Direktion wünscht sich mehr Flexibilität

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Die ArcelorMittal-Direktion setzt weiterhin auf Dialog. Der neue Kollektivvertrag soll einvernehmlich mit den Gewerkschaften ausgehandelt werden. Die hatten am Freitag sauer auf die Kündigung der Kollektivverträge reagiert.

Man wolle den Kollektivvertrag an die heutigen wirtschaftlichen und sozialpolitischen Zeiten anpassen. Das sagte am Sonntag Nico Reuter, Vizepräsident des Bereichs Langstahl Europa des Stahlkonzerns im Tageblatt-Gespräch. Details wie derlei Modernisierung aussehen soll, wollte Reuter keine geben, betonte jedoch, dass man sich in Zukunft mehr Flexibilität in den Arbeitsvorgängen und in den Arbeitszeiten wünscht. Das will man bereits heute und nicht erst in einigen Jahren diskutieren. Derzeit seien die Arbeitszeiten strikt geregelt, so dass es gleich zu Überstundenzahlungen komme. Außerdem müsste in Spitzenzeiten oftmals auf zeitlich befristete Arbeitsverträge zurückgegriffen werden. Verschiedene Regelungen müssten in Frage gestellt werden, so Reuter.

Nico Reuter

Am Freitag hatte die Direktion des Unternehmens die Gewerkschaften darüber informiert, dass sie die Kollektivverträge gekündigt habe. Bisher bestand jeweils ein separater Vertrag für die Arbeiter und Angestellten. Mit der Einführung des Einheitsstatuts wurde diese Trennung aufgehoben, sodass nunmehr ein Kollektivvertrag für die gesamte Belegschaft ausgehandelt werden muss. Man habe die aktuellen Verträge gekündigt, um bis spätestens Ende 2013 eine neue Vereinbarung erstellt zu haben, betont Reuter. Während dieser Zeit bleiben die aktuellen Vereinbarungen in Kraft. Danach würden die Sonderregelungen jedoch auslaufen.

Keine „Kriegserklärung“

„Wir wollen die Neuerungen zusammen mit den Gewerkschaften aushandeln“, betonte Reuter, der auf konstruktive Diskussionen setzt. Dass die Gewerkschaften empört auf die Ankündigung reagiert haben, die Kollektivverträge zu kündigen, ist für Reuter nicht nachvollziehbar. Das sei für sie nicht aus heiterem Himmel gekommen, so der ArcelorMittal-Manager. Das sei auch nicht als Kriegserklärung zu verstehen. Der LCGB hatte am Freitag von einer Kriegserklärung an den sozialen Frieden gesprochen. Das Gegenteil sei der Fall, sagt Reuter. So habe man den Gewerkschaften einen „Methodenvertrag“ vorgelegt. Darin sei der Verhandlungsverlauf festgehalten, in welchen Arbeitsgruppen welche Themen erörtert werden könnten. Man habe stets betont, dass die Änderungen in beiderseitigem Einvernehmen vorgenommen werden sollten.

Die Gewerkschaften hatten der Direktion am Freitag vorgeworfen, sie wolle Ruhetage beseitigen, die Tarifstruktur verschlechtern, automatische Beförderungsmechanismen abbauen und die Lohngarantie aufweichen. Reuter wollte diese Vorwürfe weder bestätigen noch dementieren. Die Details der Verschläge wolle man mit den Gewerkschaften erörtern, sagte er.

Beruhigen dürfte die Stahlwerker Luxemburgs, dass der ArcelorMittal-Manager nach wie vor an Luxemburg als Stahlstandort glaubt. „Wir denken an die Zukunft der Beschäftigten und die von ArcelorMittal in Luxemburg“, so Reuter. Deshalb müsse man bereits heute an Änderungen denken.

Lux2016 nicht gefährdet

Anders als von den Gewerkschaften befürchtet, sieht Reuter Lux2016 nicht gefährdet. Die Vereinbarung war im März 2012 zwischen Unternehmen, Gewerkschaften und Regierung unterzeichnet worden. Sie beinhaltet einen Investititionsplan für die Luxemburger Werke von bis zu 200 Millionen Euro und eine Arbeitsplatzgarantie für die derzeit Beschäftigten. Zusätzlich hatte das Unternehmen weitere Investitionen auf Belval in Höhe von 200 Millionen Euro in Aussicht gestellt.

Einen direkten Zusammenhang zwischen neuem Kollektivvertrag und Zusatzinvestitionen wollte Reuter am Sonntag nicht sehen. Obwohl die Kostenfrage indirekt eine Rolle bei dieser Entscheidung spielen werde. Ob Walzstraße 2 ausgebaut wird, will der Konzern Mitte kommenden Jahres entscheiden. Derzeit werde diesbezüglich eine Studie erstellt.