Europa bleibt das Herz der Gruppe

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Europa braucht strukturelle Reformen und muss seine Wettbewerbsfähigkeit wieder gewinnen, um sich auf internationales Niveau zu hissen.

Diese Meinung vertritt der Vorstandvorsitzende des weltweit größten Stahlkonzerns, Lakshmi Mittal, in einem Interview mit der französischen Wirtschaftszeitung Les Echos.

Man dürfe die Europäische Union mit ihren 28 Staaten nicht als Einheit verstehen, sagt der Chef der ArcelorMittal Gruppe. In seiner Gesamtheit sende Europa durchaus ermutigende Zeichen aus. Mittal geht daher davon, dass es in diesem Jahr einen Zuwachs bei Stahlverbrauch von drei Prozent geben werde. Gleichzeitig weist der Stahlmanager darauf hin, dass es dem Norden der Europäischen Union besser geht als dem Süden. Und insbesondere von Frankreich müsse man die Lösung einer Reihe von Fragen erwarten, damit das Land seine Wettbewerbsfähigkeit wieder erlange.

Mittal beschäftigt sich in dem Interview ausführlich mit den Wettbewerbshindernissen in Europa und vergleicht sie mit der der in den USA. „Die USA haben in den vergangenen Jahren enorme Fortschritte gemacht. Die Energiepreise sind gesunken. Die Kreditzinsen sind gesunken. Die Flexibilität auf dem Arbeitsmarkt ist groß.

Teurer

Im Gegensatz dazu ist die Energie in Europa teuer, der Arbeitsmarkt ist stark reglementiert, die Nachfrage lässt zu wünschen übrig. Resultat: Die Schere zwischen den USA und Europa in der Wettbewerbsfähigkeit öffnet sich weiter. Wir müssen darüber reden, welchen Platz wir der Industrie noch einräumen wollen“, sagt er.

Mittal sieht, dass Europa sehr aggressiv beim Thema des Klimawechsels vorgegangen ist. Aber das habe eben dazu geführt, dass die europäische Industrie im internationalen Wettbewerb mit einem großen Handicap arbeite. Der ArcelorMittal Konzern hat nach der Krise der Jahre 2008 und 2009 seinen Businessplan geändert, nicht aber sein Geschäftsmodell. ArcelorMittal sei ein globaler Konzern und bleibe es. Das mache auch Sinn. Allerdings werde jede industrielle Einheit lokal gesteuert. Jede Einheit müsse auf ihrem Markt wettbewerbsfähig sein. Es gäbe also eine doppelte Priorität: Die lokale und die globale. Investitionen würden im Hinblick auf die Persektiven in jeder region durchgeführt. So habe man gerade in den USA ein Stahlwerk gekauft.

Europa Herz der Gruppe

Europa bleibe aber das Herz der Gruppe. Europa bedeute 35 bis 40 Prozent des Gescäftes von ArcelorM;ittal betonte der Firmenchef, der nur selten Interviews gibt. Allerdings hatte die französische Wirtschaftszeitung sechs Großindustrielle gebeten, in Interviews ihre Sicht der wirtschaftlichen Situation zu geben. ArcelorMittal gehört – das wurde auf dem Pressetag des Unternehmens in Paris am Dienstag deutlich – in Frankreich mit 20.000 direkt Beschäftigten zu den großen Arbeitgebern des Landes. In diesem Jahr wird der Stahlkonzern in Frankreich 700 neue Arbeitsplätze schaffen. Auch damit gehört der Stahlkonzern zu den Ausnahmen in Frankreich. Allerdings wird ArcelorMittal von den Linken im Land nach einem eher marxistischen Unternehmensbegriff als Ausbeuter angesehen.

Lakshmi Mittal lässt in dem Interview Humor erkennen. Als er gefragt wird, was er davon hielte, eine weltweite Reichensteuer einzuführen, um die Verschuldung der Staaten zu reduzieren, fragt er zurück. „Und das fragen Sie ausgerechnet mich, einen Kapitalisten. . .?“