Pro & Kontra: Dienen die Luxemburger Radarfallen der Verkehrssicherheit – oder sind sie nur eine Geldmaschine?

Pro & Kontra: Dienen die Luxemburger Radarfallen der Verkehrssicherheit – oder sind sie nur eine Geldmaschine?

Jetzt weiterlesen! !

Für 0,59 € können Sie diesen Artikel erwerben.

Sie sind bereits Kunde?

Seit ihrer Einführung im Jahr 2016 schießen die „Blitzsäulen“ wie Pilze aus dem Boden. Es gab 2018 reichlich Themen, die die Menschen hierzulande beschäftigt haben. Kontrovers diskutiert wird auch immer wieder das Thema Radar, das wie kaum ein anderes polarisiert.

Noch reichlich Platz vorhanden

Im vergangenen Jahr nahm der Luxemburger Staat etwas mehr als 12,5 Millionen Euro ein, weil seine Bürger zu schnell unterwegs waren und dabei geblitzt wurden. Für das abgelaufene Jahr ist die Höhe der Summe noch nicht bekannt. Wir gehen aber einfach mal davon aus, dass sie höher sein wird. Und dafür gibt es drei Gründe: Einerseits mehr Verkehrsaufkommen. Andererseits wurden mittlerweile mehr Radars installiert. Insgesamt 25 sind es gegenwärtig, den an der N12 zwischen Grosbous und „Hierheck“ inbegriffen. Und weiterhin jede Menge Verkehrs-Rowdys, die sich nicht an die Geschwindigkeitsregeln halten und dabei ihr Leben sowie das anderer Verkehrsteilnehmer gefährden.

Mein Kontra-Gegenüber, mit dem ich an und für sich oft auf der gleichen Wellenlänge liege, lässt kein gutes Haar an den Starenkasten. Seine Argumente mögen allesamt nachvollziehbar sein. Und dennoch: Die Blitzer tragen erheblich zu unserer Verkehrssicherheit bei. Doch nicht nur das. Es geht darum, ein anderes Bewusstsein zu schaffen. Und darum, verantwortungsvoll mit dem fahrbaren Untersatz umzugehen. Es geht letztlich um Erziehung. Ja, Sie haben richtig gelesen. Die Menschen müssen heute erzogen werden, da ihnen (leider) manches abhanden gekommen ist. Respekt vor Regeln oder besser gesagt vorm Gesetz. Deshalb müssen halt repressive Maßnahmen her wie Radars oder Kameras, die dem Vandalismus und der Kleinkriminalität Einhalt gebieten sollen. Schade ist eigentlich bloß, dass es so weit kommen musste.

Im Herbst will der Verkehrsminister, der ja seit kurzem auch zuständig ist für die Polizei, noch einen draufsetzen: An der N11 zwischen „Waldhaff“ und Gonderingen soll der erste sogenannte Abschnitts-Blitzer installiert werden. Zunächst in einer Testphase. Jeder weiß, dass es sich dabei um eine Strecke handelt, die zum Rasen und Überholen förmlich einlädt. Auf dieser Straße gab es bereits reichlich Unfälle mit Toten und Verletzten. Dann wird nicht nur an einer Stelle punktuell die Geschwindigkeit gemessen, sondern über eine längere Strecke, in dem Fall über eine Distanz von vier Kilometern. Anhand der Durchschnittsgeschwindigkeit wird so ermittelt, wie schnell die Fahrer unterwegs sind. Bei Missachtung der Geschwindigkeitsbegrenzung wird sanktioniert. Im Ausland wurden bereits gute Erfahrungen mit diesem neuartigen System gemacht. Deshalb: Her damit!

Es ist auch höchste Eisenbahn angesichts der hohen Anzahl an Verkehrstoten. Die über 30 Opfer in diesem Jahr, von denen viele auf zu hohe Geschwindigkeit zurückzuführen sind, sind Beleg dafür, was auf unseren Straßen los ist. Es tobt ein mörderischer Krieg. Von der häufig zitierten „Vision zero“ kann jedenfalls gegenwärtig keine Rede sein. Im vergangenen Jahr noch sprach Bausch in der Chamber von einer historisch niedrigen Zahl, als es „nur“ 25 Tote zu vermelden gab. Diesmal sieht die Bilanz anders aus. Das mit der Erziehung dauert halt ein bisschen. Und Hartgesottene gibt es immer und überall.

