Tramfahrer: ein einzigartiger Beruf

Tramfahrer: ein einzigartiger Beruf

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Michael Etienne (36) und Lionel N’goran (31) fahren ab Sonntag im kommerziellen Dienst auf der Tram. Das Tageblatt hat sich mit den beiden Tramfahrern unterhalten.

Sowohl der 36-jährige Michael Etienne als auch der 31 Jahre alte Lionel N’goran fahren ab Sonntag im kommerziellen Dienst auf der Tram. Ein Augenblick, auf den beide bereits seit einigen Monaten warten.

Beide Tramfahrer kommen zwar aus demselben Beruf, allerdings ist das Verkehrsmittel nun ein völlig anderes. Beide waren Busfahrer in Frankreich. „Weil meine Freundin in Luxemburg arbeitet, zog es mich ebenfalls ins Großherzogtum. Ich habe mich erkundigt, welche Jobs angeboten werden und schnell wurde ich mit der Anzeige von Luxtram fündig“, erklärt der 36-jährige Michael Etienne. Ähnlich erging es Lionel N’goran.

Der 31-Jährige war in Toulouse als Busfahrer aktiv und freut sich nun auf den 10. Dezember, wenn der kommerzielle Dienst endlich aufgenommen werden darf. Beide sind seit dem 28. August bei der Firma Luxtram tätig. „Nachdem wir das erste Einstellungsgespräch erfolgreich bestanden hatten, mussten wir eine Ausbildung von insgesamt fünf Wochen absolvieren. Nicht nur theoretische Kurse, sondern auch Erste-Hilfe-Kurse sowie Nothilfepläne müssen wir beherrschen. Die Bedingungen, um eingestellt zu werden, also mindestens 21 Jahre alt sein und drei Jahre Sekundarschule abgeschlossen haben, erfüllte ich“, erklärt N’goran.

Nicht vergleichbar mit dem Bus

Einen speziellen Tramführerschein gibt es laut Etienne nicht. „Wir müssen im Besitz eines normalen Führerscheins der Kategorie B sein. Allerdings wurde uns eine Lizenz von der ‚Administration des Chemins de fer‘ (ACF) ausgestellt, um die Fahrt mit der Tram aufnehmen zu dürfen“, erklärt Michael Etienne. Auf ausländischen Trambahnen dürfen die beiden mit dieser Bescheinigung aber nicht fahren. Der Schein ist nur für die Strecke in Luxemburg-Stadt gültig. Auf die Unterschiede zwischen einem Bus und der Tram angesprochen, reagierten die beiden Fahrer ähnlich.

„Es ist ein sehr großer Unterschied, auch wenn das auf den ersten Blick nicht den Anschein hat. Das Verkehrsmittel ist wesentlich größer und schwerer als ein Bus. Einen direkten Vergleich kann man eigentlich nicht ziehen“, meint N’goran. Laut Etienne ist man, im Gegensatz zum Bus, in der Tram völlig auf sich gestellt: „Der Führerstand ist durch eine transparente Tür vom Fahrgastraum getrennt.“

Vor allem aber ändert die Fahrweise im Vergleich zum Bus. Als Busfahrer muss man zuweilen Hindernissen ausweichen, und man benutzt dieselbe Fahrbahn wie die anderen Verkehrsteilnehmer. Bei der Tram ist dies anders. Sie ist nicht lenkbar und kann deshalb auch nicht ausweichen. „Wir sind an die Schienen gebunden und trotzdem müssen wir Acht auf die anderen Verkehrsteilnehmer geben“, so der 36-Jährige. Beeinflussen kann man nur die Geschwindigkeit. Gegebenenfalls muss man zudem die Weichen manuell stellen.

„Wir sind stolz“

Ansonsten sind natürlich die Signale zu respektieren, die entlang der Strecke stehen. „Vor allem auf Kreuzungen und dort, wo Fußgänger die Gleise überqueren, ist besondere Vorsicht geboten. Die Bevölkerung muss sich eben erst noch an das neue Verkehrsmittel gewöhnen“, so Lionel N’goran. Um 4.00 Uhr in der Früh beginnt die erste Schicht. Nachdem die fälligen technische Checks von den Fahrern in der Remise durchgeführt wurden, geht es raus auf die Strecke.

„Wir stehen in ständigem Kontakt zur Leitstelle in der Luxtram-Zentrale. Diese gibt uns die Strecke vor. Das ist vor allem wichtig, wenn wir eine andere Straßenbahn kreuzen oder gar überholen müssen, falls es zu technischen Schwierigkeiten kommt“, sagt Etienne. Allerdings sind die beiden Fahrer für quasi jeden Zwischenfall gewappnet. Verschiedene Katastrophen-Szenarien wie eine Entgleisung oder Personen, die unter dem Triebwagen eingeklemmt sind, wurden durchgespielt und nie sind Schwierigkeiten aufgetreten.

Den beiden Fahrern ist deutlich abzusehen, dass sie sich auf Sonntag freuen, wenn sie den richtigen Dienst mit Passagieren an Bord aufnehmen dürfen.
„Wir sind stolz darauf, dass wir unter den ersten sein dürfen, die Teil der Geschichte Luxemburgs werden. Es ist ein einzigartiger Beruf, den wir ausüben“, sagen beide Tramfahrer mit einem Lachen im Gesicht.

sauertaler
7. Dezember 2017 - 15.07

und was willste damit sagen?

Ee vun 20%
7. Dezember 2017 - 13.54

Mit dem Traumgehalt scheint nicht so weit her zu sein wie man liest.

Muller Guy
7. Dezember 2017 - 12.34

Michael an Etienne! Nach sou richteg typesch al Lëtzebuerger Nimm.