Rifkin und Space Mining im Gepäck

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Wirtschaftsminister Etienne Schneider hat sich in Wiltz Fragen von Studenten gestellt.

Mit den Ideen von Jeremy Rifkin zur dritten industriellen Revolution und den Visionen des Space Mining im Gepäck reiste Wirtschaftsminister Etienne Schneider vor Kurzem nach Wiltz. Der Minister stellte sich auf Einladung des „Lycée du Nord“ einem offenen Diskurs mit den Schülern des Lyzeums.

Die luxemburgische Regierung möchte das Land neu ausrichten. Den Weg dazu sollen die Theorien des Zukunftsökonomen Jeremy Rifkin zur dritten industriellen Revolution bereiten. Rifkin sagt in seinen Schriften der Menschheit bahnbrechende Umwälzungen aufgrund der Digitalisierung voraus. Luxemburg möchte bei dieser Entwicklung nicht am Rande stehen.

Das Gleiche soll beim Rohstoffabbau im Weltall, dem sogenannten „Space Mining“, geschehen. Auch hier möchte die Regierung, dass das Land eine Vorreiterrolle einnimmt.
Der LSAP-Minister ist ein großer Befürworter dieser neuen wirtschaftlichen Ausrichtung. In gewohnt eloquent gewählten Worten erläuterte Schneider den rund 190 Studenten des „Lycée du Nord“ die Visionen der Regierung einer auf den Theorien Rifkins basierenden Welt. Eine moderne, wo die Probleme der Mobilität in Zukunft durch selbstfahrende Fahrzeuge und einer Vernetzung der verschiedenen Verkehrsmittel gelöst werden sollen. Wo den Rohstoffen, mithilfe der Kreislaufwirtschaft immer wieder neues Leben eingehaucht wird. Wo keine fossilen Brennstoffe mehr benötigt werden, sondern auf nachhaltige und erneuerbare Energie gesetzt wird. Wo die Gesellschaft ganz im Zeichen der Digitalisierung und Vernetzung steht.

Auch Space Mining, also der Abbau von Rohstoffen im Weltall, reiht sich in diese Gedankenwelt ein. Die von der Technologie benötigten seltenen Rohstoffe sind nämlich im Weltall reichlich verfügbar.

Um für die Zukunft gerüstet zu sein, sollten daher schon jetzt die Weichen gestellt werden. Der Minister sieht das Potenzial dann auch in der Förderung von Schlüsseltechnologien. Die Bemühungen zur Ausrichtung des Standortes Luxemburgs in diese neue Richtung hätten schon viel Anklang in der Welt gefunden, sagte Schneider.

Jobs, die verloren gehen

Die anschließenden Fragen der Studenten konfrontierten den Minister dann mit den realen Auswirkungen solcher Zukunftsvisionen. So wollte eine Schülerin wissen, was mit den vielen Lkw- oder Busfahrer geschehen soll, wenn alle Fahrzeuge selbstfahrend seien. Schneider gab der Fragestellerin dann auch recht, dass besonders in diesem Sektor Arbeitsplätze wegfallen würden.

Das Gleiche gelte auch für Autowerkstätten wegen des geringeren Wartungsaufwands der Elektroautos und des Wegfalls der Reparaturen von Unfallschäden, dank Computersteuerung. Auch der Zuliefermarkt würde sich stark verändern. Elektroautos würden weniger Bauteile benötigen. Zudem werde das Vernetzen der öffentlichen Transportmittel mit dem Carsharing schrittweise das Verhalten der Fahrzeugnutzer verändern, so der Minister. Ein wichtiges Hilfsmittel sei dabei das Internet. Mittels der Digitalisierung werde es zukünftig möglich sein, das angepasste Verkehrsmittel zur Verfügung zu haben, um optimal ans Ziel zu gelangen.

„Berufe werden verschwinden“

Wie den weiteren Ausführungen zu entnehmen war, sieht der Minister den Wegfall von Berufsbildern als Fatalität der Entwicklung an. Als Beispiel nannte er die Videotheken, die durch die modernen Technologien des Internets vom Markt verschwunden seien. Eine Herausforderung, welcher sich die Regierung, das Patronat, die Gewerkschaften und die Gesellschaft im Allgemeinen nun stellen müsse, sei, wie die verbleibende Arbeit in Zukunft verteilt werden soll. Durch die neuen Technologien würden zwar Arbeitsplätze geschaffen, gleichzeitig aber auch Berufe ohne spezielle Qualifizierung verschwinden.

