Film „Addicted“Vier Schüler mobilisieren gegen Drogen

Film „Addicted“ / Vier Schüler mobilisieren gegen Drogen
Ein starkes Team: Dalila Sabanovic, Anna Bergem, Katia Alves, Isabelle Cisowski, Florian Mohammed, Enis Sabotic, Guy Overmann und Peter Schumann (v.l.n.r.) Foto: Editpress/François Aussems

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Vier Schüler des „Lycée technique de Lallange“ haben im Rahmen ihres Abschlussprojekts einen Film gedreht: „Addicted“. Das Werk soll Gleichaltrige vor den Gefahren der Drogensucht warnen – und das Resultat kann sich sehen lassen. 

Erwachsene, die mit erhobenem Zeigefinger Drogen verteufeln, werden von verschiedenen Jugendlichen nicht ernst genommen. Doch was, wenn die Warnung von Gleichaltrigen kommt, die auf einen ähnlichen Erfahrungsschatz zurückgreifen können und die gleiche Sprache sprechen? Diesen Ansatz wollten vier Schüler der TPCM-Abschlussklasse des „Lycée technique de Lallange“ in ihrem Abschlussprojekt vertiefen. Mit einem durchaus positiven Resultat, wie sich diese Woche nun herausstellen sollte.

Katia Alves Costa, Dalila Sabanovic, Florian Mohammed und Enis Sabotic wollten sich zunächst mit dem Thema Vergewaltigung beschäftigen. „Es ging darum, ein Abschlussprojekt auf die Beine zu stellen, für das uns die Schule quasi freie Wahl ließ“, erinnert sich Katia Alves. Vor allem die beiden Lehrer Isabelle Cisowski und Timmy Bartocci seien eine große Hilfe gewesen. Nach einem einleitenden Brainstorming habe man aber recht schnell festgestellt, dass Drogen ein noch viel größeres Problem in ihrem Umfeld darstellten. „Also fiel die Wahl auf ein Projekt, mit dem wir vor den Gefahren warnen wollten, die vom Drogenkonsum ausgehen“, so die junge Frau im Gespräch mit dem Tageblatt.

Auf der großen Leinwand

Dass man das Projekt nicht ohne die Hilfe von erfahrenen Beratern verwirklichen konnte, war dem jungen Quartett auch schnell klar. Nichts lag demnach näher, Partner mit an Bord zu nehmen, die quasi täglich mit dem Thema Sucht zu tun haben: die Polizei und die „Jugend- an Drogenhëllef“. Mit dem Beamten Guy Overmann bekamen Katia, Dalila, Florian und Enis genau den richtigen Mann zur Seite gestellt: Als Mitglied der Präventionsstelle der Polizei hat Overmann Erfahrung mit Suchtaufklärung und weiß auch, wie junge Menschen am besten auf das Thema anzusprechen sind. Zusammen mit dem Beamten entwickelten die vier Primaner rasch ein Konzept für einen Kurzfilm. Weitere Unterstützung erhielt die Gruppe unter anderem von Peter Schumann, einem Diplompsychologen der Beratungsstelle der „Jugend- an Drogenhëllef“.

Addicted – Ee Film vum Helder Ferreira

Mit Erlaubnis der Filmemacher veröffentlicht das Tageblatt den ganzen Film auf seinem Youtube-Kanal.

Cast & Drehbuch: Katia Alves / Dalila Sabanovic / Enis Sabotic / Florian Mohammed
Regie & Schnitt: Helder Ferreira

Das Resultat ihrer Arbeit wurde nun im Laufe der vergangenen Woche der Öffentlichkeit vorgestellt. Gleich zwei Mal wurde der Kurzfilm auf der großen Leinwand vorgeführt, mit der tatkräftigen Unterstützung von Kultopolis-Mitarbeiterin Anna Bergem. Sowohl in Belval als auch auf Kirchberg waren gleich mehrere Schulklassen eingeladen worden, um zusammen mit den Veranstaltern und ihren Partnern über Drogen zu sprechen und sich mit gleich zwei Filmen zu befassen, die das Thema Sucht in all ihren zerstörerischen Facetten zeigen. Dabei handelte es sich einerseits um den Kurzfilm der Schüler mit dem Titel „Addicted“ sowie um „Beautiful Boy“, in dem US-Schauspieler Steve Carell (The Office) einen Vater mimt, der seinen drogenabhängigen Sohn, gespielt von Timothée Chalamet („Call Me By Your Name“), aus der Sucht zu retten versucht.

