Im Namen des Salates, lass es regnen

Im Namen des Salates, lass es regnen
(Julian Stratenschulte)

Jetzt weiterlesen! !

Für 0,59 € können Sie diesen Artikel erwerben.

Sie sind bereits Kunde?

Unmut bei den Gemüse- und Obstbauern. Die Wasserpreise machen ihnen zu schaffen. Die Suche nach einer Lösung scheint aussichtslos.

Um wachsen zu können, brauchen Obst und Gemüse Wasser. Das lernen Kinder schon in der Grundschule. Das Wasser ist aber bei den Obst- und Gemüsebauern in Luxemburg momentan ein Sorgenpunkt. Mehrere Probleme machen ihnen zu schaffen. Tom Jungblut ist Gemüsebauer in Contern. Er zahlt 10.000 bis 12.000 Euro im Jahr für das Wasser, das er benutzt. Das sei aber nicht bei allen Betrieben so. „Die Unterschiede in den Preisen sind riesig. Sie können je nach Gemeinde doppelt oder sogar dreifach so hoch liegen als im Dorf nebenan“, so Jungblut im Gespräch mit dem Tageblatt.

Tatsächlich ist der Wasserpreis Gemeindesache. Diese legt teilweise fest, wie tief der Bauer in die Tasche greifen muss. In einer parlamentarischen Antwort erklärte Agrikulturminister Fernand Etgen, dass diese Unterschiede sich eigentlich in Grenzen halten sollten, da es eine harmonisierte Methode der Preisfestlegung gebe. Er fügt allerdings hinzu, dass die Qualität des Wassers je nach Gemeinde unterschiedlich ist, da einige beispielsweise teurere Kläranlagen hätten und daher die Preise trotzdem variieren. Um wie viel, kann der Minister nicht genau sagen. Eine genaue Liste gebe es nicht.

Bürokratische Hürden

„Natürlich kommt hinzu, dass wir uns gegen die Bauern im Ausland behaupten müssen. Ihr Wasser ist noch viel billiger. Meistens zahlen sie nur ein paar Cent pro Kubikmeter“, erklärt Jungblut besorgt. Das sei möglich, weil die Bauern im Ausland ihre eigenen Brunnen bauen würden, um an das Grundwasser ranzukommen. Sie zahlen ihrer Gemeinde dann nur noch eine kleine Kommission, da das Wasser immer noch ihr gehört.

In Luxemburg ist das theoretisch auch möglich. Fernand Etgen erklärt in einer parlamentarischen Antwort, dass dafür das Umweltministerium zuständig ist. Letzteres muss grünes Licht für Bohrungen geben. Genau hier liegt für Jungblut das Problem. „Das sind riesige bürokratische Hürden. Ich habe eine Anfrage eingereicht und Monate gewartet, bis mir mitgeteilt wurde, dass mein Dossier überhaupt mal geöffnet wurde“, erklärt er.

Eine Alternative?

„Hinzu kommt, dass wir in Luxemburg Naturschutzzonen haben. Oder Wasserschutzzonen. Oder Vogelschutzzonen. Wenn es nichts von den dreien ist, baut irgendein Promoter gerade eine Siedlung“. Laut ihm sind die Umweltregelungen nicht praxistauglich und die Prozeduren für eine Erlaubnis viel zu lang. „Dabei wäre ein Zugriff auf das Oberflächenwasser die einzige Lösung. Das Wasser subsidieren wäre unrealistisch. Das würde die EU als unfairen Wettkampf einstufen und nicht erlauben“.

Dieses Problem hat Henri Philipp nicht. Er ist auch Gemüse- und Obstbauer und hat einen Biobetrieb in Steinsel. „Wir gießen nur sehr wenig mit Regenwasser“, erklärt er uns gegenüber. Besser geht es seinem Betrieb trotzdem nicht. „Was wir an Wasserkosten einsparen, fehlt uns an Verkaufseinnahmen“, so Philipp. Und ganz unabhängig vom Wasser ist er natürlich auch nicht. „Wenn es eine Trockenperiode gibt, wachsen Gemüse und Obst nicht so gut.“

Keine Prämie

Trotzdem ist er gegen Grundwasserbohrungen. „Das ist keine langfristige Lösung. Irgendwann gibt es Engpässe, weil zu viel abgepumpt wurde. In Deutschland haben sie dieses Problem schon.“ Er hat momentan auch ganz andere Sorgen. Als Biobauer hat er eine Prämie zugut. Davon hat er aber noch keinen einzigen Cent gesehen.

„Es wird gesagt, dass Bio besser unterstützt werden soll, aber in der Praxis sieht das anders aus“, erklärt er. Der Ball liegt seiner Meinung nach beim Ministerium. „Frau Faber von der Asta (Kontrolleinheit im Landwirtschaftsministerium) hat uns bei einer Bio-Versammlung gesagt, wir würden wegen des Agrargesetzes die Prämie erst im Oktober dieses Jahres bekommen.“ Er habe allerdings mit einem konventionellen Bauer gesprochen. Der hat schon alle Prämien bekommen. Es ist wohl keine gute Zeit, um Salate und Bohnen zu pflanzen.