An die Stifte, fertig, los!

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Von Armand Hoffmann und Wiebke Trapp

Für die Abschlussklässler beginnt am Dienstag der Endspurt ihrer Schulzeit. Landesweit sind dieses Jahr insgesamt 3.516 Schüler für die Abschlussprüfungen eingeschrieben. Eine Schülerin und ein Lehrer erklärten dem Tageblatt, wie sie sich so kurz vor dem Examen fühlen. 

Die diesjährige Zahl setzt sich wie folgt zusammen: 1.986 Abiturientinnen – das entspricht 56,5 Prozent, womit sie in der Mehrzahl sind – und 1.530 Abiturienten (43,5 Prozent).
Insgesamt 1.737 Schüler (1.023 junge Frauen und 714 junge Männer) sind für die Examen im „Enseignement secondaire technique“ eingeschrieben. Zum Vergleich: Im „Enseignement secondaire classique“ sind es 1.752 Schüler (954 Abiturientinnen und 798 Abiturienten). Neben diesen gibt es dieses Jahr auch 27 Abendschüler (neun junge Frauen und 18 junge Männer), die ihre Abschlussprüfungen ab Dienstag ablegen. Die schriftlichen und mündlichen Prüfungen werden von 1.254 Mitgliedern aus 196 Prüfungskommissionen ausgewertet.

Im vergangenen Jahr haben übrigens 80 Prozent der 1re- und 13e-Schüler ihre Abschlussprüfungen bestanden. Im „Enseignement secondaire classique“ gelang den Absolventen mit einer Erfolgsquote von 86 Prozent sogar das beste Resultat der 15 vergangenen Jahre. Im „Enseignement secondaire technique“ waren indes 75 Prozent aller Schüler erfolgreich. Im Vergleich zu den Vorjahren blieben die Erfolgszahlen hier stabil.
Ein Schüler aus dem hauptstädtischen Athenäum konnte sich sogar besonders rühmen: Er erhielt 59 von möglichen 60 Punkten im Abschlussexamen und war somit der Beste des Jahrgangs 2017.


Was die Schülerin sagt – Sieben Examen bis zur Party

Chiara Fehlen (20) schreibt am Dienstag ihre erste Abschlussprüfung. Sie ist Schülerin der 1re GCG4 im „Lycée technique Ecole de Commerce et de Gestion“. Wir haben uns mit ihr über die bisherigen Vorberei- tungen, aber auch über ihre Zukunftspläne unterhalten.

Tageblatt: Wie verlief deine Schulzeit bislang?
Chiara Fehlen: Meine Zeit im Gymnasium habe ich im „Lycée de garçons de Luxembourg“ begonnen. Dort hatte ich allerdings einige Schwierigkeiten, weshalb ich ins „Lycée technique Ecole de Commerce et de Gestion“ gewechselt bin. Von da an hatte ich wieder bessere Noten.

Wie sah dein Alltag in den vergangenen Tagen aus?
Morgens bin ich fast immer zwischen 8 und 9 Uhr aufgestanden und habe dann bis mittags gelernt. Nach einer kurzen Pause habe ich dann noch einmal bis ungefähr 17 Uhr weiter gepaukt. Ich habe den Großteil des Lernstoffes bereits während des Schuljahres durchgenommen. Das erleichtert mir das Wiederholen in der Schlussphase ungemein.

Hast du ein Lieblingsfach?
Nein, nicht direkt. Deutsch habe ich sehr gerne. Ecopol finde ich zudem auch sehr interessant. Ich finde es allerdings ziemlich schwierig, dieses Fach für ein Examen zu lernen.

Wie sehen die kommenden Tage bei dir aus?
Am Dienstag fange ich um 8.15 Uhr mit Buchhaltung an. Am Mittwoch steht Ecopol auf dem Plan. Alles in allem muss ich sieben Examen schreiben. Ein Fach konnte ich weglassen, da ich dort eine „Genügend“ während des Schuljahres hatte.

Bist du nervös?
Ja, ein bisschen schon. Meine Familie und meine Freunde haben mich jedoch gut unterstützt und mich immer wieder aufs Neue ermutigt. Ich möchte ihnen an dieser Stelle für ihre Unterstützung danken.

Lenken soziale Medien während der Vorbereitung ab? Wie gehst du damit um?
Wenn ich lerne, habe ich mein Smartphone nicht in meiner Nähe. In regelmäßigen Abständen vergewissere ich mich jedoch, ob niemand meiner Klassenkameraden etwas in den verschiedenen Lerngruppen gepostet hat, was meine Examen betrifft. Vom Internet lasse ich mich nicht ablenken. Das nutze ich nur in den Pausen.

Wie sehen deine Pläne für die Zukunft aus?
Nach den Examen wird auf jeden Fall gefeiert. Vielleicht fahre ich mit ein paar Freundinnen in den Urlaub. Wenn ich die Abschlussexamen schaffe, dann möchte ich gerne studieren. Ich habe mich bereits an ein paar Universitäten in Deutschland und an der Universität Luxemburg beworben. Mein Favorit ist die Uni Köln, dort würde ich mich gerne zur Sozialarbeiterin ausbilden lassen.


