Schieren: Zum Artikel „Viel Aufregung zum Schluss“

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Ein Forumsbeitrag zur Gemeinderatssitzung in Schieren vom 16. Mai 2018.

„Wir werden hier zu einer Arbeitssitzung eingeladen, obwohl, so wie es im Nachhinein scheint, die Entscheidung innerhalb einer fünfköpfigen Mehrheit schon längst gefallen war“, ereiferte sich die sympathische, engagierte und kompetente Rätin Susi Pfeiffer.

Von André Schmit, Bürgermeister, auch im Namen der vier anderen Ratsmitglieder

„Diese Aussagen erzürnten den Bürgermeister sehr“, schrieb Roger Infalt richtig. In der Tat war ich erbost und dies aus gutem Grund. Richtigstellen will ich, da Herr Infalt nicht über alle Interna Bescheid weiß, dass sich die Kritik von Susi Pfeiffer nicht an den Schöffenrat adressierte, sondern an die fünf Gemeinderatsmitglieder der Liste „Är Equipe“, die im Oktober 2017 gewählt wurden.

Eigentlich hatte ich mir des Friedens willen vorgenommen, nicht zu reagieren. Da es aber der ausdrückliche Wunsch von der Rätin war, die Öffentlichkeit per Presse über unsere (??) Methoden aufzuklären, habe ich mich dann doch dazu entschlossen, den wahren Sachverhalt offen darzulegen.

Um was ging es? Im Dezember 2017 wurde ein Redakteursposten ausgeschrieben, auch im Hinblick als Ersatz für den baldigen Eintritt in den Ruhestand des Einnehmers und/oder Sekretärs.

Dem Bewerbungsschreiben musste man zwingend ein Zeugnis des bestandenen Abiturs sowie den Beweis der bereits bestandenen Zulassung zur Redakteur-Karriere beilegen. Es meldeten sich insgesamt 31 Kandidat(inn)en.

Die Administration und der Schöffenrat nahmen eine Präselektion vor, wobei mein Vorschlag, auch den später gewählten Kandidaten X (dessen Teamspirit, Fairness und Höflichkeit ich in seiner Eigenschaft als Fußballspieler gut kannte; nur Fußballer zu sein, sollte eigentlich nicht per se ein Ausschließungsgrund sein) einzuladen, auch aufgrund des Mehrheitsverhältnisses im Schöffenrat nicht zurückbehalten wurde.

Die präselektionierten Kandidat(inn)en präsentierten sich am Abend des 7. Februar 2018 dem Gemeinderat.

Geheime Abstimmung

Am 21. Februar 2018 kam es dann zur geheimen Abstimmung. Mit fünf Stimmen konnte sich Kandidat X gegenüber vier Stimmen für Kandidatin Y durchsetzen. Sofort nach der Abstimmung gab es einen Riesenaufstand. Es wurde den fünf Ratsmitgliedern vorgeworfen, dass sie sich im Vorfeld abgesprochen hätten. Da neun minus fünf vier ergibt, entlarvten sich die vier Ratsmitglieder dann auch selbst, nachdem sie zuvor eine Absprache abgestritten hatten. Es wäre alles nur reiner Zufall gewesen, dass sie sich unter 31 Kandidaten für Kandidatin Y entschieden hätten. Dass sich die fünf Ratsmitglieder in der Tat aus gutem Grund vor der Abstimmung abgesprochen hatten, wurde von mir nie bestritten.

Zweitrangig war anscheinend die Tatsache, dass Kandidatin Y – obwohl im Rahmen der „carrière ouverte“ vom „expéditionnaire“ zum Redakteur aufgestiegen – kein Abiturzeugnis (dies hatte nur ich vor der Präselektion entdeckt) beilegen konnte und ihre Kandidatur damit nicht zulassungsfähig war. Alle anderen Auslegungen würden bedeuten, dass der Bankdirektor ohne Abitur nicht zulassungsfähig wäre, die Postbeamtin ohne Abitur hingegen wohl. Ein Abschlussdiplom gibt dem Gemeinderat auch wichtige Informationen über geprüfte Fächer und Noten. Dass der spezialisierte Beamte im Innenministerium bei meinem Anruf die Kandidatur trotzdem (ein bisschen zu schnell) für zulässig erklärte, bleibt nicht nur für mich ein Rätsel.

Zweitrangig war auch, im Hinblick auf die Ersetzung des Einnehmers/Sekretärs, der Altersunterschied von 20 Jahren zwischen beiden Kandidaten. Wäre Kandidatin Y gewählt worden, hätten wir bereits zeitgleich eine Ausschreibung für ihre kommende Ersetzung machen können.

Keine Absprache

Den Vorwurf, dass wir uns bereits vor der Präsentation am 7. Februar 2018 abgesprochen hätten, bestreite ich aufs Schärfste. Dies wäre nicht nur gegenüber den vier Ratsmitgliedern, sondern besonders auch gegenüber den präselektionierten Kandidat(inn)en eine nicht zu überbietende Respektlosigkeit. So viel Anstand sollte man uns dann trotz politischer Divergenzen zutrauen.

Warum sollte sich ein Ratsmitglied nachweislich noch am Nachmittag des 7. Februar bei mir abmelden, falls die Absprache bereits getroffen war? Der Vorwurf einer solchen Absprache adressiert sich vielmehr an die „geheimen“ Wähler(innen) von Kandidatin Y, die trotz fehlenden Abiturzeugnisses und Altersunterschiedes und, obwohl mindestens eine(r) dieser vier Wähler(innen) Kandidatin Y nach der Präsentation nicht mehr auf dem „Radar“ hatte, Kadaver-gehorsam gewählt wurde. So etwas nennt man dann wohl l'“arroseur arrosé“. Letztendlich schadet man mit solchen in der Öffentlichkeit ausgetragenen Personaldebatten sowohl dem gewählten Kandidaten als auch allen nicht zurückbehaltenen Kandidat(inn)en.

Damit dies nicht wieder vorkommt, habe ich mit meinen beiden Schöffen verabredet, dass ich sie in Zukunft über etwaige zu erwartende Schwierigkeiten bei Mehrheitstests (bei geheimer Abstimmung nicht zu kontrollieren; außer man erwartet immer einen Ausgang von 9:0) im Voraus warnen würde. Ich bin deshalb auch besonders traurig, dass die bisherige gute, faire und konstruktive Arbeit des Schöffenrats durch die Eröffnung eines alten (wéi de Moschter nom Rëndsfleesch) Nebenkriegsschauplatzes riskiert, Schaden zu nehmen. Ich bin aber optimistisch, dass trotz noch zu erwartender 5:4-Abstimmungen – so viel Demokratie muss erlaubt und zu ertragen sein, denn noch leben wir in Schieren und Gott sei Dank nicht in Pjöngjang – die angezündete Lunte hiermit bereits gelöscht ist.

Jak
31. Mai 2018 - 14.06

Wie wär's mit einer zusätzlichen gleichzeitigen Prüfung aller Kandidaten und der Beste gewinnt? So eine Art " Schieren sucht den Superstar!" Dann sind alle Verdachtsmomente auf Vetternwirtschaft aus der Welt.