Von der Laufmaschine bis hin zum Reiserad

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Das „Conservatoire national de véhicules historiques“ in Diekirch widmet sich zurzeit mit einer Sonderausstellung der Geschichte des Fahrrads.

Vor 200 Jahren erfand Karl von Drais die Laufmaschine und legte im Jahr 1817 damit den Grundstein für eine wahre Erfolgsstory. Auch wenn es schon vorher muskelkraftbetriebene Gerätschaften als Fortbewegungsmittel gegeben hatte, gilt die nach ihrem deutschen Erfinder benannte Draisine, ein einspuriges, von Menschenkraft betriebenes Fahrzeug, als Urform des heutigen Fahrrads. Der Laufmaschine fehlten zwar noch die Pedalen und sie verfügte ebenfalls noch über keinen Kettenantrieb, doch das Gefährt ließ sich bereits lenken. Mit seiner Erfindung legte Karl von Drais am 12. Juni 1817 damit eine Strecke von immerhin 15 Kilometern zurück.

Die Idee wurde von anderen Erfindern aufgegriffen, in den folgenden Jahren kamen Verbesserungen wie der Tretkurbelantrieb hinzu. Ab 1867 wurden die Räder dann immer höher und die Zeit des Hochrads begann. Die Hochräder galten als sehr sportlich, boten aber wegen ihre Höhe ein nicht zu unterschätzendes Gefahrenpotenzial. Schwere Stürze standen an der Tagesordnung. Dies bewog den englischen Konstrukteur John Kemp Starley, im Jahr 1884 schließlich ein Sicherheits-Niederrad zu entwickeln. Das „Rover Safety Bicycle“ war mit einem Kettenantrieb ausgerüstet und markierte den Anfang des heutigen modernen Fahrradbaus.

Ab Beginn des 20. Jahrhunderts wurde das Fahrrad dann zum ersten massentauglichen Individualverkehrsmittel. In der Zeit zwischen dem Ersten und Zweiten Weltkrieg avancierte es in Europa gar zum wichtigsten Verkehrsmittel der Bevölkerung. Arbeiter und Handwerker nutzten es für ihre Fahrten und Besorgungen. Die Bürger griffen bei Ausflügen oder Reisen darauf zurück. Auch die Sportart des Radrennens fand immer mehr Anhänger.

„Rover Safety Bicycle“

Mit dem Anstieg des Wohlstands wurde ab den 1950er Jahren das Fahrrad jedoch als wichtiges Verkehrsmittel immer weiter zurückgedrängt. Das Automobil eroberte stattdessen diese Position. In den Schwellen- und Dritt-Welt-Ländern geht dieser Trend zwar langsamer vonstatten, aber auch hier ist ein Wandel zu verzeichnen und immer mehr motorbetriebene Fahrzeuge füllen die Straßen.

Der Ölschock in den 1970er Jahren und das wachsende ökologische Bewusstsein läuteten in den Industrieländern eine kleine Renaissance des Fahrrads ein. Besonders in Großstädten wie Kopenhagen, Amsterdam, San Francisco oder Paris und Brüssel baut sich seine Bedeutung als Nahverkehrsmittel weiter aus. Fortschrittliche Stadtplaner sehen im Fahrrad heute ein Lösungsmittel des Verkehrsproblems gegen den weiter ausufernden Anstieg der Automobile.

Die in Diekirch zu sehende Ausstellung zeichnet den Weg des Fahrrads von seinen Anfängen als Laufmaschine von Karl von Drais bis hin zum heutigen Elektrofahrrad nach. Anhand einer ganzen Reihe von Exponaten kann der Besucher die einzelnen Entwicklungsstufen und Verwendungen des Fahrrads erleben. Vom Hochrad über das Rennrad- bis hin zum Transport- und Reiserad wird die ganze Bandbreite dieser genialen Erfindung gezeigt. Die Sonderausstellung ist noch bis zum 27. September im „Conservatoire national de véhicules historiques“ (20-22, rue de Stavelot) in Diekirch zu sehen. Geöffnet ist täglich von 10.00 bis 18.00 Uhr außer montags.