Was der Lehrer sagt – „Brexit“ und „Royals“

Marc Gillet (38) ist Englischlehrer am „Lycée Hubert Clément“ in Esch. Morgen hat er die Aufsicht, wenn die Schüler das Englisch-Examen ablegen – und zwar in der „Salle des fêtes“ der Schule. Er hofft, „seine“ Schüler gut vorbereitet zu haben, und gibt ehrlich zu, dass er mitfiebert. Ein Gespräch über den Brexit, die Royal Wedding und Prüfungsängste.

Sie waren hier an der Schule selbst Schüler, haben fünf Jahre am „Lycée Josy Barthel“ in Mamer unterrichtet und sind seit sechs Jahren wieder dort, wo alles begann. War das ein Wunsch?
Ich war gerne hier als Schüler. Und manchmal zieht es einen eben zurück zu den Wurzeln. Es war schon ein Wunsch.

Gibt es einen bestimmten „Spirit“ an dieser Schule?
Das Lyzeum ist mit rund 850 Schülern relativ klein und wie eine Familie. Es ist nicht anonym, nicht zu groß, sondern eher übersichtlich und die Schüler finden sich hier schnell zurecht. Das prägt den Zusammenhalt an der Schule und macht ihn aus. Das ist auch für Lehrer wichtig, finde ich.

Das heißt, das Verhältnis zu den Lehrern ist eng?
Ja, die meisten Gesichter kennt man.

Sie unterrichten auch die Anfänger in der englischen Sprache. Sind unter den Examensschülern morgen welche, denen Sie die ersten Vokabeln beigebracht haben?
Ja, zwei. Es ist schon schön, zu sehen, dass sie es jetzt bis zum Examen gepackt haben.

Sie machen jetzt zum fünften Mal die Examensphase mit. Fiebern Sie mit?
Ja schon. Ich bin auch ein bisschen aufgeregt und hoffe für sie, dass sie ihr Potenzial ausschöpfen können, dass sie kein Blackout haben oder in Panik geraten.

Ist die Examensphase für Sie als Lehrer eine besondere Zeit? Mit erhöhtem Druck?
Es ist schon Druck dabei – zumal ich ja nicht weiß, was für Fragen kommen.

Hatten Sie schon mal einen Schüler, der gespickt hat und erwischt wurde?
Nein, Gott sei Dank nicht.

Haben Sie schon mal Schüler gehabt, die ein weißes Blatt Papier abgegeben haben?
Das nicht. Aber ich hatte schon Schüler, die nach zehn Minuten kapituliert haben. Das tut einem immens leid und geht einem auch nach. Diese Aussichtslosigkeit zu erleben, tut weh.

Wie ist denn Ihr persönlicher Druck während der Prüfungen?
Ich versuche immer, im Sinne der Vorbereitung so viele Themen wie möglich zu behandeln. Das sind Aktualitätsthemen, wir arbeiten viel mit englischsprachigen Zeitungen, damit die Schüler aktuelle politische Themen, die Kultur und Literatur kennen und sich dazu ausdrücken können.

Dann könnte ja die Hochzeit ein Thema sein, oder?
Kann sein (lacht).

Gibt es Fans der Royals in Ihrer Klasse?
Viele verfolgen das, die Hochzeit und das Danach. Ob es wirklich echte Fans gibt, weiß ich nicht.

Wollen denn viele Englisch lernen?
Die Sprache ist beliebt bei den Schülern. Viele wählen sie bewusst. Sie kommen über Musik, Youtube oder englische Serien, die die Schüler im Original schauen, mit der Sprache in Berührung. Ich habe das Gefühl, das Interesse an Englisch nimmt zu. Sie schneiden auch bei den mündlichen Prüfungen erstaunlich gut ab. Besser als in den Jahren davor.

Ist der Brexit ein Thema im Unterricht?
Das war letztes Jahr Prüfungsthema. Ich habe das jetzt auch behandelt. Was bedeutet der Brexit für den Schengenraum? Was bedeutet er für die Grenze zu Irland? Das sind Themen, die im Unterricht besprochen wurden.

Wie begegnen Sie Prüfungsängsten bei den Schülern?
Im Unterricht werden sie an die Formate gewöhnt, indem sie vorher vergleichbare Prüfungen schreiben. Im Examen bekommen sie einen unbekannten Text und Fragen dazu. Da rate ich immer, den Text zunächst querzulesen und sich nicht an einzelnen Wörtern aufzuhalten, die beim ersten Durchlesen nicht verstanden werden. Und beim Essay rate ich dazu, sich Stichpunkte zu notieren. Wenn dann ein Blackout kommen sollte, können sie sich immer noch daran orientieren.

Am 15. Juni dirigieren Sie das 54-köpfige Schulorchester. Ist da so ein Song à la „You can get it, if you really want“ eingeplant? Als Widmung an die, die hier im Saal kurz vorher noch beim Examen geschwitzt haben?
Nein (lacht), das haben wir nicht. Außerdem stehen dann die Ergebnisse noch nicht fest. Wir spielen ein Programm aus Pop, Rock und Filmmusik.

Was ist denn Ihr persönlicher Lieblingsort im englischsprachigen Raum?
Ich habe in Wales studiert und gehe regelmäßig dorthin zurück – vor allem, um in Kontakt mit der Sprache zu bleiben. Mein Lieblingsort ist die Pembrokeshire Coast im Südwesten von Wales. Ich fahre aber auch gerne in den Süden, nach Frankreich und Italien.