„Ein wundervoller Film, der uns alle wirklich berührt hat“, betont Katia Alves. Aber auch der eigene Film erfüllt die junge Frau mit Stolz. „Zugegeben, im Nachhinein findet man immer kleine Fehler, die man besser machen könnte, aber für ein Erstlingswerk sind wir wirklich zufrieden“, meint Katia lächelnd. Rund 16 Minuten dauert die Eigenproduktion, in der die Geschichte mehrerer Jugendliche erzählt wird, die mit alltäglichen Problemen konfrontiert werden und langsam in die Sucht abgleiten.

Beim Dreh habe man dann gemerkt, dass die Produktion eines Filmes nicht ganz so einfach ist. Während der Ferien um Allerheiligen wurde eine Woche lang gedreht. Um Weihnachten dann mussten die Schüler aber noch mehrere Szenen wiederholen. „An drei Tagen haben wir dann alles nachgeholt, was in der ersten Woche schiefgelaufen ist“, meint Katia. „Glücklicherweise hatten wir mit Helder Ferreira einen tollen Kameramann. Ohne ihn hätten wir das nicht hinbekommen.“

Ein Erfolg der Mannschaft

Gleich mehrmals hebt Katia Alves die Unterstützung ihrer Mitschüler hervor. Ohne die schauspielerischen Talente von Dani Gaspar, Diana Mendes Mercres, Liane Marques, Lucas Fox, Jordan di Biasi, Andre Matos, Alex Cunha, Diogo Meneses, Garbiela Gomes, Nihad Sabotic, Damir Muratovic, Seid Medagic, Emil Korac, Mara Kayser, David Mendes und Lionel Dias sei der Film auch nicht möglich gewesen. Sie lobt das Engagement der Schule und ist auch den Vertretern von Polizei, Jugend- und Drogenhilfe sowie des Kultopolis unendlich dankbar.

Denn das Resultat lässt sich durchaus sehen. Gekonnt gehen die Jugendlichen auf die verschiedenen Facetten der Sucht ein, zeigten einfühlsam, dass es jeden erwischen kann. Und das aus alltäglichen Situationen heraus. So ist den Jugendlichen die Sucht denn auch nicht ganz unbekannt. In ihrem eigenen Umfeld wisse man von Gleichaltrigen, die bereits Drogen konsumieren. „Ich verstehe aber nicht, wie man seine Jugend, sein Leben so aufs Spiel setzen kann“, meint Katia.

Im Kultopolis Kirchberg wohnten mehr als hundert Schüler der Vorführung bei. In Belval waren auch mehrere Klassen der Einladung gefolgt.
Im Kultopolis Kirchberg wohnten mehr als hundert Schüler der Vorführung bei. In Belval waren auch mehrere Klassen der Einladung gefolgt. Foto: Editpress/François Aussems

Ihr Film sei denn auch besonders gut bei der ersten Vorführung in Belval angekommen. „Es waren vor allem ältere Schüler im Saal, um die 18 Jahre alt. Die waren schon betroffen, haben auch ernst mitdiskutiert“, erklärt Katia. Zwischen der Vorführung beider Filme nämlich hatten die vier Schüler zusammen mit dem Polizeibeamten Guy Overmann und Peter Schumann von der „Jugend- an Drogenhëllef“ zu einer kurzen Diskussionsrunde geladen.

Bei der Vorführung am Freitag auf Kirchberg war das Publikum allgemein etwas jünger. „Manche haben die Veranstaltung zunächst auch nicht ganz ernst genommen“, meint die junge Frau. Erschrocken sei sie aber, als die 14- bis 16-Jährigen während der Diskussionsrunde Drogen nannten, von denen sie noch nie gehört hatte. „Wenn wir mit unserem Film aber nur eine Person davon abbringen können, in die Sucht zu stürzen, dann war es die Mühe bereits wert“, so Katia hoffnungsvoll.