Öffentliche Übernahme als letzte Rettung

Öffentliche Übernahme als letzte Rettung
(Jean-Claude Ernst)

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Esch - Am 5. Januar hat das Ciné Ariston seine Türen auf unbestimmte Zeit geschlossen. Seitdem wurde viel schmutzige Wäsche gewaschen. Nun meldet sich auch der Eigentümer zu Wort.

Am 5. Januar dieses Jahres hat das Ciné Ariston im Escher Brill seine Türen auf unbestimmte Zeit geschlossen. Seitdem
liefern sich der Kinobetreiber Caramba, das Kulturministerium, das CNA und das CDAC eine regelrechte Schlammschlacht in den Medien. Nun meldet sich auch der Eigentümer des Ariston, die „Oeuvres paroissiales Sacré-Coeur“, zu Wort.

Die „Oeuvres paroissiales“ hätten die Kinobetreibergesellschaft Caramba verklagt, weil diese seit drei Jahren kaum noch Miete bezahlt habe, erklärte Jacques Claus, Präsident der Pastoralwerke, gestern dem Tageblatt. 24.000 Euro pro Jahr seien im Vertrag vorgesehen. 2013 habe man gar kein Geld erhalten, 2014 seien es 6.500 Euro gewesen und im vergangenen Jahr immerhin 9.000. Zwar sei man Caramba immer wieder entgegengekommen, indem man nur 1.500 statt der 2.000 Euro monatlich verlangt habe, doch auch diese Vereinbarung habe Caramba nicht einhalten können. Um insgesamt 50.000 Euro gehe es bei dem Prozess, der am 25. Februar verhandelt werden soll.

Anstatt zu zahlen, habe Cramba sich über den schlechten Zustand des Gebäudes beschwert. Im Kinosaal funktioniere die Hälfte der Heizkörper nicht, die Wasserhähne seien undicht, die Projektoren veraltet und die Toiletten würden stinken.

Und das tun sie in der Tat, davon konnten wir uns gestern selber überzeugen. Laut Jacques Claus ist dieser Gestank aber nicht etwa auf den Kanal, sondern auf mangelnde Reinigung zurückzuführen.

„Cinémathèque“

Den Projektorraum durften wir gestern leider nicht sehen, so dass wir auch nicht urteilen können, ob das technische Material tatsächlich veraltet ist oder nicht. Ebenfalls unklar ist, wem der Projektor überhaupt gehört. Hierüber konnte uns Jacques Claus keine eindeutige Auskunft geben. Allerdings sei die Technik dank staatlicher Subventionen erneuert worden, deshalb setzt sich Claus dafür ein, dass der Projektor im Kino bleibt.

Wie das Tageblatt bereits Mitte November 2015 berichtete, plant die Escher Gemeinde, das Ariston-Gebäude entweder ganz zu kaufen, ganz zu mieten oder nur bestimmte Räume zu mieten. Daran habe sich aktuell nichts geändert, bestätigte uns gestern die Escher Bürgermeisterin Vera Spautz. Doch bevor die Gemeinde eine Entscheidung trifft, wolle man erst den Ausgang des Gerichtsverfahrens abwarten, so Spautz weiter.

Die Inneneinrichtung und auch die Heizungen des rund 55 Jahre alten Gebäudes entsprechen nicht mehr den allerneusten Standards. Doch trotz des etwas muffigen Geruchs ist alles gepflegt und das Ariston versprüht einen gewissen nostalgischen Charme. Sowohl das Kino als auch der Vereinssaal mit großer Küche im Obergeschoss wurden erst renoviert. Das Untergeschoss, wo bis vor einiger Zeit noch eine Kneipe mit Kegelbahn untergebracht war, sei in keinem guten Zustand, gestand Claus.

In Etappen könnte die Stadt Esch das Gemeindehaus der „Oeuvres paroissiales“ umgestalten, meinte die Bürgermeisterin gestern. Der Saal im Keller, der fast genauso groß ist wie die beiden anderen Räume auf den Etagen, könne für die Freizeitgestaltung von Studenten nutzbar gemacht werden. Im Kino könnte eine Art „Cinémathèque“ entstehen, möglicherweise in Zusammenarbeit mit der Kulturfabrik und dem kommunalen „Service culturel“, so Spautz.

Fast wie 2006

Ähnliche Pläne hatte bereits Caramba, als die Gesellschaft das Ariston 2006 von der Utopia SA übernahm. Nach der Eröffnung des Ciné-Belval 2008 sollte das Ariston zu einem Programmkino werden, in dem Kunst- und Experimentalfilme gezeigt werden, schwärmte Caramba-Präsident Raymond Massard damals. Dazu kam es jedoch nie, wohl auch deshalb, weil das Ciné-Belval unter Caramba nie den erhofften wirtschaftlichen Erfolg verzeichnen konnte. Weil das Ariston über all die Jahre ein rein kommerzielles Kino blieb, in dem nur Blockbuster und bekannte Kinderfilme liefen, konnte der Betreiber auch nicht mit der finanziellen Unterstützung der Stadt Esch und des „Centre de diffusion et d’animation cinématographique“ (CDAC) rechnen.

Dabei hatte Caramba 2006 gerade deshalb das Rennen gegen Utopia gewonnen, weil Massard ein alternatives und innovatives Programm in Aussicht gestellt hatte. Im Juni 2006 hatte der Caramba-Chef gegenüber der Wochenzeitung Woxx betont, dass das Ariston keine Zuschüsse vom Kulturministerium benötige, um zu überleben. Schon damals hatte er moniert, dass er keine Unterstützung vom „Centre national de l’audiovisuel“ (CNA) zu erwarten habe, weil die Verbindungen zwischen CNA und Konkurrent Utopia zu eng seien.

2006 war es Utopia, die sich über mangelnde Unterstützung der Gemeinde Esch beschwert hatte. Und schon damals hatte die Gemeinde betont, dass sie nicht jedem kommerziellen Betrieb unter die Arme greifen könne. Genau das gleiche Argument führte Vera Spautz gestern in Bezug auf Caramba an.

Der Unterschied besteht aber diesmal darin, dass die Stadt Esch ein reelles Interesse an der Übernahme des Kinos zeigt, was weder 1986 noch 2006 der Fall gewesen war. Vermutlich ist es die einzige Möglichkeit, das Ciné Ariston noch zu retten.