Süchtige in Europa sind Versuchskaninchen

Süchtige in Europa sind Versuchskaninchen
(dpa/Arno Burgi)

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Laut dem neuesten EU-Drogenbericht sind Süchtige in Europa zunehmend Versuchskaninchen für neue Rauschgifte. Außerdem stellen die Behörden einen allgemeinen Anstieg des Drogenkonsums fest.

Drogenkonsumenten in Europa laufen zurzeit Gefahr, ungewollt als „Versuchskaninchen“ für eine neue Generation von synthetischen Drogen zu dienen. Vor diesem Szenario warnt die Europäische Beobachtungsstelle für Drogen und Drogensucht (EBDD) in ihrem Jahresbericht zur Lage des Drogenkonsums in Europa, den sie am Dienstag in Lissabon vorstellte. Bei dem allgemein zu beobachtenden Anstieg des Drogenkonsums gerade bei jungen Menschen sei besonders die Zunahme neuer synthetischer Drogen besorgniserregend.

2015 seien 98 neue psychoaktive Substanzen (NPS) in Drogen gemeldet worden, heißt es in dem Bericht. Im Jahr zuvor waren es 101 gewesen. Damit stieg die Zahl der NPS auf mehr als 560, teilte die Beobachtungsstelle mit. Die meisten NPS würden in synthetischen Formen von Cannabis, Kokain und reinen synthetischen Drogen, sogenannten Amphetaminen, verwendet. Die Auswirkungen der NPS auf die Gesundheit der Konsumenten seien oft noch nicht bekannt.

„Das Drogenproblem wird immer größer“

Außerdem sei ein Comeback der Partydroge Ecstasy zu beobachten. Ihr Anteil auf dem Markt illegaler Drogen in der EU betrage aber nur drei Prozent. Rauschmittel Nummer eins in Europa bleibt laut dem EBDD-Bericht Cannabis mit 38 Prozent Marktanteil. Immer neue und immer stärker wirkende Substanzen kämen unkontrolliert auf den europäischen Markt, ermöglicht auch durch neue Produktionstechniken und den Online-Verkauf, stellt EBDD fest.

„Das Drogenproblem in Europa wird immer größer“, kommentierte der EU-Kommissar für Inneres, Dimitris Avrampopoulos, die Befunde des Drogenberichts. Avrampopoulos rief die EU-Mitgliedsstaaten, Drittländer, Internetbetreiber und die Zivilgesellschaft dazu auf, gemeinsam das wachsende Drogenproblem anzugehen.

„Wir sind traditionell“

In diesem Jahr wird es erst zum Jahresende im EU-Drogenbericht auch Zahlen aus Luxemburg geben. Laut dem letzten nationalen Drogenbericht 2015 starben zehn Menschen an einer Überdosis. Mit Sorge beobachten die Behörden aber den Anstieg des Kokain-Konsums in Luxemburg. Dieser sei in den letzten Jahren gestiegen, hieß es noch bei der Präsentation des Berichts im vergangenen Jahr.

In Luxemburg werden vor allem die „klassischen“ Rauschgifte wie Alkohol oder auch Cannabis konsumiert, so Jean-Paul Nilles, Direktor des „Centre de Prévention des Toxicomanies“, noch im Dezember ggegenüber Tageblatt. Aber allgemein gilt, „Drogen sind auch in Luxemburg Realität“. Sie sind in allen Gesellschaftsschichten zu finden. In Stresssituationen greifen Betroffene zu Amphetaminen. Auch die Partydroge Ecstasy ist in Luxemburg zu finden, so Nilles.

Die EBDD veröffentlicht jedes Jahr im Auftrag der EU-Kommission einen Drogenbericht, in dem die jüngsten Entwicklungen in den EU-Mitgliedsstaaten sowie Norwegen und die Türkei aufgezeigt werden.