40 Prozent mehr Sprit als angegeben

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Neuwagen verbrauchen einer Studie zufolge bis zu 40 Prozent mehr Sprit, als angegeben. Auf diese Weise verlieren die Verbraucher etwa 450 Euro pro Jahr.

Neuwagen in Europa verbrauchen einer neuen Studie des US-Forschungsinstituts ICCT zufolge knapp 40 Prozent mehr Treibstoff als von den Herstellern angegeben. Diese durchschnittliche Abweichung zwischen dem im Labor gemessenen und dem tatsächlichen Verbrauch ist in den vergangenen Jahren stark angestiegen, wie aus der in der Nacht zum Freitag veröffentlichten Studie hervorgeht. Demnach betrug diese Abweichung 2001 nur acht Prozent.

Daimler dementiert

Der Autokonzern Daimler hat sich gegen Vorwürfe der Deutschen Umwelthilfe (DUH) gewehrt, wonach auch er Abgasmessungen manipuliert habe. „Den Vorwurf der Manipulation unserer Fahrzeuge bei Emissionsmessungen weisen wir auf das Schärfste zurück“, erklärte Daimler am Freitag in Stuttgart.
Eine Funktion zu Manipulation „kam nie und kommt bei Daimler nicht zum Einsatz“. „Uns sind keinerlei Messungen bekannt, bei denen festgestellt wurde, dass wir die gesetzlichen Anforderungen mit unseren Fahrzeugen nicht einhalten“, erklärte Daimler weiter. Der Geschäftsführer der DUH, Jürgen Resch, hatte Daimler unter anderem am Montag in der „Stuttgarter Zeitung“ vorgeworfen, seine Autos so zu programmieren, dass „diese erkennen, wenn Sie auf einem Abgasprüfstand stehen“. Nur dann hielten Sie die Grenzwerte ein. (AFP)

Die Abweichung habe sich vervierfacht, nachdem die Europäische Union im Jahr 2009 strengere Abgaswerte eingeführt hatte, erklärte das ICCT. Das Institut wertete für die Studie nach eigenen Angaben elf Datensätze aus sechs Ländern über 14 Jahren aus; fast 600.000 Autos wurden demnach erfasst. Für den Verbraucher bedeute die Abweichung von Laborverbrauch und tatsächlichem Verbrauch höhere Spritkosten, erklärte das ICCT. Sie beliefen sich auf durchschnittlich 450 Euro pro Jahr. Da auch die Kfz-Steuer vielerorts in der EU nach Verbrauch berechnet wird, gehören laut ICCT auch Staaten zu den Geschädigten.

Schlupflöcher in der Testprozedur

Die Studie habe ergeben, dass die Fahrzeughersteller zunehmend Schlupflöcher in der Testprozedur ausnutzen würden. Besonders hohe Abweichungen stellten die Tester bei teuren Autos im Premium-Segment fest, dort lag der Verbrauch einiger Modelle 2014 im Durchschnitt mehr als fünfzig Prozent höher als vom Hersteller angegeben. Auffällig hoch seien auch die Abweichungen für Hybrid- und Plug-in-Hybrid-Fahrzeuge.

Generell gelte, dass die Diskrepanz zwischen den offiziellen und den tatsächlichen Verbrauchswerten bei Einführung einer neuen Modellgeneration sprunghaft ansteige. In dem auf einer Auswertung der Vergleichsseite spritmonitor.de beruhenden Vergleich lagen etwa alle Mercedes-Modelle von C-Klasse, E-Klasse und A-Klasse beim Verbrauch um mehr als fünfzig Prozent höher als vom Hersteller angegeben. Bei BMW lag demnach die 5er-Reihe bei annähernd fünfzig Prozent Mehrverbrauch. Auch die Peugeot 306, 307 und 308 bewegten sich in diesem Bereich. Beim verkaufsstärksten Pkw, dem VW Golf, lag der Verbrauch demnach etwas mehr als vierzig Prozent über den Herstellerangaben. Bei den Toyota-Hybridfahrzeugen Yaris und Auris waren es ebenfalls über vierzig Prozent.

Der Ruf nach verbesserten Tests

Die dringlichste Forderung, die sich aus den Ergebnissen der Studie ergebe, seien verbesserte Tests, erklärte das ICCT. Die ab 2017 in der EU geplante WLTP (Worldwide Harmonised Light Duty Test Procedure) soll der Wirklichkeit näher kommen – dieses Testverfahren werde die Lücke zwischen Labor und Realität aber nicht schließen, kritisierte das ICCT. Es forderte echte Straßentests.

Der International Council on Clean Transportation (ICCT, zu deutsch: Internationaler Rat für sauberen Verkehr) hatte den Abgas-Skandal bei Volkswagen ausgelöst, indem er die US-Umweltbehörde EPA informierte. Das gemeinnützige Forschungsinstitut hat das Ziel, die Ökobilanz und die Energieeffizienz von Straßen-, See- und Luftverkehr zu verbessern. Letztlich sollen der Klimawandel abgemildert und die Gesundheit des Menschen geschützt werden.

Auch der deutsche Autofahrerclub ADAC hat in eigenen Abgastests bei Dieselautos verschiedener Hersteller teils massive Überschreitungen der europäischen Grenzwerte festgestellt, heißt es am Freitag. Im gravierendsten Fall habe der Stickoxid-Ausstoß um mehr als den Faktor 16 über dem für Diesel-Pkw der Abgasnorm Euro 6 zulässigen Wert von 80 Milligramm pro Kilometer gelegen.

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