Auf der Spur der Täter von Manchester

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(dpa)

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Der Anschlag auf Konzertbesucher in Manchester erschüttert Großbritannien und die Welt. Ein Überblick über den aktuellen Stand der Erkenntnisse.

Was ist passiert?

Um 22.33 Uhr (Ortszeit) am Montagabend gehen bei der Polizei in Manchester die ersten Notrufe ein – eine Explosion am Ende eines Konzerts von Popstar Ariana Grande, viele Opfer. Vor Ort treffen die Beamten auf Chaos. Ihnen bieten sich Bilder des Schreckens: Tote, Verletzte, verstörte Konzertbesucher, von denen viele sehr jung sind, verzweifelte Eltern, die im Chaos ihre Kinder suchen. Panik macht sich breit. „Wir hörten den letzten Song und dann gab es plötzlich einen riesigen Blitz und einen Knall und Rauch“, berichtete der Augenzeuge Gary Walker, der auf seine Tochter wartete, der BBC.

Elena Semino, Mutter einer Konzertbesucherin, sagte der Zeitung „Guardian“: „Plötzlich spürte ich diese Hitze in meinem Nacken, und als ich aufschaute, lagen da überall Menschen.“ Die Polizei ist sich schnell sicher: Es handelt sich um einen Terroranschlag. Am Dienstagmorgen präzisiert sie: Der Täter kam beim Zünden des Sprengsatzes ums Leben. Alles deutet auf ein Selbstmordattentat hin.

Wer steckt dahinter?

Am Dienstagnachmittag reklamierte die Dschihadistenmiliz Islamischer Staat (IS) die Gewalttat für sich. Die britischen Behörden hielten sich noch mit Informationen zurück: Sie sprachen lediglich von einem Täter, der ums Leben kam, als er einen selbst gebauten Sprengsatz zündete. Um wen es sich handelt, welche Ideologie ihn zu seiner Bluttat anstiftete – dazu äußerten sich die Behörden zunächst nicht.

Allerdings wussten sie offenbar mehr, als sie preisgaben: Premierministerin Theresa May sagte, der Täter sei wahrscheinlich identifiziert, sein Name werde aus Ermittlungsgründen aber zurückgehalten. Am Nachmittag meldeten die Behörden die Festnahme eines 23-Jährigen im Zusammenhang mit dem Anschlag.

Unmittelbar nach dem Anschlag hatte die Polizei von Manchester Kontakt zu den britischen Geheimdiensten und den für Terrorabwehr zuständigen Behörden aufgenommen. In den vergangenen Monaten hatte sich bei ähnlichen Anschlägen in Europa immer wieder die Dschihadistenmiliz IS zur Urheberschaft bekannt.

Wer sind die Opfer?

Mindestens 22 Menschen wurden bei dem Anschlag getötet, 59 weitere verletzt. Viele Kommentatoren werteten es als Beleg für besondere Perfidie, dass der oder die Täter ausgerechnet ein Konzert von Ariana Grande als Anschlagsziel wählten. Die Sängerin ist ein Teenager-Superstar, ihr Konzert in der 21.000 Menschen fassenden Manchester Arena war ausverkauft. Viele sehr junge Fans waren gekommen, unter den Opfern sind auch Kinder.

Die britische Innenministerin Amber Rudd sprach von einem „barbarischen Anschlag auf die verwundbarsten Mitglieder unserer Gesellschaft – Jugendliche und Kinder, die zu einem Popkonzert gegangen sind“.

Was ging voraus?

Im August hoben die britischen Sicherheitsbehörden das Terrorrisiko auf die Stufe „ernsthaft“ an. Dies bedeutet, dass ein Anschlag nach Erkenntnissen der Behörden sehr wahrscheinlich ist. Erst am 22. März hatte es in London einen Anschlag gegeben. Der mutmaßlich islamistische Attentäter Khalid Masood raste auf der Westminster-Brücke mit seinem Auto in eine Gruppe von Passanten, vier Menschen starben. Vor dem Parlament erstach Masood dann einen Polizisten, ehe er selbst erschossen wurde. Die IS-Miliz reklamierte auch diese Tat für sich.