„Kostenreduktion auf Kosten der Patienten“

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Die Arbeitnehmerkammer (CSL) kann dem Spitalplan nicht viel Gutes abgewinnen. Er habe lediglich eine Kostenreduzierung auf Kosten des Patienten als Ziel, wird moniert.

Die Krankenhäuser in Luxemburg sollen für die Zukunft ausgerichtet werden. Eine bessere Koordination, Kompetenzzentren und mehr ambulante Behandlungen (Tageskliniken). Die Zahl der Akutbetten soll bis 2018 reduziert werden. Parallel sollen mehr spezielle Langzeitbetten entstehen, wo schwerkranken Menschen betreut werden können. Die Belegungsquote bei den Akutbetten in den Krankenhäusern beträgt rund 70 Prozent. Angestrebt wird eine Quote von rund 80 Prozent. Bei den Kompetenzzentren sollen spezialisierte Zentren etwa im Bereich der Herzchirurgie, Neurologie, Krebs, Diabetes und Fettleibigkeit geschaffen werden. Mitte Februar hat die Regierung den neuen Spitalplan verabschiedet. Nun wird auf die Gutachten gewartet, ehe das Dossier im Parlament zur Sprache kommt.

Die Arbeitnehmerkammer CSL (Chambre des salariés) kritisiert, dass der Spitalplan in ein großherzogliches Reglement anstatt wie bisher in ein Gesetz gefasst wird. Auf diese Weise werde eine parlamentarische Debatte vermieden. Im Zusammenhang mit dem neuen Plan würde es des Weiteren noch keine zuverlässigen Zahlen über das Gesundheitswesen in Luxemburg geben, so die CSL. „Auf welche Basis stützt sich der Text?“, fragt die Kammer.

Gegen eine Bettenreduzierung

Die geplante Betten-Reduzierung ist der CSL ein Dorn im Auge. Die „Chambre des salariés“ ist der Auffassung, dass durch die Alterung der Gesellschaft und die Zunahme u.a. der stressbedingten Krankheiten eher eine Bettenerhöhung notwendig sei. In der Rechnung seien auch nicht die ausländischen Patienten eingerechnet worden, die durch Krankenhausschließungen in der Grenzregion sich in Luxemburg behandeln lassen würden.

Anstatt durch eine Senkung der Betten Kosten zu sparen sollten die Krankenhäuser sich beim Einkauf von Material und Medikamenten zusammentun. Auf diese Weise würden ebenfalls Kosten gespart. Der CSL zufolge ist außerdem die „liberale Medizin“ eines der Haupthindernisse für eine bessere Planung im Gesundheitswesen. Alle Ärzte sollten Lohnempfänger sein, wird in der Mitteilung der CSL betont. Dies hätte eine effizentere Arbeitsaufteilung zur Folge. Auch die Zusammenarbeit mit dem übrigen Gesundheitspersonal würde davon profitieren. Und man würde massiv Kosten sparen, weil die Tarifierung der einzelnen ärztlichen Dienstleistungen abgeschafft würde.

Probleme in den Notaufnahmen programmiert

Auch der Schaffung von Komptenzzentren steht di CSL skeptisch gegenüber. Sie befürchtet, dass die EHL (Entente des hôpitaux) dieses Vorhaben blockieren könnte. Auch könne es zu Problemen bei der Notfallversorgung kommen. Schließlich wird ein Ungleichgewicht beim Zugang zu den medizinischen Diensten in den verschiedenen Regionen befürchtet.

Eine Reduzierung der Akutbetten und eine parallele Aufstockung der Langzeitbetten könnte eine Erhöhung der „Erste-Klasse-Zimmer“ zur Folge haben, so die CSL. Damit laufe man Gefahr, einen Bettenmangel zu provozieren, zum Beispiel bei großen Notfällen. Der universale Zugang zu den Krankenhausbetten sei gefährdet, warnt die Arbeitnehmerkammer. Durch den Bettenmangel müssten immer mehr Patienten u.a. nach einer Operation sich ambulant oder zu Hause pflegen lassen. Die Ausgaben der Krankenhäuser würden sich in einer ersten Phase sicherlich reduzieren. Aber in einer zweiten Phase würden die Gesundheitskosten durch die teuere Hauspflege sich erhöhen.

Was das Begleitkomitee anbelangt, das die Krankenhaus-Dienstleistungen bewerten und überwachen soll, so hegt die CSL Zweifel an der Uneinvorgenommenheit dieses Organs, weil es vom Krankenhauschef präsidiert wird und dieser den Qualitätsmanager sowie den Vertreter des medizinischen Kollegiums bestimmt.