Nachwuchssorgen

Nachwuchssorgen
(Tageblatt/François Aussems)

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Jean-Claude Juncker weg, Luc Frieden weg, François Biltgen schon länger weg: Die CSV hat ein Personalproblem und parallel Nachwuchssorgen, wie der neue Fraktionschef Claude Wiseler beim Sommerfest der Partei einräumte.

Die großen Stimmenfänger müssen ersetzt werden, außerdem sind die beiden ausgewiesenen Finanzexperten Juncker und Frieden nicht so ohne Weiteres zu ersetzen.

Robert Schneider rschneider@tageblatt.lu

Obwohl die Partei sich gerne im Erfolg der Europawahl sonnt, müssen die Christlichsozialen sich und ihre liebgewonnenen Gewohnheiten infrage stellen.

Zurzeit sind Arbeitsgruppen damit beschäftigt, die verschiedensten politischen Dossiers zu diskutieren und für den Herbstkongress der Christlichsozialen ihre Überlegungen in Form zu bringen, was auch dringend notwendig ist. Das Parteiprogramm braucht offensichtlich einen Modernisierungsschub, spätestens vor den nächsten Parlamentswahlen wird Luxemburg sich so weit von der CSV-Realität des beginnenden 20.
Jahrhunderts entfernt haben, dass sie damit mehr als alt aussehen würde.

Apropos alt: Die Jugendorganisation der Partei, die gerne als Karrieresprungbrett genutzt wurde, muss sich ebenfalls gesellschaftlich offensiver positionieren, möchte sie weiterhin Mitglieder sammeln und nicht als Messdienervereinigung gelten.

Zwar ist die CSV nicht die einzige Volkspartei, deren Durchschnittsalter in die Höhe schnellt; auch die LSAP kennt das Problem, doch die Christlichsozialen sind für junge Menschen offensichtlich noch ein ganzes Stück weniger attraktiv als die Sozialisten. Ein neues Parteiprogramm und neue Statuten (in den alten waren eine Reihe von parteiinternen Posten für Regierungsmitglieder reserviert) sollen also neuen Schwung bringen.

Steht ein Machtkampf an?

Nach dem Abschied der oben genannten Politgrößen, zu denen eine Reihe von anstehenden Fortgängen gezählt werden können (Paul-Henri Meyers wird sich dem Vernehmen nach in ein bis zwei Jahren nach der Verfassungsreform zurückziehen), und von beliebten Politikern, bei denen es fraglich ist, ob sie sich aus Altersgründen in vier Jahren wieder der Wahl stellen werden (etwa Marco Schank und Aly Kaes), sind einige interne Posten bei der CSV zu verteilen, dies auch und besonders für den Fall einer erneuten Regierungsbeteiligung nach 2018.

Einige der CSV-Politiker haben daneben ein großes Maß ihrer einstigen Beliebtheit eingebüßt, wie das Tageblatt-Politbarometer, aber auch der Ausgang der letzten Parlamentswahlen verdeutlichte. So ist der frühere Innenminister Jean-Marie Halsdorf weit von früheren Wahlerfolgen entfernt, Michel Wolter, vormaliger Minister mit flapsiger Rhetorik, hat viele Wähler verloren, das Gleiche gilt für den finanzpolitischen Sprecher der Partei und Mamer Bürgermeister Gilles Roth und auch Generalsekretär Laurent Zeimet, der sich selbst schon als „coming man“ sah und so auftrat, wurde vom Wähler nicht mit Stimmen überschüttet, auch wenn er voraussichtlich im Herbst für Juncker ins Parlament nachrücken dürfte.

In zwei bis drei Jahren wird sich also die Frage des Spitzenkandidaten stellen. Parteipräsident Marc Spautz wird hierfür nicht infrage kommen und ob Fraktionschef Claude Wiseler nach einigen Jahren Oppositionsarbeit das entsprechende Profil aufbauen kann, ist offen.

Auch ein potenzielles Zugpferd der Partei, die Ex-Kommissarin Viviane Reding, die nun Europaparlamentarierin ist, scheint zu weit vom Luxemburger Politgeschäft entfernt, um diese Aufgabe erfüllen zu können. Die Oppositionspartei, die laut Wiseler mittlerweile ebendort, also in der Opposition, angekommen ist, muss sich demnach mit einigen Fragen beschäftigen, die sie so lange Jahre nicht kannte.