Zukunft der Designschule in Wiltz ist ungewiss

Zukunft der Designschule in Wiltz ist ungewiss
(Faussems)

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Es ist ein ambitioniertes Projekt, das der Präsident des „Campus Wiltz“ angeleiert hat. Louis Robert wollte eine englischsprachige Designausbildung mit Masterabschluss nach Luxemburg holen.

Bis jetzt gibt es weder eine Zusage noch eine endgültige Absage für das Projekt, das ursprünglich schon 2016 starten sollte. Geplant war ein Ableger des „College of Advertising & Design“ (CAD), das bisher seinen Hauptsitz in Brüssel hat, in Wiltz.

Campus Wiltz

Der Dachverband Campus Wiltz ist der Träger der BBI Lux, die eine Management-Ausbildung im Bereich Hotelwesen und Tourismus mit Bachelor und Master anbietet. Sie wurde 2012 gegründet. Unter dem Dachverband firmiert auch die „United Business Institute“ (UBI), die Abschlüsse im Bereich Business-Administration anbietet. Eine weitere Bildungseinrichtung des Campus ist das „Business Science Institute“ (BSI), für Doktoranden im Bereich Business Administration. Sie hat ihren Sitz in Wiltz, ist aber keine physische Einrichtung, sondern funktioniert virtuell mit Blockseminaren und den entsprechenden Doktorvätern weltweit. Etwa 250 Studenten studieren derzeit an einer der den Schulen des Campus Wiltz. Die BSI wird im März einen Kooperationsvertrag mit China unterzeichnen, so dass Doktoranden dann in Shanghai ihre Doktorarbeit verfassen können. Die Ausbildungen an BBI und UBI kosten rund 9.000 Euro Schulgeld pro Jahr, was für den CAD-Ableger auch gegolten hätte.

Dort hätten dann Studenten in Luxemburg einen Masterabschluss in Innenarchitektur, Produkt- und Kommunikationsdesign sowie als Designer machen können. Éric Maquet, Direktor der Brüsseler Mutterschule, machte jedoch einen Rückzieher. Im ersten Anlauf meldeten sich nur sieben Studenten, Bedenken gegen die Lage der Schule in Luxemburg kamen hinzu.

„Wir haben hier alles, was man braucht“

Wiltz sei zu abgeschieden, Museen zur Inspiration zu weit weg, waren ebenfalls Argumente, die Brüssel ins Spiel brachte. Dem hält der Initiator, Louis Robert, gewichtige Argumente entgegen. „Wir haben hier alles, was man braucht, für diese Schule“, sagt er.

Das Wiltzer Schloss, Eigentum der Gemeinde und bis 2010 ein Altersheim, verfügt über bis zu 25 Zimmer für Studenten für 400 Euro inklusive Nebenkosten. Hinzu kommen 60 Zimmer, wenn der Umbau des Hotels „Beau Séjour“ zum Studentenwohnheim abgeschlossen ist, und eine „Reserve“ an Zimmern in der Jugendherberge.

Wiltz ist gut gerüstet

Das betrifft die Unterbringung. Im Schloss selbst stehen genügend Unterrichtsräume zur Verfügung und in einer halben Stunde ist man mit dem Zug in der Hauptstadt, um sich im Mudam oder anderen Museen inspirieren zu lassen. Eineinhalb Stunden sind es nach Brüssel, wo ebenfalls Kultureinrichtungen als kreative Quelle zur Verfügung stehen.

„Ich verstehe, dass man als Einwohner einer Großstadt wie Brüssel ein Problem mit Wiltz haben kann“, sagt Robert. Aber die Entfernungen seien vergleichsweise klein gemessen an dem, was Einwohner von richtigen Großstädten sonst zurücklegen müssten, um in ein Museum zu gelangen, so Robert.

Staatliche Anerkennung und internationaler Austausch

Hinzu kommt, dass der CAD-Ableger in Wiltz staatlich anerkannt wäre und an Erasmus-Programmen teilnehmen könnte. „Es ist fast unmöglich, in Belgien als englischsprachige Schule eine staatliche Anerkennung zu bekommen“, sagt Robert, der bis zu seiner Pensionierung 2011 Direktor an der Diekircher Hotelschule war. Der Sprachenstreit in Belgien lässt grüßen. Ohne staatliche Anerkennung gibt es aber keinen Studentenaustausch oder anerkannte Praktika im Ausland.

„Eine Akkreditierung in Belgien gibt es nur pro Region, wenn man entweder auf Flämisch oder Französisch unterrichtet“, sagt Robert. „Das ist keine international anerkannte Akkreditierung.“ In Luxemburg wäre das hingegen möglich, das „ministère de l’Enseignement supérieur“ vergibt sie. Hinzu kommt, dass in Luxemburg die Klassen klein seien, die Studenten gut begleitet würden und es billiger sei, als in einer Großstadt zu studieren, bringt Robert als Argumente für den Standort Wiltz ins Spiel.

Entschieden ist bisher nur, dass im Moment oder zeitnah erst einmal nichts passieren wird. Ein offenes Geheimnis ist aber auch, dass es in Brüssel immer noch heftige Diskussionen darüber gibt.