Der Minister sieht dann auch in der Flexibilisierung der Arbeitszeiten und der Verringerung der 40-Stunden-Woche die Möglichkeit, das Problem zu lösen. In einigen Bereichen der Berufswelt soll die Arbeitszeit gekürzt werden, damit auch andere Personen in den Genuss von Arbeit kämen. Durch die Technisierung (Automatisierung) der Arbeitsabläufe würden die Unternehmen auch Kosten einsparen. Dies würde eine Arbeitszeitverkürzung ohne Lohnausfall des Arbeitnehmers ermöglichen. Schneider rüttelte in seinen Ausführung auch am Gefüge der Arbeitszeiten.

„Ausleuchten“ von Personen

Ein weiteres Thema war die Digitalisierung der Gesellschaft. Wie steht es z.B. um die Datensicherheit bei den GPS-gesteuerten selbstfahrenden Fahrzeugen? Der Minister bemerkte hier, dass schon heute mit Smartphone, Facebook und Co. das „Ausleuchten“ von Personen kein Problem mehr sei. Auch ändere sich die Wahrnehmung der Privatsphäre bei den Leuten. Viele Menschen würden so ziemlich alles von sich im Netz preisgeben.
Um möglichen Hackerangriffen auf selbstfahrende Autos vorzubeugen, müsse allerdings die technische Entwicklung immer ein Schritt voraus sein. Ein Problem, das übrigens schon heute bei unseren Computernetzwerken besteht.

Weitere Fragen drehten sich um ökologische Themen und die wirtschaftlichen Beziehungen mit rohstoffproduzierenden Ländern.

Olivier Halmes

Serenissima
6. Oktober 2017 - 19.25

Jeremy Rifkin wird auch von vielen Wirtschaftswissenschaftlern nicht akzeptiert da seine Theorien auf nicht genügenden wissenschaftlichen Beweisen beruhen: der Mann ist Schriftsteller , Visionär, Soziologe und hat nur mal so einen Bachelor in" Economics" gemacht, also sollte man seine Theorien nur "cum granum salis" geniessen...es ist nicht das Evangelium so to day...von wegen Space mining ganz zu schweigen der RR fahrender Minister ist da nicht sehr überzeugend..meiner Meinung nach.

Marius
6. Oktober 2017 - 18.37

Dies ist nur ein blasser Abklatsch von dem, was der gute alte Herr Rifkin in seinem Buch "das Ende der Arbeit und ihre Zukunft" preisgibt. In diesem Buch findet man viel vage Utopien aus der Glaskugel, für welche er aber keine Wahrscheinlichkeit, etwa in Prozenten angeben kann. Der Mann versteht offenbar etwas vom Geschäft mit Zukunftsvisionen, die viele Illusionen, sprich Utopien beinhalten dürften. Er verkündet mit viel Opportunismus das Ende der Arbeit und der Beschäftigungsgesellschaft schlechthin und verherrlicht die "sharing economy"als das Zukunftsmodell des Warenumschlags, also den "second hand shop" als kommerzielle Zukunft der Menschheit. Dank der digitalen Revolution verkündet er das endgültige aus der Arbeit. Jeder bezieht dann einen Mindestbetrag zum Überleben, sagt aber nicht wie dieses Geld erwirtschaftet werden soll. Im Rahmen seiner Theorie über shared economy, würden sie ihrem Nachbarn seinen alten Mantel abkaufen, wenn er ihm nicht mehr passt, oder Schuhe für ihre Kinder im Second hand shop erwerben. Bei alledem vergisst er zu erwähnen dass wir jetzt endlich eine vernünftige Wirtschaftspolitik bräuchten um das kommende Jahrzehnt zu meistern. Übrigens unter Wissenschaftlern ist er sehr umstritten, erhielt trotzdem 2005 den Literaturnobelpreis für sein Werk. Obschon seine umstrittene Theorie seither in die Jahre gekommen ist, schwören Luxemburger Politiker, hauptsächlich einer Partei, auf seine Utopien. Immerhin hat diese Auszeichnung nicht mehr den Stellenwert von einst. Man dürfte also vermuten, dass es sich hierbei um keine erfreuliche Perspektive für das kleine Grossherzogtum handeln dürfte. Der Luxemburger Witz des Jahrhunderts dürfte wohl die Reise zu den Asteroiden sein.