Michel Lucius goes anglofon

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(Tageblatt-Archiv)

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Im Parlament gab es am Dienstag grünes Licht für ein weiteres Schulmodell.

Viel wurde in den vergangenen Monaten über die sprachliche Diversität des Schulangebots diskutiert. Im Sinne eines differenzierten Angebots ist auch die Schaffung einer anglofonen „filière“ am hauptstädtischen „Lycée Michel Lucius“ zu verstehen. In der parlamentarischen Debatte sahen einzelne Abgeordnete die neue „filière“ allerdings eher als elitär.

Dieser neue Zweig mit Englisch als „langue véhiculaire“ (und Luxemburgisch, Deutsch und Französisch als Fremdsprachen) sei keine Eliteschule, versuchte Berichterstatter Lex Delles (DP) kritischen Einwänden schon mal vorzubauen. Allerdings mit wenig Erfolg, wie sich zeigen sollte. Diese „filière“ sei vielmehr eine öffentliche, kostenlose Schule, die sich an die Kinder von Eltern richte, die nur zeitlich begrenzt in Luxemburg wohnen, betonte er. Das Programm basiert, wie bei der Europaschule und verschiedenen Privatschulen auf dem einer „International School“.

Auch Grundschule

Mit dem Gesetz wird aber nicht nur das seit 2011 versuchsweise angebotene englischsprachige Sekundarangebot gesetzlich fest verankert. Geschaffen wird damit auch eine englischsprachige Grundschule. Mit sechs Ausbildungsjahren orientiert sich diese allerdings nicht an der „International School“ mit ihren fünf Klassen, sondern an dem luxemburgischen Modell.

Gleich zweimal bemerkte Martine Mergen (CSV), dass diese Schule mit ihren hohen Standards „auch ein Angebot für luxemburgische Schüler sein“ könne. Eine Aussage, die irgendwie dann doch nach Eliteschule klang. Noch deutlicher als die Vorrednerin sprach Fernand Kartheiser (ADR) von „einem attraktiven Angebot auch für luxemburgische Eltern vor dem Hintergrund des Verfalls beim klassischen Schulsystem“. Auch müsse die Frage erlaubt sein, ob die Multiplikation unterschiedlicher Schulformen wirklich noch im Sinne einer Integrationspolitik sei oder doch eher parallele Entwicklungen fördere.

Breiter aufstellen

Man sei „hin- und hergerissen, habe sich zunächst enthalten wollen, werde dem Gesetz letztlich aber doch zustimmen“, bemerkte David Wagner („déi Lénk“). Ihm fehlte vor allem die Antwort darauf, wie sich die Abgangsschüler in der Gesellschaft zurechtfinden werden, wenn sie am Ende ihrer Ausbildung dann doch nicht in ihr Heimatland zurückkehren, sondern in Luxemburg bleiben.

Das Schulsystem breiter aufzustellen, sei eine gute Sache, meinten derweil Tess Burton (LSAP) und Claude Adam („déi gréng“). Einzig die ADR stimmte am Ende gegen das Gesetz. Laut Unterrichtsminister Claude Meisch, der das hohe Niveau des englischen Schulmodells lobte, sind 70 der rund 400 Schüler an der bestehenden „filière“ schon heute Luxemburger. Also doch eine Art öffentliche Eliteschule …? Klare Zugangskriterien zu der neuen anglofonen Schule gibt es übrigens nicht.

Weitere Details zur Parlamentssitzung vom Dienstag finden Sie in der Tageblatt-Ausgabe vom 14. Dezember (Print und Epaper).