Aktivist deponiert Rauchbomben auf AKW

Aktivist deponiert Rauchbomben auf AKW
(dpa)

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Sind französische Atomanlagen ausreichend gegen Terrorangriffe geschützt? Mit einer spektakulären Aktion an einem AKW bei Lyon will ein deutscher Greenpeace-Akivist das Gegenteil beweisen. Auch ein zweiter Vorfall lässt Zweifel aufkommen.

Ein deutscher Greenpeace-Aktivist ist am Mittwoch mit einem motorisierten Gleitschirm in den Hochsicherheitsbereich des französischen Atomkraftwerks Bugey eingedrungen. Der erfahrene Pilot konnte nach Angaben der Umweltschutzorganisation ungehindert Rauchbomben auf einen der vier 900-Megawatt-Reaktoren werfen und anschließend sogar auf dem Gelände der Anlage landen. Eine ferngesteuerte Drohne filmte die minutiös geplante Aktion. Die Bilder wurden von mehreren TV-Sendern ausgestrahlt. Der 29 Jahre alte deutsche Aktivist kam zunächst in Polizeigewahrsam.

Greenpeace wertete den Erfolg der Aktion als Beweis für die Anfälligkeit französischer Atomanlagen bei möglichen Terrorangriffen aus der Luft. Im Gegensatz zur Situation in Deutschland spielten mögliche Flugzeugabstürze nicht einmal in Stresstests eine Rolle, hieß es. Eine jüngst von dem britischen Experten John Large erstellte Studie zeige die enormen Risiken. Nach Angaben von Greenpeace geht aus der Untersuchung hervor, dass neben Bugey sieben weitere Kernkraftwerke wegen schwacher Betonhüllen besonders verwundbar sind.

Sicherheit

Der Kraftwerksbetreiber EDF bezeichnete den Vorfall in der rund 40 Kilometer von Lyon entfernten Anlage als unkritisch. „Die Sicherheit war zu keiner Zeit infrage gestellt“, teilte der Energiekonzern mit. Der Eindringling sei sofort entdeckt und festgenommen worden.

Kurz darauf ereignete sich allerdings eine weitere Sicherheitspanne. Einem Mann gelang es nach französischen Behördenangaben, unbemerkt von den Sicherheitskräften durch die Lastwageneinfahrt auf das Gelände des Atomkraftwerks Civaux in der Region Poitou-Charentes zu gelangen. Er konnte erst nach rund einer Stunde festgenommen werden.

Zum ungeeigneten Zeitpunkt kommen die Aktionen für die französischen Präsidentschaftskandidaten François Hollande und Nicolas Sarkozy. Frankreich bezieht drei Viertel seines Stroms aus Atomkraft und beide haben im Wahlkampf angekündigt, weiter auf Kernenergie setzen zu wollen – Amtsinhaber Sarkozy uneingeschränkt und Hollande zumindest zum großen Teil. Die Regierung ließ am Nachmittag mitteilen, die Sicherheit der Anlagen sei während der Zwischenfälle nicht gefährdet gewesen.