publikum. Epileptiker und Menschen mit Angst vor der Dunkelheit werden ausdrücklich gebeten, dem Konzert fernzubleiben.
Weitere Außenschauplätze sind der Hof der Abtei Neumünster und der Bockfelsen, die Kellergewölbe des „Casino“ in der Oberstadt, die Einkaufszentren Auchan und Belle Etoile sowie der Glacis-Parkplatz. Neue Klangwelten werden derweil die Noise Watchers mit ihrem Lautsprecherorchester im Mudam erforschen.

Am 2. Dezember geht es los

Der Festivalbeginn am Freitag, dem 2. Dezember, in der Philharmonie steht ganz im Zeichen finnischer Komponisten. Aufgeführt werden „Lemminkäinen’s Return“ von Jean Sibelius und „Kraft“ von Magnus Lindberg. Als Antwort der Orchestermusik auf Punkrock beschreibt Bernhard Günther, Chefdramaturg und künstlerischer Leiter der „Rainy Days“, den 58-jährigen Lindberg.

Für sein Werk „Kraft“, für das er übrigens von der Berliner Band Einstürzende Neubauten inspiriert wurde, müssen sich die Schlagzeuger ihre Schlaginstrumente auf lokalen Schrottplätzen zusammensuchen. Mit der Behauptung, diese Musik sei Schrott, liegen wir wohl nicht ganz falsch. Magnus Lindberg ist zum ersten Mal bei den „Rainy Days“ mit von der Partie, ebenso wie z.B. das London Jazz Composers Orchestra, das Post-Rock-Trio Blueblut oder Distractfold. Aus Luxemburg sind mit dabei: das OPL und die bereits erwähnten UIL. Die Abschlussparty findet in den Kellern des „Casino“ statt, mit DJ Jorge Sánchez-Chiong.