Apess ruft zum Boykott auf

Apess ruft zum Boykott auf
(Tageblatt-Archiv/Isabella Finzi)

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Die Ausbildung der Lehrer in Luxemburg wird reformiert. Die Gewerkschaft der Sekundarschullehrer befürchtet schlechte Qualität der Ausbildung und ruft ihre Mitglieder zum massiven Widerstand gegen die Neuregelungen auf.

Ein Kritikpunkt der Apess (Association des Professeurs de l’Enseignement secondaire et supérieur) betrifft das neue “Institut de formation de l’éducation nationale“ (IFEN), das ab September 2016 für die dreijährige Praktikumszeit (Referendariat) und die Fortbildung des Lehrpersonals zuständig sein wird (Link).

Das „überambitionierte Ausbildungsinstitut aus der Beamtenretorte“ werde mehrere „Promotionen“ betreuen, darunter auch die Referendare, die in einem Ausbildungsjahr durchgefallen sind, schreibt die Apess am Montagabend. Durch die Loskopplung von der Universität Luxemburg finden sich die Betroffenen in einem ganz anderen akademischen Umfeld wieder.

Dort wird ihnen ein Wiederholen des Ausbildungsjahres – ähnlich wie bei sitzengebliebenen Schülern – unmöglich gemacht, kritisiert die Apess. In diesem Zusammenhang empfiehlt die Gewerkschaft ihren Mitgliedern, vor Gericht gegen diese „Art ministerielle Willkür“ zu klagen.

„Didaktischer Kahlschlag“

Sorgen macht sich die Lehrergewerkschaft auch um die „Alleinstellungsmerkmale unserer akademisch verankerten und legitimierten Karriere“, die durch die Einführung einer „nivellierten Laufbahn (enseignant unique)“ in Gefahr sei. Die Apess befürchtet, dass „sämtliche am Lehrprozess beteiligten Laufbahnen besoldungs- und karrieretechnisch gleichgeschaltet (werden)“.

Kritisch werden auch die Anforderungen an die Ausbilder der künftigen Lehrer von der Gewerkschaft beäugt. So moniert die Apess die Rekrutierung von „stromlinienförmige(n) und systemtreue(n) Ausbilder(n)“ anstelle von Lehrern mit Fachkompetenz und Praxiserfahrung. Und auch die Kürzung der Fachdidaktik-Unterrichtseinheiten von derzeit 135 auf künftig 75 komme einem „didaktischen Kahlschlag“ gleich, ärgert sich die Gewerkschaft.

Mehr Arbeit, weniger Geld

„Eine zynische und lehrerfeindliche Handschrift“ habe der Apess zufolge der politische „Spargeist“ im Zusammenhang mit der Entlohnung der Ausbilder am IFEN hinterlassen, ärgert sich die Apess. So dauert in Zukunft eine Sitzung der Ausbilder 60 Minuten statt 45 Minuten wie bisher. Das aber bei gleichbleibender Bezahlung. Das macht für die Ausbilder rund 30 Prozent weniger Geld bei „gleichbleibender Arbeit“, rechnet die Apess vor.

Die Gewerkschaft der Sekundarschullehrer sieht nur eine einzige Möglichkeit sich gegen dieses „unausgegorene Konzept“ zu wehren. Ausbilder und Referendare sollen laut Apess „von allen bisherigen Funktionen innerhalb des Referendariats“ zurücktreten. Dies gelte vor allem für die angehenden Lehrer, die im Sommer die Schulbank drücken müssen. Sie sollten sich „keinesfalls auf die Beschneidung ihrer Urlaubszeit einlassen“ und den „angekündigten Stundenplan boykottieren“, ruft die Gewerkschaft auf.

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