Ein Gewerkschafts-Soldat tritt ab

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Ein streitbarer Geist verlässt die Bühne. Nach 12 Jahren an der Spitze des „Syndicat Professionnel de l'Armée luxembourgeoise“ (SPAL) gibt Patrick Frantz das Ruder an seinen Nachfolger Christian Schleck ab.

Nach 40 Dienstjahre bei der Armee und 30 Jahren Gewerkschaftstätigkeit tritt Patrick Frantz als Präsident des SPAL zurück. Sein Nachfolger wird Generalsekretär Christian Schleck. Frantz der in seiner langen Tätigkeit sich selber des öfteren als „Don Quichotte“ im Kampf für die Interessen der Soldaten und Unteroffiziere vorkam, geht am 1. April in Rente. Grosser Andrang herrschte in Diekirch jedoch nicht bei der Jahreshauptversammlung am Montagabend. Von Seiten der Politik waren nur Claudia Dall’Agnol (LSAP) und Nancy Kemp-Arendt (CSV) anwesend.

Die von der Gewerkschaft kritisierten Punkte wiederholen sich von Jahr zu Jahr. Sowohl Patrick Frantz als auch Christian Schleck gingen u.a. auf die Reform der Armee oder besser die Reform von der Reform aus dem Jahre 2007.

Auch der „Service psychologique“ wurde stark kritisiert. Seit einigen Jahren funktioniere zwar ein solcher Dienst, die Armeeangehörigen gingen dennoch lieber zum „Aumonier“, um Hilfe zu suchen. Die Soldaten würden in den Psychologen als erster Linie nur den Offizier wahrnehmen und befürchteten Nachteile, wenn sie offen über ihre Sorgen und Nöte reden würden. SPAL- Generalsekretär Christian Schleck warf grundsätzliche Fragen auf wie: Wer kontrolliert den Psychologen und welche Möglichkeiten habe der Betroffene für eine Gegenexpertise. Die Gewerkschaft will sich nun hierzu von einem externen Experten beraten lassen.

Schwindende Attraktivität

Sorge bereitet dem Syndikat zudem die Attraktivität der Armee. Um nach der Grundausbildung 55 Soldaten vereidigen zu können, müssten 80 bis 100 Rekruten eingezogen werden. Kürzlich seien die Zahlen aber nach unten auf 45 revidiert worden, dies entspräche noch immer 70 bis 80 Rekruten, welche die Grundausbildung antreten müssten. Es wäre jedoch sehr schwer, überhaupt genug Kandidaten für den Dienst zu finden.

Der „Droit de priorité et d’esclusivité“ wäre dabei ein wichtiges Kriterium. Ein Verlust dieser Bevorzugung nach dem Wehrdienst würde die Attraktivität der Armee bei Interessenten massiv reduzieren. Dessen sollten sich die verantwortlichen Ministern bewusst sein.

Laut Gesetz zur Armeereform von Dezember 2007 müssten 500 Armeeangehörigen im Kontingent ihren Dienst absolvieren. Rechne man 80 Rekruten ab würde dies eine Zahl von 420 Soldaten im Kader für militärische Operationen bedeuten. Zur Zeit liege man jedoch nur bei 269 Soldaten ohne die 60 Rekruten. Dies mache eine Sollstärke von nur 64,01% aus, erläuterte Schleck in seinen Ausführungen.

Weitere Themen waren die Verteilung der Posten bei den Unteroffiziere und das geplante Lycée militaire. Ebenfalls mit Sorge wird die Entwicklung bei den Dienstwohnungen beäugt. Die Gewerkschaft befürchtet hier einen Abbau der Vergünstigungen. Ebenfalls diskutiert werden müsste das OMP-Gesetz (Opération pour le maintien de la paix). Es sei richtig, dass der gesetzliche Rahmen über Friedensmissionen im Ausland vereinfacht werde, um schneller im Bedarfsfall aktiv zu sein. Im Gegenzug sei es aber auch wichtig, dass die Auslandeinsätze anständig bei den Rentenansprüchen angerechnet werden. Hier herrsche noch Gesprächsbedarf mit dem zuständigen Minister und der Regierung, so die Gewerkschaft.

Olivier Halmes