Kopf des Tages: Armand Ceolins Leben als Naturist

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Er ist Rentner, dreifacher Opa – und gerne nackt. Mit 65 Jahren blickt Armand Ceolin auf ein für Luxemburgs Verhältnisse recht ungewöhnliches Leben zurück, denn der ehemalige Buchhalter ist ein Naturist.

Von Laura Tomassini

Als Sohn strenggläubiger Eltern aufgewachsen, hat Ceolin dank seiner Ehefrau eine Lebensweise entdeckt, die vieles für ihn verändert hat. Durch seine Invalidität, die sich durch starkes Humpeln ausdrückt, fühlte sich Ceolin lange im „Textilleben“ unwohl. Am Strand spürte er die Blicke anderer Badegäste, an der Supermarktkasse zogen Eltern ihre Kinder beschämt weg, wenn sie ihn auf seine Behinderung ansprechen wollten. Ganz anders war es, als Ceolin während eines Familienurlaubs mit den Schwiegereltern in Südfrankreich zum ersten Mal in Kontakt mit der Freikörperkultur kam. Die Einladung zum FKK-Strand erfüllte den Buchhalter erst mit Unbehagen – wie sollte er sich am besten hinstellen, um seine Geschlechtsteile zu verdecken? Vor allem aus Trotz seiner konservativen Erziehung gegenüber nahm er die Einladung jedoch an.

Nach nur fünf Minuten legte sich die anfängliche Scham und wurde durch ein tief empfundenes Freiheitsgefühl ersetzt. Niemand habe seiner Behinderung Beachtung geschenkt und er habe sich sofort akzeptiert gefühlt, erinnert sich Ceolin. Sein vorurteilbehaftetes Unwohlsein führt er auf den Lebensstil seiner Eltern zurück. Schon als kleiner Junge musste Ceolin jeden Tag vor der Schule zur Messe, vor allem sein Vater war streng der Kirche verschrieben. „Meine Eltern waren das genaue Gegenteil von dem, was ich heute auslebe. Das war ganz schlimm“, blickt der Rentner zurück.

Für den Naturismus war der gebürtige Petinger sofort Feuer und Flamme, bereits kurze Zeit nach der Gründung der „Sports et loisirs naturistes Luxembourg asbl“ – damals noch „Les naturistes luxembourgeois“ – stieß er zum Verein und wurde 1992 Sekretär. Seither kümmert sich der 65-Jährige um die Instandhaltung des Geländes, empfängt neue Mitglieder und kommuniziert die Belange der Vereinigung nach außen. Auch auf internationaler Ebene hat sich Ceolin der Naturismusbewegung verschrieben und ist als Kassenprüfer der Internationalen Naturisten-Föderation (IFN-FNI) tätig.

Seine berufliche Karriere durchlief der ehemalige Buchhalter bei einer amerikanischen und einer schwedischen Firma. Ein Problem hat seine besondere Lebensphilosophie hier nie dargestellt. „Die Skandinavier sind da ja eh viel offener als wir und generell bin ich nie durch die Firma gelaufen und habe geschrien, dass ich Naturist bin“, erzählt Ceolin. In Diskussionen zu diesem Thema habe er seinen Standpunkt allerdings stets bestimmt vertreten.

Privat lebt der 65-Jährige ebenfalls vollkommen der Naturismus-Manier entsprechend. Urlaube werden nur auf FKK-Campingplätzen verbracht und auch die kleine Familie seiner 35-jährigen Tochter ist auf den Geschmack des Nacktseins gekommen. „Sie sind zwar nicht so in der Bewegung drin wie meine Frau und ich, aber sie lassen sich immer wieder mal bei uns auf dem Gelände blicken“, freut sich Ceolin.

Lesen Sie auch unseren Bericht über Naturismus in Luxemburg.

Martin Bounds
15. Juni 2019 - 14.03

Kann ich auch nur zustimmen, seit ich und meine Frau, ( auch von eine sehr strenge katholische Familie) hat es zum ersten Mal probiert an eine Fkk Campingplätz, gibt für uns nichts anderes, auch zuhause und rund unserer pool sind wir so gut wie immer nackt.

Obèsix
14. Juni 2019 - 17.43

Kann ich nur zustimmen. Empfehle: Nacktbaden in einem "sauberen" Fluss bei Vollmond. Besser als ein Joint.