Die Geister, die ich rief

Die Geister, die ich rief

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Horrornacht und Kürbissuppe, verkleidete Kinder und kitschig dekorierte Hauseingänge. Während die einen sich dieser Tage auf Familienfeste vorbereiten, wird bei den anderen wild gefeiert.

Verständnis hat aber nicht jeder für das aus den USA importierte Halloween. „Müssen wir jeden Klamauk, jede Unsitte mitmachen?“, wird immer wieder gefragt.

Claude Wolf cwolf@tageblatt.lu

Dabei ist der besagte Klamauk ursprünglich gar nicht so amerikanisch. „Traulicht“ heißt er bei uns im Ösling. Es ist kein Kürbis, der ausgehöhlt wird, sondern eine Rübe. Aber der Zweck ist der gleiche. Die furchterregenden geschnitzten Gesichter, die am Wochenende in der Nacht im Fackelzug durch Munshausen gezogen wurden, sollen die bösen Herbst- und Wintergeister vertreiben.

Wenn die Kühe zwischen den Traulichtern durch die Stalltür gehen, dann werden sie frei von Krankheiten und die Geister, die sich während des Sommers im Stall sammelten, werden vertrieben, sagt der Brauch.

Genau diesen Brauch haben die Iren im 18. Jahrhundert mit in die USA genommen. Dabei ersetzten sie zwangläufig die Rübe durch den Kürbis.

So gesehen ist die amerikanische Unsitte eigentlich nichts anderes als eine Rückkehr zu unserer eigenen Folklore. Was sie demnach gar nicht mehr so unsympathisch macht.