Wieso „Einmischung“?

Wieso „Einmischung“?
(Alain Rischard/editpress)

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In den Internet-Foren (siehe z.B. die Lesermeinungen bei tageblatt.lu) wird eifrig über das Referendum mit seinen drei Fragen diskutiert. Mit einem Klick ist man dabei; erfasst wird nicht die Identität des Schreibers, der sich bequem hinter einem Pseudonym verstecken kann, sondern nur die Registernummer des absendenden Gerätes. Smartphone, iPad, Laptop, Desk-Computer. So lässt sich „alles“ sagen …

Alvin Sold asold@tageblatt.lu

Neben gut durchdachten und ordentlich verfassten Stellungnahmen zu Leitartikeln und Kommentaren der Redaktion fallen auch solche Texte auf, die von Unkenntnis und Gehässigkeit nur so strotzen, leider oft in einer primitiven Ausdrucksform, ob in Lëtzebuergesch, Deutsch oder Französisch. Manche der immer wiederkehrenden Meckerer gehen aus ihrer sicheren Deckung mit uns Journalisten in einer Tonart um, dass man glauben könnte, wir hätten zusammen die Schweine gehütet. Aber auch das gehört wohl zu den neuen Freiheiten.

Ein oft erhobener Vorwurf gipfelt darin, die Medien würden sich unbefugt in die Meinungsbildung des Wahlbürgers einmischen. Dieser sei groß und alt genug, um zu wissen, wie er am 7. Juni zu stimmen habe. Einige gehen so weit, die Presseförderung ins Spiel zu bringen: Wer sich, als Zeitung oder Website, für das Ja einsetze, zweckentfremde öffentliche Gelder.

Wer solches behauptet, stellt sich nur dumm. Hintergründig stört ihn die aufklärerische Macht der Presse, die den Vorurteilen Fakten, Analysen und Empfehlungen gegenüberstellt, wenn politische Themen und Orientierungen zur Debatte stehen. Wir hätten uns da rauszuhalten.

A wann der net gitt!

Dafür, für die Befeuerung des Meinungsbildungsprozesses in der pluralistisch-demokratischen Gesellschaft, sind die Medien generell und die Presse mit ihren schnellen Websites unverzichtbar.

Ein 100-jähriges Haus wie das Tageblatt „macht“ Meinung seit Generationen, indem es konsequent für Freiheit und Gleichheit vor dem Gesetz, Bildung und Weiterbildung aller, für soziale Gerechtigkeit, kulturelle Emanzipation, für Frieden und Fairness eintritt. In unzähligen Fällen hat das Tageblatt an vorderster Front engagiert für ein Luxemburg gestritten, auf das man heute richtig stolz sein kann.

Tageblatt-Leitartikel gegen Irrungen und Verbrechen (Faschismus, Nazismus, Stalinismus, Mussolini, Franco, Hitler, Kolonialkriege, Apartheid, Vietnam, Pinochet, Budapest, Prag, Gaza/Palästina, Irak, Afghanistan, Nahost überhaupt usw., usf. ), Tageblatt-Leitartikel für den Fortschritt in Luxemburg (Arbeitsrecht, sozialer Schutz, gute öffentliche Schulen, Spitäler und Altersfürsorge, Modernisierung des Zivilrechts: Gleichstellung der Frau, Scheidung, Schwangerschaftsabbruch und Euthanasie einbegriffen) haben eine nachhaltige politische Wirkung, derer Luxemburg sich nicht zu schämen braucht.

Und die geschätzten Widersacher, die sich auf Tageblatt.lu ausdrücken dürfen (wir reden nicht über Meinungsfreiheit, wir gewährleisten sie!), mögen uns gestatten, auch dieses Mal nach vorne zu blicken und nicht rückwärts.

Wir vertrauen den politisch interessierten Jugendlichen, auch wenn sie erst 16 bzw. 17 sind. Wir vertrauen den politisch interessierten Ausländern, wenn sie schon zehn Jahre im Land wohnen und bereits einmal an einer Wahl teilgenommen haben. Schließlich: Wir trauen es den politischen Parteien zu, dass sie einen Minister nach zehn Jahren Amtszeit durch einen gleich guten oder besseren ersetzen können …

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