Krebs: Unterschätzte Gefahren

Krebs: Unterschätzte Gefahren

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Welche Faktoren können das Risiko, an Krebs zu erkranken, erhöhen? Welche Rolle spielt Stress oder eine ungesunde Ernährung? Dies sind nur einige der Fragen, die die „Fondation Cancer“ in einer Umfrage gestellt hat. Das Resultat: Trotz der erfolgreichen Aufklärungs- und Sensibilisierungskampagnen in den vergangenen Jahren besteht in vielen Bereichen noch Aufklärungsbedarf.

Alle fünf Jahre gibt die nationale Krebsstiftung beim Meinungsforschungsinstitut TNS Ilres eine Studie in Auftrag, um den Wissensstand der Bevölkerung hierzulande zum Thema Krebs zu erfassen. Für die repräsentative Erhebung wurden zwischen dem 15. Juni und dem 13. Juli 2017 insgesamt 1.050 Personen online oder telefonisch befragt.

Risikofaktoren

Die Resultate der gestern veröffentlichten Zahlen zeigen, dass hierzulande in Sachen Risikofaktoren noch Aufklärungsbedarf besteht. Während zum Beispiel der Tabakkonsum und ein zu langer Aufenthalt in der Sonne als Gefahren angesehen werden, werden andere Risiken wie Übergewicht oder Alkoholkonsum unterschätzt.

Auch glauben viele Leute, dass traumatische Erlebnisse oder Stress das Risiko, an Krebs zu erkranken, erhöhen können. Das sei aber ein Irrglaube, wurde gestern betont. Und auch die Annahme, Krebs sei vererbbar, müsse man relativieren. Dies treffe nur auf fünf bis zehn Prozent der Krebsarten zu, stellte Lucienne Thommes, die Direktorin der Stiftung, richtig.

Menschen müssen informiert werden

Auch zu den Symptomen, die auf eine Krebserkrankung hinweisen können, müssen die Menschen noch informiert werden, so die Direktorin weiter. So ist vielen immer noch nicht bekannt, dass Schluckprobleme, andauernder Husten und eine Wunde, die nicht heilt, Hinweise auf eine Krebserkankung sein können. Vor allem ältere Menschen über 65 Jahre, die jedoch eine der großen Risikogruppen darstellen, würden nicht genug über die Symptome wissen. Etwa zwei Drittel der Befragten sind sich aber bewusst, dass man Krebs vorbeugen kann.

In Sachen medizinische Versorgung ist die Mehrzahl der Befragten zufrieden. Für die Hälfte der Luxemburger ist sie mindestens gleichzusetzen mit den Therapien im Ausland. Bei den ausländischen Mitbürgern denken dies sogar 58 Prozent.

Mehr Vertrauen in die Schulmedizin

52 Prozent verlassen sich in diesem Zusammenhang vorrangig auf die klassische „Schulmedizin“. Hier wurde ein Anstieg des Vertrauens um sage und schreibe 7 Prozent im Vergleich zu der Erhebung 2012 festgestellt. 40 Prozent der Befragten sprechen sich auch für einen Mix zwischen klassischen Behandlungsmethoden und der sogenannten „Komplementärmedizin“ (Homöopathie, Akupunktur usw.) aus.

Dr. Carlo Bock, der Präsident der „Fondation Cancer“, betont in diesem Zusammenhang, dass die Alternativmedizin Krebs nicht heilen könne. Sie sei aber durchaus nützlich, um unerwünschte Nebenwirkungen der Therapie zu behandeln. Es sei außerdem wichtig, auf Mittel zurückzugreifen, die ausgiebig getestet wurden, so Bock weiter. Erst wenn die „klassischen“ Behandlungsmethoden erfolglos bleiben, könne man auf sogenannte experimentelle Therapien und Medikamente zurückgreifen. In jeden Fall sollte der behandelnde Arzt aber informiert werden, wenn der Patient neben den vom Mediziner verschriebenen Medikamenten andere Mittel zu sich nimmt.

Neun von zehn Krebspatienten sind mit ihrem medizinischen Behandlungsteam zufrieden.
Sie geben an, ausreichend über die Behandlung, die Nebenwirkungen, die Krankheit selbst und die Betreuung informiert zu werden.

76 Prozent kennen die „Fondation Cancer“

 

Zufrieden ist man bei der „Fondation Cancer“ auch, was ihren Bekanntheitsgrad betrifft. 76 Prozent der befragten Personen gaben an, die Stiftung zu kennen. Aber nur 42 Prozent wissen, dass die Dienstleistungen gratis sind.

Die Resultate der Studie werden die kommenden Aktivitäten der Stiftung mit Sicherheit beeinflussen, so Lucienne Thommes. Es gehe darum, die Verbreitung falscher Informationen zu bekämpfen und das Gesundheitsbewusstsein der Bevölkerung, unter anderem der Senioren, weiter zu stärken. Denn eine effiziente Früherkennung und ausreichendes Wissen über die Krankheit können Leben retten. Parallel soll auch die Vorbeugung weiter vorangetrieben werden.Die „Fondation Cancer“ wurde am 30. November 1994 gegründet. Es handelt sich dabei um eine gemeinnützige Einrichtung, die aus einer privaten Initiative entstanden ist. Etwa 15 Personen arbeiten für die Stiftung, die eng mit dem Gesundheitsministerium, den Krankenhäusern und anderen Organisationen zusammenarbeitet. Die Aktivitäten (darunter der bekannte „Relais pour la vie“ in der Coque auf Kirchberg, der im kommenden Jahr am 24. und 25. März stattfindet) und Dienstleistungen der Organisation verfolgen drei große Ziele: Vorbeugung der verschiedenen Krebserkrankungen, Hilfe für die Patienten und ihre Angehörigen und Unterstützung der Forschung.

 

Statistik

Jedes Jahr werden hierzulande fast 3.000 neue Krebsfälle diagnostiziert, davon zehn bei Kindern. Etwa 9.000 Personen leben zurzeit in Luxemburg mit einem Tumor. Internationale Experten schätzen sogar, dass ungefähr 2 Prozent der Bevölkerung eines Landes von der Erkrankung betroffen sind.

2014 registrierte das „Registre morphologique des tumeurs“ 2.619 neue Krebsfälle: 1.372 bei Männern und 1.247 bei Frauen.

Die häufigste Krebsart bei Männern ist Prostatakrebs (293 neue Fälle), gefolgt von Hautkrebs (309 – davon 58 Fälle eines malignen Melanoms), Darm- (160) und Lungenkrebs (136).

Bei den Frauen ist Brustkrebs die häufigste Erkrankung (435 neue Fälle), dies vor Hautkrebs (219 – davon 52 maligne Melanome), Darm- (129) und Lungenkrebs (74).
Ungefähr 1.100 Personen sterben jedes Jahr an Krebs. Das macht etwa ein Viertel aller Todesfälle aus und ist nach den Herz- und Gefäßerkrankungen die zweithäufigste Todesursache.

Die tödlichsten Krebsarten bei den Männern sind der Lungen- (148 Fälle), der Darm- (57), der Prostata- (57) und der Leberkrebs (31). Bei den Frauen enden vor allem die Diagnosen Brust- (97 Fälle), Lungen- (80) und Darmkrebs (58) mit dem Tod.