Mit Krokodilleder durch die Nacht

Mit Krokodilleder durch die Nacht
(dpa)

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Am Montag verstarb die Rotlichtlegende Jos Hoffmann. Wir haben uns mit einem Bekannten vom "König der Nacht" unterhalten.

Jos Hoffmann war das Sinnbild der Nachtszene in Luxemburg. Am Montag verstarb er im Alter von 81 Jahren. Ein Bekannter von ihm erzählt, wie er den „König der Nacht“, wie er oft genannt wurde, in Erinnerung hat: „Er war der Vorzeigetyp der Menschen, die in diesem Milieu zu Geld gekommen sind. Er trug immer sehr auffällige Kleider, wie beispielsweise extravagante Anzüge im italienischen Stil, Hüte und Lederschuhe mit Krokodilmuster“.

Auch die erste Begegnung mit Hoffmann werde er nie vergessen. „Ich bin in seiner Villa angekommen und wurde da von ihm am Pool im inneren seines Hauses empfangen. Überall hingen Bilder an der Wand von nackten Frauen“, erzählt er lachend.

Dement

Vor einigen Jahren musste sich Hoffmann vor Gericht verantworten. Der Vorwurf: Zuhälterei. Wegen einer Demenzerkrankung muss er seine Gefängnisstrafe jedoch nicht antreten.

Der Bekannte hat keinen Zweifel daran, dass seine Demenzerkrankung kein Vorwand war, um der Gefängnisstrafe zu entgehen. „Das letzte Mal, als ich ihn gesehen habe, saß er im Sessel und starrte teilnahmslos in den Fernseher und redete nur noch wirres Zeugs vor sich hin“. Er sei tatsächlich schon länger schwer krank gewesen.

Nett

„Er hatte wegen den Kreisen in denen er verkehrte kein einfaches Leben. Vor ein paar Jahren wurde er in seinem eigenen Haus beispielsweise als Geisel genommen. Die wollten sein Geld. Sowas geht einem natürlich nah…“, erzählt Hoffmanns Bekannter.

„Die Nachricht seines Todes ist traurig“, erklärt er. Er sei, trotz des Milieus in dem er verkehrte, ein furchtbar netter Mensch gewesen. „Mit normalen Menschen war er auch normal“, so Hoffmanns Bekannter. „Da bemerkte man fast nicht wer er eigentlich war“.

Brutal

Jos Hoffmann hatte zahlreiche Freunde und Feinde in Luxemburg und über die Grenzen hinaus. In seinen Bordellen verkehrte die Prominenz aus Politik, Justiz und Polizei.

Hoffmann gab sich nach außen als netter, höflicher Dandy. Nach innen regierte er das Milieu mit harter Hand. Konkurrenten wurden mit allen Mitteln und Möglichkeiten vom Luxemburger Markt gedrängt. So verhinderte er unter anderem immer wieder, dass sich in den 1970ern und 1980ern die als sehr brutal geltende Marseiller Unterwelt in Luxemburg ausbreiten konnte.

Saufgelage

Ihm wird auch eine Nähe zu den Hintermännern der Bommeleeër“-Affäre nachgesagt. Dabei fällt immer wieder der Name Jos Steil. Hoffman lebte eine Zeit lang in einer Villa in der rue des Sources in Heisdorf. Unter dem Haus gab es einen illegalen Schießstand. Dort wurde nicht nur scharf geschossen.

Anmerkung: Anders als zuvor an dieser Stelle berichtet, ist der Nachtclub „Le Splendid“ in der Rue du Fort Neipperg in Luxemburg-Stadt weiterhin geöffnet.