Luxemburg„Winter is coming“: Der Schnee kommt aber verspätet – und in Zukunft wohl immer seltener

Luxemburg / „Winter is coming“: Der Schnee kommt aber verspätet – und in Zukunft wohl immer seltener
Erwartet Luxemburg dieses Jahr weiße oder graue Weihnachten? Foto: Editpress/Alain Rischard

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Der erste Schneefall kam dieses Jahr im Vergleich zu vergangenen Wintermonaten spät. Der November war schneefrei und erst am Sonntagabend fiel der erste Schnee im Norden des Landes. Ein Hauptgrund dafür: der Klimawandel, behauptet Philippe Ernzer von „Météo Boulaide“. Das Tageblatt hat mit Wetterexperten über die Schnee-Aussichten gesprochen.

Der meteorologische und der kalendarische Winter

Der meteorologische Winter beginnt immer am 1. Dezember, erklärt Philippe Ernzer, Direktor und Gründer von „Météo Boulaide“, gegenüber dem Tageblatt. Dies sei auch der Fall bei den anderen Jahreszeiten (Frühling ab 1. März, Sommer ab 1. Juni, Herbst ab 1. September).

Damit könne man die Jahreszeiten aus meteorologischer Sicht besser aufzeichnen und auswerten. Die kalendarischen Jahreszeiten seien etwas anders – diese sind nämlich an die Astronomie angelehnt, also abhängig von der Position der Erde im Verhältnis zur Sonne.

Da dies nicht immer gleich ist, beginnen die jeweiligen Jahreszeiten nicht zur gleichen Zeit. Der kalendarische Frühling beginnt zwischen dem 20. und dem 22. März, der Sommer am 20. oder 21. Juni, der Herbst zwischen dem 22. und 23. September und der Winter zwischen dem 21. und 22. Dezember.

Viele Menschen hoffen auf weiße Weihnachten. Diese blieben in den vergangenen Jahren allerdings aus und aus weißen wurden graue Weihnachten. Der erste Schnee ist in Luxemburg mittlerweile angekommen und die Temperaturen bleiben in den kommenden Tagen um den Gefrierpunkt. Fast pünktlich zum meteorologischen Anfang des Winters am 1. Dezember zog am Sonntag ein sog. Höhentief über Frankreich, das Niederschläge aus südlicher und südöstlicher Richtung brachte. Durch die niedrigen Temperaturen führte dies auch in Luxemburg zu Schneeregen und Schnee. Das meldete der Wetterdienst „Météo Boulaide“ am Sonntagnachmittag.

So hat es dann tatsächlich hierzulande auch am Sonntagabend in der Region um Colmar-Berg, Ingeldorf, Ettelbrück und Clerf den ersten Schnee und auch Glatteis gegeben. In der kommenden Woche heißt es also aufpassen, denn mit der Glatteisgefahr erhöht sich auch das Risiko auf den Straßen.

Das Wetter diese Woche

In den kommenden fünf Tagen sollen die Temperaturen weiter sinken. Grund: „Die tiefen Temperaturen haben wir einem großen Hochdruckgebiet über Russland zu verdanken, das in den nächsten Tagen über Umwege einen Teil dieser Kälte in unsere Richtung lenkt“, erklärt Philippe Ernzer.

Die MeteoLux-Prognose spricht von winterlichen, aber auch nasskalten Tagen. Die Temperaturen fallen in der Nacht auf Donnerstag unter den Gefrierpunkt und bleiben diese Woche voraussichtlich auch erst mal dort. 

Es ist somit wieder an der Zeit, die dickere Winterkleidung aus dem Schrank zu holen, denn „diese Temperaturen bleiben uns wahrscheinlich bis zum Montag nächster Woche erhalten“, sagt Luca Mathias, Pressesprecher von „MeteoLux“, gegenüber dem Tageblatt. Wie sich das Wetter in den kommenden Wochen entwickelt, könne man zurzeit noch nicht sagen. Die Vorhersagen der Wettermodelle seien momentan noch „extrem unsicher“, so Mathias.

Wetterprognose für die nächsten fünf Tage
Wetterprognose für die nächsten fünf Tage Grafik: Météolux.lu

Der Winter dieses Jahr

Der Schnee hat das Großherzogtum dieses Jahr also erstmals Anfang Dezember berieselt. Vergleicht man den Zeitpunkt des Erstschnees mit jenem der vergangenen Winter zwischen 1991 und 2020, so hat es dieses Jahr deutlich später geschneit als in den Jahren zuvor. „Statistisch gesehen hätte es bereits im November zwei Tage schneien sollen“, sagt Luca Mathias. Im Dezember sei üblicherweise mit sieben Tagen Schneefall zu rechnen und im Januar und Februar mit etwa acht Tagen.

„Schnee-technisch stehen in dieser Woche keine größeren Anhäufungen an“, meint Philippe Ernzer von „Météo Boulaide“. Man sollte allerdings beachten, dass sich aufgrund von diversen Unsicherheiten zwischen den Modellen auch mal kurzfristig einige Schneeschauer ankündigen könnten, die so eigentlich nicht in den Vorhersagen genannt wurden, erklärt der Wetterexperte weiter.

Ernzer sieht den Grund für die unüblichen Wetterverhältnisse im Klimawandel – denn dieser schreite schneller voran als ursprünglich angenommen. „Die Schnee-Tage werden deswegen tendenziell abnehmen“, sagt Ernzer. Dies bedeute aber nicht, dass wir gar keinen Schnee mehr haben werden: „Trotz überdurchschnittlicher Temperaturen kann es doch mal Ausnahmen dazwischen geben, bei denen sich hochwinterliche Wetterlagen einstellen – aber nie von langer Dauer“, so Ernzer. 

Chancen auf weiße Weihnachten?

Wie die Weihnachtstage in Luxemburg dieses Jahr aussehen, könne man momentan noch nicht sagen. Auch wenn es schon Schneefall gab, „bedeutet dies nicht zwangsläufig, dass der Schnee auch am Boden liegen bleibt“, erwähnt Mathias von „MeteoLux“.

Mit etwas Glück erwarten uns laut Ernzer ein paar Schneeschauer. „Ohne Garantie“, bleibt Ernzer vorsichtig, „aber sollten die Temperaturen so niedrig bleiben wie Ende der Woche, dann stehen unsere Chancen gar nicht mal so schlecht“. Momentan heißt es erst mal abwarten – schöne und weiße Weihnachten stehen dem Land möglicherweise noch bevor.