Affäre Lunghi wird zur Affäre RTL

Affäre Lunghi wird zur Affäre RTL
(Ifinzi)

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Die Affäre Lunghi wird zur Affäre RTL: Die Bertelsmann-Zentrale hat sich laut Tageblatt-Informationen in den Konflikt zwischen der RTL-Direktion und -Redaktion eingeklinkt.

Auch am Mittwoch beschäftigte die sog. Affäre Lunghi den Bertelsmann-Ableger RTL-Luxemburg. Dem Vernehmen nach fanden inzwischen mehrere Krisensitzungen statt. So traf sich RTL-Direktor Alain Berwick am Mittwoch mit der Delegation und dem Personal des Hauses zu einer längeren Versammlung, die zweieinhalb Stunden gedauert haben soll und bei der offensichtlich wurde, dass die Mehrheit der Belegschaft (unser Quelle spricht von drei Viertel der Mitarbeiter) nicht der Meinung war, dass Direktor Alain Berwick mit seiner Interpretation (es handele sich um eine reine Affäre Lunghi) richtig liege.

Dieser soll mittlerweile – obwohl er immer noch von der Richtigkeit der zweiten Sendung (am 3. Oktober) überzeugt sei – indirekt den Programmchef des Magazinteils des Luxemburger Fernsehprogramms von RTL, Steve Schmit, als eigentlichen Verantwortlichen genannt haben. Berwick weilte zur Zeit der Geschehnisse im Urlaub. Wieder zurück an seinem Arbeitsplatz sei ihm die „Affäre“ von der betreffenden Journalistin Schram und einem Kollegen zugetragen worden und er habe sich alsdann für den Konfrontationskurs und für die Ausstrahlung des Beitrages mit der Mikrofonszene entschieden. Auch der Arztbesuch der Journalistin sei auf seine Initiative hin geschehen.

„Den Nol op de Kapp“

Dem Vernehmen nach hat sich mittlerweile die Gütersloher Bertelsmann-Zentrale eingemischt. Laut Tageblatt-Informationen soll die Konzernzentrale ein Dossier aus Luxemburg über den ganzen Vorfall angefordert haben. Eine Terminanfrage der Personaldelegation soll dem Vernehmen nach von der Konzernzentrale abgelehnt worden sein, mit dem Verweis, dass es bisher keine arbeitsrechtlichen Maßnahmen gegeben habe. Aus der Konzernzentrale gibt es mittlerweile auch eine Antwort. Die Bertelsmann Stiftung sei nicht zuständig und beantworte keine Anfragen in dieser Sache, heißt es darin. Für diese Angelegenheit sei RTL Letzebuerg zuständig. Am Donnerstag soll nach Tageblatt-Informationen eine Mitteilung von RTL zu den Ereignissen verbreitet werden, in der das Geschehen weniger einseitig behandelt werden soll als bislang.

Die Delegation verzichtete am Mittwoch nach Tageblatt-Informationen auf die Verbreitung eines eigenen Communiqués, dies wohl auch weil der Direktor nicht mehr auf seiner ursprünglichen Position beharre. Wie bereits oben beschrieben, gab es denn bislang auch keine internen personellen Maßnahmen. Nach einem offenen Brief der Künstlerin Doris Drescher, in dem sie sich beim Kulturministerium darüber beklagt, nicht im Mudam ausstellen zu dürfen, wird der Museumsdirektor Enrico Lunghi im Rahmen der Sendung „Den Nol op de Kapp“ von Sophie Schram interviewt. Mehrfach fragt sie Lunghi, was ihm denn nicht an Dreschers Bildern gefalle. Offensichtlich genervt drückt der Direktor das Mikrofon beiseite und warnt die RTL-Mitarbeiterin, er werde künftig nicht mehr mit ihr sprechen, solle die Szene gesendet werden.

Demission

Nach einem ersten Beitrag des Senders, der am 19. September ausgestraht wurde und der die ersten sieben Minuten des Interviews zeigte, wurde ein zweiter Teil separat am 3. Oktober ausgestrahlt. Darin ist die Szene mit dem weggedrückten Mikrofon zu sehen. Die RTL-Reporterin geht Tage nach der Ausstrahlung des ersten Teils zum Arzt, erhält eine zweitägige Krankschreibung und kündigt an, gegen den Museumsdirektor Anzeige zu erstatten. Am 4. Oktober kündigt Staatsminister Xavier Bettel seinerseits ein Disziplinarverfahren gegen Lunghi an. Dies aufgrund des Gesetzes vom 16.4.79 zum Statut des Funktionärs (vgl. auch unsere Dienstagsausgabe).

Der Verwaltungsrat des Mudam stellt sich hinter Lunghi, dieser demissioniert dennoch einige Tage später als Mudam-Direktor. Vorher hatte er sich bei Schram entschuldigt, die daraufhin auf die angedrohte Klage verzichten wollte. Die Affäre wurde am Dienstag in der Kulturkommission des Parlamentes behandelt und wird – nach Stellungnahmen der Parteien – zum Politikum. Am Mittwoch kam es dann zum internen Showdown bei RTL.