/ Made in Luxembourg
„Frankreich, Geburtsstätte des Kinos, verliert seine Filmproduktion an die Nachbarländer“, titelt die New York Times. Vor allem aber nach Luxemburg. Genauer gesagt nach Mondorf-les-Bains. Dort dient eine umgewandelte Stadthalle als Filmkulisse.
Als Beispiel nennt die New York Times „La Volante“, einen französischen Psycho-Thriller von Christophe Ali und Nicolas Bonilouri. Die meisten Szenen vom Film wurden nicht in Frankreich gedreht, sondern in Luxemburg, in Mondorf-les-Bains. Auch ein in Luxemburg ansässiger Produzent ist involviert. Die Kosten des Films werden zu einem Drittel vom Film Fund Luxembourg getragen. In Höhe von einer Million Euro.
Dieses Projekt ist ein Beispiel von vielen, schreibt das US-Blatt. Zahlreiche französische Filme werden durch das Ausland finanziert. Dies sei eine von vielen Bedrohungen für die Filmindustrie in der Geburtsstätte des Kinos.
Weniger Risiko
Das Gesetz zwingt Sender dazu, in heimische Produktionen zu investieren, die mit schmalem Budget kämpfen und wenig Ertrag einbringen. Aus diesem Grund investieren die die Sender lieber in finanzstarke kommerzielle Produktionen und sichern sich somit mehr Publikum. Ein Geschäft mit weniger Risiko. Diese Vorgehensweise lässt oft kleine Produktionen wie „La Volonté“ mit einem bescheidenen Budget von 2,9 Millionen Euro nach Geld schaben, schreibt die New York Times.
„La Volonté“ wurde vor Beginn der Dreharbeiten von einem kleineren französischen Pay-TV-Sender erworben und bekam Zuschüsse von der Region Lothringen. Ein belgisches Programm gab weitere 575.000 Euro dazu, der Film Fund Luxembourg die restliche Million. Ohne die Zuschüsse aus Luxemburg hätte man den Film einfacherer gestalten müssen, so der Produktionsleiter Philippe Roux gegenüber der New York Times.
Bei Filmen, die eigentlich in Frankreich mit französischer Crew gedreht werden sollen, ändern durch eine Finanzierung oder Teilfinanzierung aus dem Ausland Teile ihrer Crew oder die Drehorte. So werden beispielsweise französische Techniker durch belgische oder luxemburgische ersetzt. Ohne Offshoring würde es solche Filme überhaupt nicht geben, so Nicolas Steil, Präsident von Iris Group mit Sitz in Luxemburg.
Ein Geben und Nehmen
Für Guy Daleiden, Direktor vom Film Fund Luxembourg, ist das Konzept der Koproduktion ein Geben und Nehmen: „Sie können nicht sagen, wir erhalten 2 Millionen aus dem Luxemburger Filmfonds und erwarten, dass der gesamte Film in Frankreich mit einer französischen Crew gedreht wird“.
Produktionsleiter von „La Volonté“, Philippe Roux, erklärt dem US-Blatt, dass eine Koproduktion auch eine Herausforderung für den Dreh bedeutet. So müsse im Fall von „La Volonté“ 51 Prozent des Films in Luxemburg gedreht werden, ein weiterer Teil in Lothringen. Teile des Films wurden demnach auch in Metz gedreht. Da auch Belgien in die Finanzierung involviert ist, komme ein Teil der Ausrüstung und der Techniker von dort.
Luxemburg als Filmkulisse
In „Boule & Bill“, der Bearbeitung eines bekannten Komikstreifens für Kinder, dienten Luxemburg-Stadt und die Altstadt von Brüssel als Schauplatz französischer Städte und Vororte in den 1970-er Jahren.
Als „Mr. Hublot“, eine französisch-luxemburgische Koproduktion 2014 den Oscar gewann, rühmten sich französische Medien mit Aussagen wie „Französischer Film schlägt Disney“. Dies sorgte allerdings in Luxemburg für Aufregung. Denn im Großherzogtum war man sich sicher: Luxemburg hat seinen ersten Oscar gewonnen. „Mr. Hublot“ wurde von einem Franzosen, Laurent Witz, geschrieben. Witz führte zusammen mit dem Luxemburger Alexandre Espigares Regie. „Mr. Hublot“ wurde zu 70 Prozent vom Film Fund Luxembourg finanziert, der Rest wurde aus Lothringen beigesteuert.
Aktuell ist wieder eine Luxemburger Koproduktion nomininiert, diesmal für den „César“. Bei „Song of the Sea / Le chant de la mer“ handelt es sich um eine luxemburgisch-irische Koproduktion. Am 20. Februar wird der Filmpreis in Paris verliehen. In der Geburtsstätte des Kinos.
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