Reaktionen auf den Mord in Ettelbruck

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Der Ettelbrücker Bürgermeister deutete Tageblatt gegenüber an, dass der Messerstecher ein Patient der Offenen Psychiatrie sei. Diese Information wurde im Netz eifrig diskutiert.

Am Montagabend kommt es auf dem Parkplatz zwischen dem Rathaus und der Kirche in Ettelbrück zu einer Messerstecherei. Der 64-jährige Anwohner erliegt noch am Tatort seinen schweren Verletzungen. Laut unseren Informationen hat der mutmaßliche Täter sein Opfer nicht gekannt, es soll sich bei der Tat auch nicht um einen Diebstahlversuch handeln. Der ermordete Rentner war offenbar einfach zur falschen Zeit am falschen Ort.

Wer tut sowas?

Diese Frage hat Tageblatt am Dienstagmorgen auch dem Ettelbrücker Bürgermeister Jean-Paul Schaaf gestellt. Daraufhin prescht er gleich mit der Bemerkung hervor, dies sei „Een Échec total vun der oppener Psychiatrie“.
Im Anschluss an die Veröffentlichung dieser Information bricht Entrüstung in den sozialen Netzwerken aus: Einmal über die Gefahr, die von Patienten der offenen Psychiatrie ausgehen kann und einmal über den amtierenden Ettelbrücker Bürgermeister, der die betreffliche Information herausgegeben hat.

„Das was gestern in Ettelbrück passiert ist, ist dramatisch, widerlich, und mit nichts zu entschuldigen. Öffentlich psychisch kranke Menschen anzugreifen, ohne, dass der Öffentlichkeit entsprechende Informationen mitgeteilt wurden, nur um vom eigenen Versagen in Sicherheitsfragen abzulenken, ist dumm, widerlich und populistisch“, heißt es beispielsweise im Begleittext zu einem Artikel-Link auf Facebook.

Das CHNP in dieser Situation ins Spiel zu bringen halten gleich mehrere User für unangebracht. Schließlich gebe es momentan keine offiziell bestätigten Erkenntnisse zur Identität des Täters – und wenn der Bürgermeister etwas mehr wisse, dann solle er dies nicht ausplappern, bis es die zuständigen Autoritäten täten: „Et as ganz schlemm waat geschit as ma dee Komentar vum Buergermeeschter as onmeiglech, zumol wann een a sou enger Positioun as.“, so eine Leserin auf der Tageblatt.lu Facebook-Seite.

„Échec total“ der Politik

Weiterhin spricht man im Social Network von einem „Échec total vun der gesamter Politik am Norden vum Land! Keng sozial Strukturen, keng Policeprésenz an eng immens schlecht lokal an national Politik!“ Ein Ortskundiger meint, es sei geradezu „onverantwortlech esou krank Leit, déi zu all Moment kennen ausrasten irgendwou an der Gemeng an Appartementer ennerzebrengen an drop ze vertrauen, dass se hier Medikamenter huelen an dass schon neischt geschidd. Et misst mol eng Kéier een vun denen Dokteren treffen déi daat ze verantworten hun!! An wann een sech doriwer iergert kritt een gesoot… déi Leit mussen an d’Gesellschaft integréiert gin… mais zu waat fir engem Preis?? Die eeler Leit die am Pontalize wunnen (an deier dofir mussen bezuelen) kennen een Liddchen dovunner sangen.“

Viel Zuspruch erhält auch eine Aussage, die sich auf die Unterbringung erkrankter Straftäter in der Offenen Psychiatrie bezieht: „‘Oppe Psychiatrie‘, all Mënsch mat e bësse gesonde Mënscheverstand weess, dass dat Blödsinn ass! An déi hei vun de Geriichter gesprache Strofe sinn all fir ze laachen. An d’Täter gi betreit a betütert a verstan – an zu den Affer seet een implizit: Féiert dach näischt esou op! Eis geet et dach nach gutt hei! D’Quartieren hei am Land, wou ee sech net méi hintraut – oder zumindest ëmmer nëmme mat Angschtgefiller am Bauch -, déi huelen dach ëmmer méi zou! Jiddweree gesäit dat. Wou geet dat hin?!“

Bürger rufen zur Demo auf

Die Angst der Einwohner hat einen jungen Ettelbrücker sogar dazu veranlasst, in der Facebook-Gruppe „Du bass dann nemmen ee richtegen Ettelbrecker wann…“ zu einer Demo aufzurufen:

„Et geng Zeit gin een Marche duerch Ettelbreck ze organiseieren, et muss endlech Drock op d’Autoriteiten gemeet gin!! Et kann net sen dass e puer Idioten, egal wei eng Hautfaerw se hun eng ganz Staad als Geisel huelen, ech geng et begreissen wann D’Ettelbrecker hier Staad rem an d’Haenn gengen huelen. Keen politeschen, secher keen rassisteschen, mais een Marche an d’Zukunft vun menger Heemechtstaad Ettelbreck!! avis aux Amateurs“

Im Hinblick auf die Anzahl der Kommentare, die inhaltlich in Richtung Grenzschließung, Bürgerwehr, Legalisierung von Waffen und Selbstjustiz tendieren, drängt sich allerdings zuweilen die Frage auf, was beunruhigender ist: die gefühlte Zunahme der schweren Verbrechen in Luxemburg oder die Menge sich stets wiederholender, fragwürdiger Lösungsvorschläge im Internet.