„So etwas kommt regelmäßig vor“

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Eine Mutter steht kurz vor der verfrühten Geburt ihrer Zwillinge. Zur Welt kommen diese aber nicht in Luxemburg, sondern in Homburg. Der Grund: Alle Frühchen-Plätze in Luxemburg sind belegt.

Mit dem „Centre hospitalier du Luxembourg“ und dem „Centre hospitalier du Kirchberg“ verfügen in Luxemburg zwei Krankenhäuser über Frühgeborenenstationen. Insgesamt 27 Frühchen können so in Luxemburg gleichzeitig medizinisch umsorgt werden, sieben auf dem Kirchberg, 20 im CHL in der route d’Arlon. Trotzdem kann es vorkommen, dass die Krankenhäuser ausgebucht melden müssen. So geschehen etwa am letzten 20. Juli, als ein junges Paar im Kirchberg-Krankenhaus vorstellig wird.

Die Frau steht zu dem Moment kurz vor der unerwartet frühen Geburt ihrer Zwillinge. Die Fruchtblase ist bereits geplatzt. Doch für zwei Frühgeborene mit einem Gewicht um die 2.200 Gramm ist auf dem Kirchberg kein Platz. Die Suche nach Alternativen in Luxemburg gilt schnell als gescheitert, da auch die Kapazitäten des CHL an diesem Tag erschöpft sind. Da das Gleiche für die Neonatologie in Trier gilt, muss das junge Paar nach Homburg im Saarland gefahren werden. Um die Fahrt möglich zu machen, werden der Frau wehenhemmende Mittel verabreicht. In Homburg läuft dann alles gut. Die Kinder kommen wohlauf zur Welt. Auch der Mutter geht es gut, und die junge Familie ist mittlerweile auch wieder zurück in Luxemburg.

Immer mehr Geburten

Dass ein solcher Verlauf für die werdende Mutter einen großen psychologischen Stress bedeutet, das bestätigt Dr. Christiane Kieffer, medizinischer Direktor des „Centre hospitalier du Kirchberg“. So etwas komme regelmäßig vor, verweist Dr. Christiane Kieffer auf die Realitäten des Krankenhausalltags. „In einer solchen Situation müssen wir entscheiden, was sinnvoller ist: die Geburt vor Ort, was eine anschließende Trennung des oder der Kinder von ihrer Mutter mit sich bringt (da die Neugeborenen gleich nach der Geburt mit einem Transport-Inkubator für intensivpflichtige Früh- und Neugeborene in ein anderes Krankenhaus gefahren werden müssten; Anm. d. Red.), oder der In-utero-Transport in ein Krankenhaus, wo Geburt und medizinische Umsorgung möglich sind.“

Damit folge man internationalen Standards, erklärt Dr. Christiane Kieffer, die gleichzeitig darauf aufmerksam macht, dass es zumindest in ihrem Haus seit 2006 keine Kapazitätenerhöhung in der Neonatologie gab. Für das CHL gestaltet sich die Situation ähnlich. Hier wurden die Kapazitäten zuletzt während der Umbauphase in den Jahren 2005 bis 2008 erhöht.

„Die Situation verbessert sich nicht“

Stagnation auf der einen Seite, während andererseits die Bevölkerungszahl rasch steigt, immer mehr Geburten inklusive. „Die Situation verbessert sich nicht“, so die Medizinerin, die auf den „Plan hospitalier“ verweist, der landesweit den Krankenhäusern den Rahmen vorgebe, „wer was machen darf“.

Hinzu kommt, dass besonders das CHL, da es als einziges Krankenhaus hierzulande für die Pflege von vor der 32. Schwangerschaftswoche geborenen Frühchen zuständig ist, auch Patienten aus dem Raum Arlon empfängt, was die Kapazitäten zusätzlich auslastet. CHL-Arzt Dr. Jean Bottu weist in dieser Hinsicht aber darauf hin, dass der ganz große Teil der Patienten aus dem Großherzogtum kommt. Und auch Dr. Bottu vertritt wie seine Kollegin aus dem Kirchberg-Krankenhaus den medizinischen Standpunkt, dass der In-utero-Transport dem Transport von Frühchen vorzuziehen ist, wenn es die Situation erlaubt, da ein solcher nie ganz unbedenklich für die Kinder sei.