Welche Alternativen gibt es zum Radar? Keine. Man kann ja schlecht die Hälfte der Polizeibeamten sich rund um die Uhr auf die Lauer nach Verkehrssündern legen lassen. Auch in unseren Nachbarländern wird im Übrigen kräftig geblitzt.

In Deutschland gibt es 4.486 fest installierte Radarfallen. In Frankreich 3.421. In Belgien 1.964. Besonders hartnäckig in Sachen Verkehrserziehung scheinen die Italiener zu sein: 8.908 fest installierte Radars sind im Stiefel notwendig, um die Rowdys zu zähmen. Und hierzulande sind es deren 25. Und es ist noch reichlich Platz vorhanden …

Laurent Graaff, Lokalredaktion

Nicht die einzige Lösung

Ist der prinzipielle Einsatz der automatischen Blitzer durchaus gerechtfertigt, so muss man sich doch Fragen stellen über die Umsetzung des Projektes. Die automatischen Radars sind sicherlich ein wichtiger Bestandteil im Kampf gegen schwere Unfälle. Das Rasen ist nämlich, neben dem Alkohol, eine der Hauptursachen für fatale Crashs. Die Fahrer durch Radargeräte abzubremsen, macht Sinn. Nun wird man aber das mulmige Gefühl nicht los, dass es sich dabei eher um eine Geldmaschine als um eine effiziente Strategie der Verkehrssicherheit handelt.

Erklärung: Zehntausende Autofahrer wurden bisher geblitzt. Die wenigsten davon waren wirklich viel zu schnell unterwegs. Bei der Mehrzahl der „Knöllchen“ werden „nur“ 49 Euro fällig. Sie bedeuten aber Millionen an staatlichen Einnahmen. Die neue Regierung hat angekündigt, die Tarife der gebührenpflichtigen Verwarnungen zu überarbeiten und sie nach der Anzahl der zu schnell gefahrenen Stundenkilometer staffeln zu wollen. Aber das ändert nichts an der Tatsache, dass immer noch sämtliche Fahrer zur Kasse gebeten werden, auch die, die nur ein paar km/h zu schnell unterwegs waren. Hier würde eine leichte Erhöhung der Toleranzgrenze, von drei auf fünf Stundenkilometer z.B., mehr Sinn machen. Die Erhöhung der Strafen für die Raser ist indes eine gute Maßnahme.

Haben die Radars wirklich zu mehr Verkehrssicherheit beigetragen? Der Minister sagt Ja. Die allgemeine Verkehrsgeschwindigkeit habe abgenommen. Aber auf der anderen Seite hat sich die Zahl der Verkehrsopfer nicht wirklich drastisch reduziert. Wurde zwischen 2014 und 2017 eine Reduzierung von 45 auf 25 Verkehrstote festgestellt, so hat sich die Zahl der Opfer 2018 leider wieder auf über 30 erhöht. Und bei dem stetigen Anwachsen des Verkehrsaufkommens ist wohl keine Verbesserung der Lage in Sicht.

Neue automatische Radaranlagen aufstellen ist auch nur eine bedingt effiziente Maßnahme. Nach ein paar Monaten wissen viele Fahrer nämlich, wo sich die Geräte befinden, und bremsen rechtzeitig ab, um nicht geblitzt zu werden. Andere wiederum bremsen vor den Geräten so abrupt ab, dass sie sogar das Unfallrisiko erhöhen. Und oft wird danach versucht, die verlorene Zeit wieder reinzuholen. Richtig effizient sind daher nur die mobilen Radarkontrollen, da man nie weiß, wo sie stattfinden.

