„17 bis 20 Atomreaktoren abschalten“

„17 bis 20 Atomreaktoren abschalten“
( Editpress/Pierre Matge )

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Im Rahmen der Veränderung der französischen Energieversorgung in Richtung erneuerbarer Energien müssten 17 bis 20 Kernreaktoren in Frankreich abgeschaltet werden, meint der Rechnungshof in Paris.

Frankreich stellt seine Energieversorgung um. Ein Übergangsgesetz sieht vor, dass die Energieversorgung aus Nuklearanlagen mit der Zeit auf 50 Prozent der Stromproduktion verringert werden soll. Der französische Rechnungshof hat daraus das Ende für jeden dritten Reaktor errechnet. In dem am Mittwoch vorgelegten Bericht heißt es: „Nimmt man an, dass Verbrauch und Export konstant bleiben, dann hätte das Gesetz zur Folge, dass zwischen 17 und 20 Reaktoren abgeschaltet werden müssten“. Der Rechnungshof macht damit n Frankreich öffentlich, was Experten – ohne dass ihnen Beachtung geschenkt werden würde – seit Monaten sagen.

Es gibt keine – öffentlich bekannte – Analyse über die Folgen einer solchen Aktion. Der Rechnungshof geht aber davon aus, dass der staatliche Stromversorger, der gerade wegen mangelnder Umsätze den Pariser Börsenindex CAC 40 verlassen musste, einen Umsatzverlust von 5,7 Milliarden Euro hinnehmen müsste. Folgen mit allgemeinwirtschaftlicher Auswirkung auf den Arbeitsmarkt und periphäre Unternehmen hätten der Rückgang der Betriebskosten in Höhe von 3,9 Milliarden Euro und ein Rückgang der Investitionen in Höhe von 1,9 Milliarden Euro.
Der Rechnungshof verlangt eine wirtschaftliche Einschätzung der Folgen im Rahmen des Energiewirtschaftlichen Mehrjahresplanes, der im April 2016 vorgelegt werden soll.

Die Prüfer beschäftigen sich weiter mit der Nuklearpolitik des Energieversorgers EDF insgesamt. Das Unternehmen beziffert die Aufwendungen auf 55 Milliarden Euro, die zur Verbesserung von Sicherheitsstandards nötig sind. Es sind dies Verschärfungen, die nach dem japanischen Fukushima Unfall erfolgt sind. EDF hofft, mit diesen Verbesserungen den Lebenszyklus der 58 Atomkraftwerk von 40 auf 60 Jahre anzuheben.

Während das Unternehmen den Investitionszeitraum von 2014 bis 2025 beziffert, geht der Rechnungshof von einem Zeitraum 2014 bis 2030 aus. Die Prüfer verdoppeln den Investitionsbedarf auf 100 Milliarden Euro. Sie beziffern den notwendigen Investitionsbedarf auf 75 Milliarden Euro. Die Betriebskosten sollen 25 Milliarden Euro betragen. Der Rechnungshof weist darauf hin, dass der Bedarf an neuen Mitarbeitern steigen werde und auch für Aus- und Fortbildung höhere Kosten anfallen würden.

Die notwendigen Investitionen dürften, so der Rechnungshof, keine Auswirkungen auf den Strompreis haben. Die Prüfer weisen aber auch darauf hin, dass in einem Zeitraum von 2010 bis 2013 die Produktionskosten wegen hoher Aufwendungen für Wartungsarbeiten von 49,6 Euro pro Megawattstunde auf 59,8 Euro angestiegen seien. Im Jahre 2014 hätten sie sogar 62,6 Euro pro Megawattstunde betragen.