Krisen-Management

Krisen-Management
(Alain Rischard/editpress)

Jetzt weiterlesen! !

Für 0,59 € können Sie diesen Artikel erwerben.

Sie sind bereits Kunde?

Hallo! Aufmerksamkeit! Ich! Neu! Buch! Die Editions Binsfeld laden Presse und Buchhändler zu einem gemütlichen Frühstücksplausch ins „Bistrot de la presse“, um ihrer literarischen Neuerscheinung, Guy Rewenigs Erzählband (LINK) „Déi bescht Manéier, aus der Landschaft ze verschwannen“, den besten aller Einstiege in das Treiben auf dem Buchmarkt zu ermöglichen. Um zumindest zu versuchen, ihm mithilfe von Presse und Buchhandel ein paar Leser mehr als die üblichen Verdächtigen, die paar Luxemburgensia-Liebhaber, die paar Freunde und Kollegen des Schriftstellers, zu bescheren.

Janina Strötgen jstroetgen@tageblatt.lu

Krisenmanagement nennt man das wohl. Und die Strategie scheint aufzugehen: Es wird über das Buch gesprochen. Ob es deshalb nun allerdings häufiger gelesen wird, steht auf einem ganz anderen Blatt.

Das Buch ist in der Krise. Und das in luxemburgischer Sprache verfasste Buch sowieso. So der allgemeine Konsens. Aber ist „Krise“ wirklich das richtige Wort? Denn Krise beschreibt doch einen vorübergehenden Zustand und signalisiert zudem, dass die Situation in der Vergangenheit auch schon einmal besser war … Bei der Situation der Luxemburger Literatur scheint es sich jedoch vielmehr um ein ganzes System zu handeln, das nicht so funktioniert, wie es müsste.

Zur luxemburgischen Sprache: Jeglicher Angstschürer und Panikmacher zum Trotz: Es stimmt nicht, dass das Luxemburgische am Aussterben ist. Umfragen belegen, dass noch nie so viele Menschen Luxemburgisch sprachen wie heute, an der Universität hat die Luxemburgensia sogar einen eigenen Lehrstuhl, an unseren Schulen ist Luxemburgisch meist die Gemeinschaftssprache der Schüler mit unterschiedlichsten Muttersprachen und auch die Luxemburgischkurse in den Sprachinstituten haben mehr Nachfrage denn je. Doch weder in den öffentlichen Schulen noch in den Sprachinstituten bekommt die Literatur den Platz, den sie verdient. Das ist einer der Haken im System. Warum finden sich kaum Luxemburger Autoren auf den Lehrplänen? Wie kann es sein, dass ein Abiturient hier noch nie etwas von Helminger, Rewenig oder Manderscheid gehört hat?

Offensichtlich fehlt es am Interesse. Vonseiten des Bildungsministeriums. Und vonseiten des Kulturministeriums. Eindrucksvoll bewiesen hat dies einmal mehr Maggy Nagel, als sie am Mittwochabend in Mersch, immerhin bei der Verleihung des wichtigsten nationalen Literaturpreises, des Servais-Preises, mit Abwesenheit glänzte. Wie sollen Schüler ein Interesse gegenüber unseren Autoren entwickeln, wie soll die Luxemburger Literatur in der Öffentlichkeit wahrgenommen und geschätzt werden, wenn selbst die Kulturministerin, jene Person also, die an oberster Stelle sitzt, um das Luxemburger Buch zu unterstützen, immer wieder eindrucksvoll beweist, wo ihre Prioritäten liegen und wo eben nicht?

Gerade in einem kleinen Land wie Luxemburg ist einheimische Literatur von staatlichen Unterstützungen abhängig; für Publikationshilfen, Stipendienangebote, Übersetzungen, Messeauftritte, Lobbyarbeit …

Doch hierfür bedürfte es einer ernsthaften Buchpolitik. Bücher gibt es, die Politik für sie leider nicht.

Lesen Sie auch:

Das Buch zur Krise