Druckmittel und Spielraum

Druckmittel und Spielraum
(dpa/Symbolfoto)

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Am heutigen Samstag wird das renommierteste deutsche Magazin Spiegel mit dem Titel „Der Geisterfahrer. Europas Albtraum Alexis Tsipras“ in den Kiosken liegen.

Es passt zur komplett irrationalen medialen Hysterie in der Griechenland-Frage. Auch gestern wurde das Treffen zwischen Eurogruppen-Chef Jeroen Dijsselbloem und dem griechischen Finanzminister Giannis Varoufakis ohne jegliche Einordnung durch die Nachrichtenticker gejagt. Griechenland werde nicht mehr mit der Troika zusammenarbeiten. Man habe die Troika vor die Tür gesetzt.

dsabharwal@tageblatt.lu

Mal im Ernst: Was ist an dieser Rhetorik überraschend und wer glaubt allen Ernstes daran, dass dies nicht zumindest im Ansatz ein Druckmittel der neuen griechischen Regierung ist, um sich gegenüber den Verhandlungspartnern in Brüssel den nötigen Spielraum zu verschaffen? Wer neue Beamte einstellt und zahlreiche Privatisierungen quasi auf Eis legen will, kann sich nicht komplett von seinen europäischen Partnern abwenden.

Nein, im Gegensatz zu anderen Politikern, die dem Europa der Austerität den Kampf angesagt haben, gibt sich die Regierung Tsipras mit Sicherheit nicht in ihrer ersten Woche im Amt die Blöße, zentrale Wahlversprechen über Bord zu werfen. Man will gleichzeitig in Athen und Brüssel überzeugen. Kompromisse wird aber auch Tsipras sicherlich eingehen müssen.

(Dhiraj Sabharwal)