„Andere Ressourcen und Mittel“

„Andere Ressourcen und Mittel“
(Tageblatt/Fabrizio Pizzolante)

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Es muss nicht zwangsläufig ein Zusammenhang zwischen der Förderung privaten Mäzenatentums und angekündigten Sparmaßnahmen zu sehen sein. Aber es liegt nahe.

Der „Fonds culturel national“ stellte gestern den Leitfaden zum kulturellen Mäzenatentum vor. Kulturministerin Maggy Nagel (DP) will die Möglichkeiten des privaten Mäzenatentums „verstärkt an die Öffentlichkeit“ bringen. Sie sprach auch von „finanziell schwierigen Zeiten“, in denen die „Ressourcen optimiert und diversifiziert“ werden müssen. Das kann man auch übersetzen mit „sparen und neue Finanzierungsquellen auftun“. Dabei versicherte sie, dass der Staat sich seiner Verantwortung wohl bewusst sei und sich auch nicht seiner Aufgabe entziehen wolle. Aber der Staat wird seine Aufgaben wohl genauer umreißen. So wurden bekanntlich die Konventionen vom Kulturministerium aus gekündigt und werden überarbeitet.

Dass die Kultur von Sparmaßnahmen kaum verschont bleiben dürfte, scheint offensichtlich, auch wenn sie „bekommen soll, was sie braucht“, so Nagel. Der Staat könne allerdings nicht alleine für Kultur-Ausgaben aufkommen und eben hier gebe es dank des Mäzenatentums Möglichkeiten zur Zusammenarbeit. „Und Zusammenarbeit ist mehr als angesagt“, sagte Nagel. So sorgt der Staat u.a. schon lange für steuerliche Anreize, die das Mäzenatentum fördern sollen.

Praktischerweise gibt es im Mäzenatentum noch ordentlich Luft nach oben. Jo Kox (Präsident des „Fonds culturel national“) präsentierte dazu einige Statistiken. 58 Prozent aller Luxemburger spenden Geld. Die meisten (37 Prozent) für Entwicklungshilfe. Die wenigsten für Politik (4%) sowie Religion und Spiritualität (5%). Nur unwesentlich mehr spenden für Kultur (6%). Dabei zählt Luxemburg 8.491 Vereinigungen und Stiftungen, die im Prinzip alle als Spendenempfänger in Frage kommen. Die meisten davon (22 Prozent) haben „Kultur“ als Hauptbetätigungsfeld. Viele Möglichkeiten, als Mäzen aktiv zu werden.

Von 120 Euro bis zu 1 Million

Mäzenatentum sei aber nicht mit Sponsoring zu verwechseln, so Jo Kox, es sei ein „Engagement für die ‚cause culturelle‘ und keine Werbeaktion“. Betriebe, Firmen oder auch Privatpersonen, die als Mäzene auftreten wollen, sollen sich mit dem identifizieren können, was die Akteure anbieten wollen. Die Möglichkeit, die Beträge von der Steuer abzusetzen, gibt es bereits mehrere Jahrzehnte. Ziel des „Guide pratique“ ist es, auch darauf aufmerksam zu machen. Als Mindestbetrag sind 120 Euro festgehalten, die Obergrenze liegt bei 20 Prozent des Nettoeinkommens bzw. 1 Million Euro.

Das Geld kann über den „Fonds culturel national“ fließen, der dafür keine Kommission verlangt, aber prüft, dass es sich nicht um den Versuch handelt, Geld weiß zu waschen. Ebenso haben die Banken ihre entsprechenden Prozeduren.

Mäzen sein muss aber nicht unbedingt gleichbedeutend sein mit einer Geldspende. Sach- oder Dienstleistungen kommen ebenso in Frage. Von der Spende eines Kunstwerks bis zur Buchführung für eine Vereinigung reicht das Spektrum.

Und die Mittel werden offenbar in Zukunft noch dringender gebraucht werden. Für die 600.000 Euro der „Oeuvre nationale de secours Grande-Duchesse Charlotte“ ist man dankbar, „aber es reicht nicht“. Seit 2007 gebe es immer mehr Akteure im Kulturbereich, die Zahlen des Cedies weisen viele Kunststudenten auf, die auch irgendwann in diesem Bereich arbeiten wollen werden, kurz: „Wir brauchen andere Ressourcen und Mittel“, erklärte Jo Kox. Er denkt an Studienbörsen, Börsen für Praktika im Ausland, verweist auf die „bourses Michelle“, wo ein deutscher Mäzen anonym 500.000 Euro für die Förderung von klassischer Musik gegeben hat. An Ideen mangelt es nicht. An Beispielen offenbar auch nicht.
Allein 8,6 Prozent der Werke des Mudam stammten aus privaten Spenden. Nimmt man die Schenkungen von Künstlern dazu, seien es 26 Prozent, so Kox. „Beispiele gibt es. Wir müssen sie nur bekannter machen.“