Anschlag auf Luxus-Hotel in Tripolis

Anschlag auf Luxus-Hotel in Tripolis

Jetzt weiterlesen! !

Für 0,59 € können Sie diesen Artikel erwerben.

Sie sind bereits Kunde?

Bei einem Anschlag auf ein Luxus-Hotel in der libyschen Hauptstadt Tripolis sind am Dienstag neun Menschen getötet worden.

Unter den Opfern des Anschlags auf ein Luxus-Hotel in Tripolis seien fünf Ausländer, sagte ein Sprecher der örtlichen Sicherheitskräfte. Es handele sich um einen US-Bürger, einen Franzosen, einen Südkoreaner sowie zwei philippinische Frauen. Zudem seien drei Wachleute sowie eine Geisel getötet worden. Zu dem Attentat bekannte sich die Dschihadistengruppe Islamischer Staat (IS).

Das erste Opfer gab es nach Angaben der Sicherheitskräfte, als vor dem Hotel „Corinthia“ ein mit Sprengstoff präpariertes Auto explodierte. Danach hätten drei bewaffnete Männer das Hotel gestürmt und zwei Wachmänner erschossen. Den Angaben zufolge gelangten sie bis ins 24. Stockwerk, bevor sie umzingelt wurden und sich in die Luft sprengten. Die 24. Etage ist für diplomatische Vertreter Katars reserviert. Von ihnen hielt sich zum Zeitpunkt des Attentats aber niemand dort auf. Durch die Explosion des Autos wurden außerdem fünf Menschen verletzt, darunter zwei philippinische Angestellte des Hotels.

Sicherheitskräfte umstellten das „Corinthia“, Schüsse waren zu hören, wie ein AFP-Fotograf berichtete. Der Chef der international nicht anerkannten islamistischen Parallelregierung in Tripolis, Omar al-Hassi, befand sich nach Angaben der Sicherheitsbehörden in dem Gebäude, als der Angriff begann. Er sei aber in Sicherheit gebracht werden. Die Regierung sprach von einem „Mordanschlag“ auf al-Hassi.

Islamistische Milizen

Tripolis steht derzeit unter der Kontrolle des Bündnisses Fadschr Libya (Libysche Dämmerung), ein Zusammenschluss islamistischer Milizen. Diese hatten Tripolis im Sommer erobert und dort ein eigenes Parlament und eigene Regierung unter Führung al-Hassis gebildet. Die international anerkannte Regierung von Ministerpräsident Abdullah al-Thani und das Parlament sind nach Tobruk im äußersten Osten des Landes geflüchtet.

Das „Corinthia“ galt lange Zeit als beliebter Treffpunkt für Regierungsmitarbeiter, Diplomaten und Geschäftsleute. Doch seit dem Sturz des langjährigen Machthabers Muammar al-Gaddafi im Herbst 2011 herrschen in Libyen Anarchie und Gewalt. 2011 wurde der damalige Regierungschefs Ali Seidan vor dem Hotel entführt. Das auf die Beobachtung islamistischer Websites spezialisierte US-Unternehmen Site teilte mit, die Dchihadistengruppe Islamischer Staat (IS) in Libyen habe sich zu dem Anschlag bekannt. Der IS-Arm in Tripolis erklärte demnach im Kurzmitteilungsdienst Twitter, seine Kämpfer hätten das Hotel erstürmt. Dieses sei dafür bekannt, dass dort Diplomaten und führende libysche Politiker verkehrten.

Die EU-Außenbeauftragte Federica Mogherini verurteilte den Anschlag als „Terrorakt“ Eine solche Tat dürfe den Friedensprozess nicht untergraben, sagte sie mit Blick auf Verhandlungen der Konfliktparteien in Genf, sie sich unter UN-Vermittlung bereits auf die Bildung einer Einheitsregierung einigten. Seit Montag laufen in Genf Gespräche über die Umsetzung des Abkommens. Die Einigung konnte die Gewalt in Libyen aber nicht stoppen. Alleine in Bengasi wurden nach Angaben aus Sicherheitskreisen vom Montag binnen 24 Stunden 18 Menschen getötet.