Die fleissigen Helfer

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Die Bommeleeër wussten, was die Ermittler über sie wussten und was letztere vorhatten. Die Insider-Spur hat das Gericht in den vergangenen Tagen beschäftigt. Fortsetzung heute. Unser Live-Ticker ab 15.00 Uhr.

Was geschah beim Anschlag in Asselscheuer am 5. Juli 1985? Dort war unter anderem eine Sprengfalle eingerichtet worden. Ermittler Carlo Klein steht erneut im Zeugenstand. Am Dienstag hatte der Beamte etliche Indizien für ein umfangreiches Insiderwissen der Täter geliefert.

Im Fokus stand vor allem die Brigade Mobile der Gendarmerie. Sie sei stets über die nächsten Schritte der Gendarmerie und des Ermittlungsteams informiert gewesen. Die beiden Angeklagten Jos Wilmes und Marc Scheer gehörte der BMG an. Die Verteidigung ist empört. Warum wurde in Sachen Insiderwissen nur in Richtung BMG ermittelt? Auch Polizei und Ministerium waren im Bilde.

Die Falle von Asselscheuer

Den Auftakt des Prozesstages am Mittwoch machte der Anschlagsversuch von Asselscheuer am 2. Juli 1985. Es war der einzige Anschlag der Bommeleeër, bei dem der Tod von Menschen in Kauf genommen wurde. Neugierige sollten mit einer brennenden Taschenlampe angelockt werden. Hätten sie den vor Ort gespannten Stolperdraht berührt, wäre eine Bombe hochgegangen. Es kam jedoch niemand zu Schaden. Spaziergänger hatten die Polizei informiert, als sie das verdächtige Licht erblickt hatten.

Die Sprengfalle befand sich 1.600 Meter von einem von der Polizei und Armee bewachten Gebiet. Die Täter wussten genau Bescheid über die Überwachungsgebiete rund um die Strommasten, so Ermittler Klein vor Gericht.

Der Anschlag in den Kasematten

Wenige Stunden nachdem die Falle von Asselscheuer entdeckt worden war, ging in den Kasematten eine Bombe hoch. Der Sprengsatz war an Telefonleitungen montiert. Auch hier wussten die Täter genau, was sie taten, wo die Haupttelefonleitung der Post verlief. Für Ermittler Klein steht fest: Der Anschlagsversuch bei Asselscheuer sollte ein Ablenkungsmanöver sein, um die Sprengung in den Kasematten durchführen zu können. Die Operation hatte militärischen Charakter. Laut Ermittlern waren wohl vier Täter am Werk, einer hielt Schmiere am Eingang der Kasematten. Einem Augenzeugen zufolge hatte er Funkkontakt mit den Mittätern. Ob dabei abhörsichere Geräte des Geheimdienstes zum Einsatz kamen, ist nicht gewusst. Der SREL hatte der Gendarmerie damals fünf solcher Geräte geliehen.

Etliche Fragen wirft auch der Anschlag auf den Sitz des Luxemburger Worts in Gasperich am 27. Juli 1985 auf. Der Anschlag galt dem Haupteingang des Gebäudes. Der war normalerweise gut beleuchtet, nur an jenem Abend nicht. Zufall? Wer denn damals Sicherheitschef im Verlagshaus war, lautete die Frage vor Gericht. Anwältin Lydie Lorang: Guy Santer, ein Verwandter des damaligen Staatsministers Jacques Santer. Zwei Monate nach dem Anschlag verlässt Guy Santer den St-Paulus-Verlag.

Reaktion auf Reorganisation bei den Ermittlern?

Wie ist der Anschlag am 28. August 1985 gegen ein kleines Gendarmerie-Gebäude am Glacis während der Schobermesse zu verstehen? Dabei war ein kleiner Sprengsatz auf dem Flachdach des Gebäudes explodiert. Kurz vor dem Anschlag waren die Gendarmerieangehörigen per Rundschreiben über Veränderungen bei den Ermittlungen in der Bommeleeër-Affäre informiert worden. Ermittler Kleins Hypothese: Der Anschlag war eine Reaktion der Täter auf das Schreiben. Ein weiterer Hinweis auf die Insider-Spur.

Schließlich die Bombe auf dem Dach des Olympischen Schwimmhalle auf Kirchberg. Zufälligerweise fand an diesem Abend eine Polizeikontrolle an der deutschen Grenze statt. Die Luxemburger hatten angeblich einen Tipp der deutschen Polizei bekommen, wonach zwei mutmassliche, deutsche Terroristen nach Luxemburg unterwegs seien. Wollten die Bommeleeër die Spur auf die Terroristen lenken, fragt Ermittler Klein. Eine Bestätigung über die Terroristen-Warnung gibt es nicht.

Die Insiderspur wird das Gericht auch am Donnerstag beschäftigen.