252 Euro für die Tonne

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Als Verbraucher erwarten wir eine größtmögliche Vielfalt und Frische der Produkte: Diese Anforderungen stellen nicht nur den Handel vor Herausforderungen, sondern haben auch ernsthafte Folgen für unseren Umgang mit Lebensmitteln.

Stichwort Lebensmittelverschwendung: Wissen Sie, wer am meisten Lebensmittel in die Mülltonne wirft? Kleine Hilfe vorab: Es sind nicht die Großküchen und nicht die Supermarktketten hierzulande. Nein, wir sind es, die Endverbraucher. Das hat eine rezente Studie des Ministeriums für Nachhaltige Entwicklung ans Tageslicht gebracht. Darin wurden die Lebensmittelverarbeitung, der Vertrieb und das Verhalten der Kunden unter die Lupe genommen. Und es wurde festgestellt, dass jeder von uns rund 124 Kilogramm Lebensmittel im Jahr wegwirft.

Fast die Hälfte davon (56 Kilo) wären aber vermeidbar, sagte Stéphanie Goergen von der Abteilung „Umwelt“ des Nachhaltigkeitsministeriums in ihrem Vortrag gestern auf der Konferenz „Zusammen gegen Lebensmittelverschwendung“. Als „vermeidbare Abfälle“ gelten demnach Essensreste wie Brot, Gemüse, Obst oder auch Wurst und Fleisch. Schalen und Knochen, also nicht essbare Zubereitungsreste, zählen Experten zu den „nicht vermeidbaren Abfällen“.

68.000 Tonnen Lebensmittel im Müll

Laut dieser sogenannten Restabfallstudie werfen Verbraucher, Kantinen, Handel und Gastronomie jährlich 68.000 Tonnen Lebensmittel in den Müll. Dass in Sachen Lebensmittelverschwendung nicht Handel oder Gastronomie den Schwarzen Peter in der Hand halten, sondern der Privatkunde, hat eine einfache Erklärung. Jedes Produkt, das im Abfalleimer landet, kostet Geld. Für Handel und Gastronomie bedeutet das Verluste, die sie niedrig zu halten versuchen. Jetzt gelte es, diese Binsenweisheit den Verbrauchern beizubringen, so die Experten auf der Konferenz, die vom Landwirtschaftsministerium veranstaltet wurde.

Rund 29 Kilogramm pro Einwohner und Jahr oder fast 16.000 Tonnen Lebensmittel werfen wir weg. Mit mehr als 51 Prozent sind die Endkunden die größten Verschwender. Und ein Blick in die graue Tonne im letzten Jahr belegte die Daten der Experten eindeutig. 2015 entsorgte jeder Einwohner Luxemburgs rund 19 Kilogramm „vermeidbare Lebensmittel“ im Müll, pro Haushalt waren es 45,36 Kilo jährlich.

Lkw-weise Lebensmittelmüll

Bei rund 563.000 Einwohnern (1.1.2015) macht das einen Abfallberg von 10.640 Tonnen im Jahr oder drei voll gestopfte Müll-Lkws täglich. In Euro gesprochen schmeißen wir jährlich 105 Euro pro Einwohner und 252 Euro jährlich pro Haushalt einfach in den Müll. So fallen im luxemburgischen Handel etwa 8 Kilo Lebensmittelabfälle pro Einwohner und Jahr an. Meistens handelt es sich dabei um Produkte, die nicht mehr verkäuflich sind. Etwas mehr Lebensmittel (11 kg pro Einwohner und Jahr) fallen in den Kantinen (Schulen, Krankenhäuser und Altenheimen) als Abfall an. Dabei wäre der Großteil dieser rund 6.120 Tonnen Lebensmittel vermeidbar. Denn er bestehe hauptsächlich aus Tischresten und überzähligen Mahlzeiten, so Stéphanie Goergen weiter. In der Gastronomie landen im Jahr etwa 8 Kilogramm pro Einwohner vom Teller in der Tonne. Tisch-, Zubereitungsreste und Lagerabfall werden hierfür zusammengezählt. Verbraucher und Handel seien wie eine Zitrone, hieß es gestern auf der Konferenz. Übe man Druck aus, gäben sie am meisten Saft.

Den Druck will die Regierung unter anderem mit einem nationalen Aktionsplan gegen Lebensmittelverschwendung ausüben, der Ende 2016 folgen soll. Und auch der sogenannte „Doggybag“ im Restaurant soll bald Realität werden. Zahlreiche Projekte und Aktionen in diesem Zusammenhang seien inzwischen angelaufen, hieß es weiter.