Auch muss die Frage nach dem Standort der Radars erlaubt sein. Sie wurden laut Regierung durch Vertreter des Infrastrukturministeriums, der Polizei und der Straßenbauverwaltung ausgewählt und sollen sich an Stellen befinden, wo besonders oft schwere Unfälle registriert wurden. Die Wirklichkeit sieht aber leider anders aus, denn die Blitzer wurden nur selten an Streckenabschnitten aufgestellt, wo wirklich gerast wird oder schwere Crashs passiert sind. Oft befinden sie sich einige hundert Meter neben einem sogenannten „point noir“. Es wird sogar gemunkelt, dass sie nur dort aufgestellt werden, wo eine Stromleitung verfügbar ist.

Zudem wurde an einigen Stellen die erlaubte Höchstgeschwindigkeit nach dem Installieren der Radargeräte weiter abgesenkt. Warum?

Luxemburg ächzt immer mehr unter dem Verkehr. Ihn durch immer mehr Blitzer überall zusätzlich abzubremsen, schadet dem Verkehrsfluss. Schließlich sind die Radargeräte nur dann effizient, wenn parallel die Verkehrserziehung verbessert wird. Und hier ist noch vieles im Argen. Auch der Plan, den motorisierten Individualverkehr zu reduzieren, kann helfen, die Zahl schwerer Unfälle zu senken. Analysiert man aber das Angebot des öffentlichen Verkehrs, vor allem in den ländlichen Gegenden, wo sich die meisten tödlichen Crashs ereignen, so muss man leider feststellen, dass noch viel Nachholbedarf besteht.

René Hoffmann, Lokalredaktion

Den Pingelechen
2. Januar 2019 - 22.16

Eng gudd Saach déi Radaren,och déi fir den gesamten Streckenofschnett Waldhaff-Gonderange,hoffentlech kennt dat neit Miéssgerät schnell !? Wat méi Radaren,wat besser.Eng gudd Idéee wier och dat gesamt Land,dat héescht op den vill befuehrenen Achsen wou gerast get déi Streckenofschnetts-Radaren anzebauen,sou ass kéen méi secher virun zre héicher Vitesse.Et get Zait,dass all déi Onbeléiherbar verstin,dass Rasen doud mecht,dat Gemetzels op eisen Stroosen muss der Vergaangenhéet ungehéieren,éen vir allmol....,ouni éen Expert ze sin ! ;-)

Soo emol!
1. Januar 2019 - 15.37

Et huet ken eisen Expert de Pingelechen em seng Menung gefrot, firwat eigentlech

Grober J-P.
1. Januar 2019 - 11.32

Leute fürchtet euch nicht, Blitzer beißen nicht. Wollte nur wissen warum viele Verkehrsteilnehmer, wenn sie Radarfallen erblicken, plötzlich von 90 auf 70 abbremsen, steht das so im "Code de la Route"?

Jacques Zeyen
31. Dezember 2018 - 23.44

Wenn man davon ausgeht,dass diese "Fallen" meist an kruzialen Stellen aufgebaut sind,soll heißen,dort wo schon etliche Vollgashirnis ihr Leben gelassen haben,dann sollte man sich doch überlegen ob der Staat nicht vorbeugen möchte statt abzuzocken. Wenn das Gehirn des Autofahrers mit der Betätigung des Zündschlüssels nicht automatisch abgeschaltet würde,dann bräuchte es diese teuren Gräte überhaupt nicht. Der Rest ist überflüssige Diskussion.

L.Marx
31. Dezember 2018 - 18.30

Die wirklichen Raser verschwinden nicht von der Strasse wenn man ihnen Geld und Punkte vom Führerschein nimmt. Denen müsste man das Auto wegnehmen. Wie oft heisst es denn in Meldungen, dass ein Autofahrer zu schnell unterwegs war, ihm der Führerschein aber nicht mehr weggenommen werden konnte, weil er schon keinen mehr besass?

Lupo
31. Dezember 2018 - 18.02

Ech stelle just fest, dass d'Leit gemierkt hun, dass d'Radare déi meescht Police-Kontrollen ersat hun, an an den Dierfer kategoresch mat min.60km/h gefuer gett, déi lescht 200m gett scho beschleunegt. Op gewesse Platze fiirt mettlerweil jiddfereen 20km/h méi wéi erlabt, wierklech jiddfereen: Pensionär, Camion, Camionette...