Viele Baustellen

Viele Baustellen
(Alain Rischard/editpress)

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Da hätte er doch besser ein beschaulicheres Ressort gewählt. Der ehemalige Differdinger Bürgermeister suchte sich ein Ministerium aus, das offensichtlich mehr Sprengstoff birgt als zu Beginn der Legislatur bekannt.

Vieles davon sind Altlasten, manche Probleme sind allerdings hausgemacht.

Robert Schneider rschneider@tageblatt.lu

Zu den Altlasten gehören die Kollateralschäden einer Reform, die jahrzehntelang verschleppt wurde und von Meischs Vorgängerin mit bewundernswerter Geduld mühselig auf die Schienen gebracht wurde. In der Tat mussten Generationen von Zuwanderern, erst die Italiener, dann die Portugiesen, sich alternativlos mit sämtlichen Fächern in deutscher Sprache quälen, was den romanischen Kindern vom ersten Schuljahr an einen erheblichen Rückstand bescherte. Die jeweiligen CSV-Bildungsminister, die das Ressort mehr schlecht denn recht verwalteten, schien dies wenig zu stören: Die Problematik war zwar bekannt, doch die Eltern der betroffenen Kinder waren wahltechnisch „quantité négligeable“.

„Bonjour“ a „Merci“

Es folgte die DP-Ministerin Brasseur, von deren Legislatur hauptsächlich die „Basics“ in Erinnerung blieben. Nachdem sie ihre fünf Jahre an der Spitze des Ministeriums also hauptsächlich dazu nutzte, den Kindern „Bonjour“ a „Merci“ beizubringen, rieb Mady Delvaux sich in dem Ressort auf, in dem praktisch jeder (Lehrer, Eltern, Schüler) eine Meinung hat, die selbstredend stark von derjenigen anderer abweicht. Nachdem Meisch nun in einer ersten Phase Feuerwehrmann spielte und die unhaltbaren neuen Zustände in der Berufsausbildung entschärfen musste, nachdem er in einer ebenso frühen Phase einige Beamte entdeckte, die zwar auf der ministeriellen Lohnliste standen, ansonsten aber nicht gesehen wurden, darf er sich jetzt gemeinsam mit Innenminister Kersch mit wütenden Gewerkschaftern wegen der Reform im öffentlichen Dienst herumschlagen und durfte sich zu allem Überfluss Anfang der Woche bei den Schülern des Zyklus 4.2 entschuldigen.

Dies, weil durch eine, durch unsere Zeitung aufgedeckte, mehr als unlautere Aktion (die, soweit wir dies zum jetzigen Zeitpunkt beurteilen können, kein Einzelfall, sondern eher die Spitze eines Eisberges ist) die Testfragen vor den Prüfungen publik wurden.

Und schließlich brachte der neue Minister nun die Verfechter der Trennung von Staat und Kirche, den „Cercle de coopération des associations laïques“, gegen sich auf, die in Sachen Werteunterricht einen Mangel an Transparenz und Dialog im Vorfeld der Entscheidung für einen Schweizer Moderator, der zumindest eine polarisierende Wirkung auf die Lehrerschaft hat, monierten.

Dass das Ministerium jenen Ethiklehrern der Sekundarschulen, die sich in Arbeitsgruppen – zwar unter der alten Regierung, aber immerhin – um einen neuen Lehrplan im Werteunterricht bemühten und öffentlich gegen die Vorgehensweise der Regierung protestierten, nun mit Sanktionen drohte und auf das Staatsbeamtenstatut verwies, darf hierbei in die Kategorie „schlechter Stil“ abgelegt werden.