Dieseltag bei Train 1900: In Fond-de-Gras blieben die Kessel kalt

Dieseltag bei Train 1900: In Fond-de-Gras blieben die Kessel kalt

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Die letzte Dampf-Bastion des Luxemburger Eisenbahnwesens ist gefallen: Am Sonntag war im Minettpark Fond-de-Gras statt des Fauchens und Zischens der Dampfrösser nur noch das Brummen von Dieselmotoren zu hören. Das „Diseasel“-Unwesen schien endgültig gesiegt zu haben. Oder etwa doch nicht?

Gemach, gemach: So schnell müssen sich die Dampf-Propheten George Stephenson, André Chapelon oder Livio Dante Porta nicht im Grabe umdrehen. Der Dampflok wird im Fond-de-Gras, wo die beiden Museumsbahnen Train 1900 (Normalspur) und Minièresbunn Dhoil (MBD, 70-cm-Schmalspur) beheimatet sind, unverändert eine blühende Zukunft beschieden sein.

Die beiden Vereine hatten lediglich beschlossen, in Zusammenarbeit mit ihren Kollegen von 1604 Classics einen speziellen Tag zu Ehren der thermischen Traktion zu organisieren.

Diese originelle Initiative zog Hunderte, teilweise von weit her angereiste Eisenbahnfans an.

Musik für die Fans

Star der Veranstaltung war die CFL-Rangierlok 804, eine sehr seltene dieselelektrische Maschine, die in den fünfziger Jahren in nur fünf Exemplaren von der belgischen Firma Anglo-Franco-Belge unter Lizenz von der General-Motors-Tochter Electro Motive Division gebaut worden war.

1604 Classics hat das schöne Stück im Petinger CFL-Atelier mustergültig wieder insand gesetzt: Das kernige Wummern ihres langsam laufenden Zweitakt-Achtzylinders klingt Eingeweihten wie Musik in den Ohren. Jeder ihrer Zylinder hat übrigens einen Hubraum von 9,3 Litern!

Zudem brachten die Museumsbahner von 1604 Classics die ebenfalls von diesem Verein wieder instand gesetzte dieselhydraulische CFL-Diesellok 455 nach Fond-de-Gras, wo die Fans zum ersten Mal seit Jahrzehnten dem urigen Klang ihres Deutz-Motors lauschen konnten.

Lok aus dem Tagebau von Saulnes

Die MBD hatte auf einem Erzkai in Gras eine Lok des belgischen Hersteller Moës vor einer „Buggys-Rame“ ausgestellt. Diese Maschine stand einst in Fond-de-Gras bei der Providence-Erzgrube im Einsatz. Die MBD-Züge wurden am Sonntag u.a. von einer Batiruhr-Lok gezogen, die aus dem Tagebau von Saulnes stammt. Dieser Vorort von Longwy wird übrigens heutzutage von den Museumszügen der MBD grenzüberschreitend angefahren.

Und der Train 1900 ließ seinen Uerdinger-Autorail der Vorserie verkehren. Ein Unikat, das immer wieder deutsche Eisenbahnfreunde nach Gras lockt. Zudem tat die schwere Rangierlok Atlanta 7309 Dienst, die von einem Schiffsmotor angetrieben wird, der aus der einst von John Cockerill gegründeten Lokschmiede in Manage, Belgien, stammt.

Auch Cockerill war – ebenso wie die eingangs zitierten Herrschaften – einer der Pioniere der industriellen Revolution. Und so schließt sich der Kreis, denn der Train 1900 betreibt ebenfalls eine von Cockerills pittoresken, aber darum nicht minder mächtigen Vertikalkessel-Dampfloks.