Bettel: „Wir waren nicht alle Helden“

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Luxemburgs Premierminister Xavier Bettel wartet mit Spannung auf den Bericht des Historikers Vincent Artuso über die Beraubung der jüdischen Familien während der Nazi-Okkupation.

Am Freitag beteiligen sich Großherzog Henri und Premierminister Xavier Bettel an der Erinnerungsfeier in Sonnenburg (Slonsk). Im KZ Sonnenburg waren vor 70 Jahren 91 Luxemburger hingerichtet worden. Sie waren der Wehrkraftzersetzung beschuldigt worden und von einem Nazi-Tribunal zum Tode verurteilt worden.

Eine weitere Erinnerungszeremonie hatte bereits am Dienstag stattgefunden. Zusammen mit Erbgroßherzog Guillaume hatte Bettel an der Gedenkfeier anlässlich der Befreiung des KZ Auschwitz durch die Rote Armee vor 70 Jahren teilgenommen.

Auschwitz sei der Platz, wo man mit der Wahrheit konfrontiert werde, sagte ein noch ein Tag später sichtlich ergriffener Premierminister. Dort seien Menschen umgebracht worden, weil sie einer anderer Religion angehörten, eine andere politische Meinung, eine andere Sexualität oder eine Behinderung hatten, Menschen, die deswegen dem Okkupanten nicht ins Konzept passten. Man komme nicht als derselbe Mensch zurück wenn man an derlei Gedenkstätte war.

Bettel zufolge stünde noch viel Arbeit an, um dieses Kapitel der Geschichte zu bewältigen auch in Luxemburg. „Wir waren nicht alle Helden“, sagte er. In den nächsten zwei Wochen soll der Bericht von Professor Vincent Artuso über die Beraubung der jüdischen Familien während der Nazi-Okkupation vorliegen. Luxemburg müsse hier seine Verantwortung übernehmen, betonte Bettel. Der Inhalt des Berichts sollte seiner Meinung nach veröffentlicht werden. Er werde wohl Folgen auch für Banken haben, nicht nur für die betroffenen Familien. Geklärt werden müsste u.a. wer als Erbe in Frage kommt.