„Die Regierung wusste es seit 2006“

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Wussten Premierminister Jean-Claude Juncker und der damalige Justizminister Luc Frieden seit 2006, dass Stay-Behind und CIA hinter den Bombenanschlägen der 1980er Jahre standen? Das behauptet ein Zeuge.

Dem Geheimdienst SREL zufolge sollen Stay-Behind und CIA hinter den Bombenanschlägen von 1984 und 1986 stehen. Das Ergebnis einer entsprechenden Untersuchung sollen hohe SREL-Mitarbeiter Premierminister Jean-Claude Juncker und dem damaligen Finanzminister Luc Frieden (beide CSV) mitgeteilt haben, so RTL Radio Lëtzebuerg und 100,7 am Donnerstag. Informiert wurden die Regierungsmitglieder vom damaligen SREL-Chef Marco Mille und den zwei SREL-Agenten Frank Schneider und André Kemmer. Alle drei sind aus dem Geheimdienst ausgeschieden.

Marco Mille solle Premierminister Jean-Claude Juncker und den damaligen Justizminister Luc Frieden über die Verbindung Stay-Behind-Bommeleeër informiert haben.

Die Informationen seien vom ehemaligen Präsidenten der Rechnungshofs Gérard Reuter bestätigt worden. Stay-Behind soll aus drei Abteilungen bestanden haben. Eine davon sei für die Attentate verantwortlich gewesen. Es sei darum gegangen, eine Atmosphäre der Unsicherheit zu schaffen. Laut Reuter habe das CIA nach Aktionen verlangt, um das Vordringen des „Kommunismus“ zurückzudrängen.

Das Gespräch der SREL-Leute mit den Minister sei aufgezeichnet worden, heißt es weiter. Mit derselben präparierten Uhr, mit der das Gespräch Juncker-Mille aufgezeichnet worden war.

Gegenüber RTL hat Reuter gesagt, dass seine Wohnung früher vom Geheimdienst, heute von der privaten Sicherheitsfirma Sandstone des Frank Schneider bezahlt werde.

Belege oder bloß Vermutung

Ob die Geheimdienstler ihre Vermutung über eine Verbindung zwischen Stay-Behind und Bombenleger mit einem dazu erstellten Bericht begründen, darüber gehen die Meinungen auseinander, so 100,7. Nicht ausgeschlossen, dass es sich lediglich um Vermutungen der SREL-Agenten handelt, die sie gegenüber Juncker und Frieden zum Ausdruck brachten.

Anlass für das Treffen der Fünf vermutlich im Staatsministerium seien Dokumente gewesen, die dem SREL zugspielt worden seien, meldete seinerseits 100,7. In diesen Unterlagen wurde eine Verbindung zwischen dem früheren Präsidenten des Rechnungshofs Reuter mit einem internationalen Fonds für humanitäre Hilfe. Der Fonds sollte zur Geldwäsche afrikanischer Schwarzgelder gentzt werden.

Rücktritt wegen dubioser Affäre

Gerard Reuter war bis Mai 1999 Präsident der „chambre des comptes“. Er wurde auf Grund oben genannter dubioser Affäre aus dem Staatsdienst entlassen.
Laut der belgischen Zeitung „Le Soir“ hatte Reuter damals umgerechnet eine Million Euro Schulden.

Reuter, der die Beziehungen Stay-Behind-Bombenleger-Affäre bestätigt, war selbst nicht am Treffen zwischen Juncker-Frieden mit den drei SREL-Agenten beteiligt.

DP und „déi gréng“ forderten am Donnerstag bereits eine unverzügliche Erklärung der Regierung.