„Ich bin kein Fan von E-Commerce“

„Ich bin kein Fan von E-Commerce“

Jetzt weiterlesen! !

Für 0,59 € können Sie diesen Artikel erwerben.

Sie sind bereits Kunde?

Mit der Immobilienmaklerin Astrid Freis, Präsidentin des Escher Geschäftsverbands Acaie und ehemalige LSAP-Gemeinderätin, haben wir eine Bestandsaufnahme zur Geschäftswelt gemacht.

Um den Einzelhandel neu zu beleben, hat der Escher Gemeinderat am 12. Januar einstimmig beschlossen, der staatlichen Initiative „Luxembourg for Shopping“ beizutreten. Mit der Immobilienmaklerin Astrid Freis, Präsidentin des Escher Geschäftsverbands Acaie und ehemalige LSAP- Gemeinderätin, haben wir eine Bestandsaufnahme zur Geschäftswelt gemacht.

Von Luc Laboulle

Tageblatt: Wie hat sich die Lage der Geschäfte im Escher Zentrum in den vergangenen Monaten entwickelt?
Astrid Freis: Der Einzelhandel ist national und international noch immer in der Krise. Auch in Esch hat sich seit dem letzten Jahr nicht viel getan. Es haben zwar einige Geschäfte eröffnet, doch insgesamt ist es noch eher ruhig.

Neben der Alzettestraße ist auch die Brillstraße seit Jahren ein Sorgenkind. Wie sieht es dort zurzeit aus?
Noch heute Morgen (Donnerstagmorgen, d. Red.) war ein Restaurantbetreiber aus der Brillstraße hier, der mir berichtet hat, dass es an den Wochenenden ganz gut laufe. Unter der Woche sei es vor allem abends aber schwieriger.

Wie ist der Dialog mit dem neuen Schöffenrat?
Am 8. Januar hatten wir eine erste Unterredung mit vier der fünf Schöffenratsmitglieder. Wir müssen gemeinsam daran arbeiten, um Esch wieder auf „Niveau“ zu bringen, wie es Schöffe Pim Knaff ausgedrückt hat.

Gibt es bereits konkrete Vorschläge?
Wir haben erst einmal unsere Anliegen vorgebracht. Unsere Forderungen sind eigentlich immer die gleichen. Wir wollen eine saubere und sichere Stadt. Die Reinigungsdienste der Gemeinde sind ständig unterwegs und leisten gute Arbeit, doch noch stehen häufig Mülltüten herum. Auch die Polizei war zeitweise sehr präsent im Zentrum. Ich habe aber das Gefühl, dass ihre Präsenz in den vergangenen Monaten wieder abgenommen hat. Ein weiteres Problem, vor allem in der Brillstraße, ist die schlechte Beleuchtung.

Ferner müsste man das Parkhaus unter dem Brillplatz besser vermarkten. Wir würden uns auch freuen, wenn das Parken im Zentrum in der Mittagsstunde wieder gratis wäre.
Den Geschäftsleuten in der Brillstraße bereitet auch Sorgen, dass die Straße bald komplett erneuert wird. Die Bauarbeiten sollen im Frühjahr beginnen und ein Jahr dauern. Natürlich müssen die Leitungen dort erneuert werden, doch viele Geschäftsleute haben Angst, dass ihr Laden dann nicht mehr zu erreichen ist und die Kunden ausbleiben.

Im Oktober 2016 hatten Sie beklagt, dass die Mieten für Geschäftslokale zu hoch seien. Hat sich in dieser Hinsicht etwas getan?
Ja, ich weiß von mindestens fünf Lokalen, wo der Besitzer nach einem wiederholten Geschäftswechsel die Miete gesenkt hat. Bei einem von 4.600 auf 3.000 Euro, bei einem anderen von 3.800 auf 2.500 Euro. Mit dieser Differenz können Betreiber schon einen Teil des Lohns eines Angestellten bezahlen.

Ende vergangenen Jahres hatte die Acaie ein Art-Shopping veranstaltet. Können Sie bereits eine erste Bilanz ziehen?
Das Art-Shopping hat zwar viel Geld gekostet, aber dafür war jedes Wochenende etwas los. Das hat auch den Kunden gefallen.
Wir hatten ein Budget von 110.000 Euro aufgestellt. Die Gemeinde hat uns mit 65.000 Euro unterstützt, was uns sehr gefreut hat. Viele Bilder wurden zwar nicht verkauft, aber das Ziel, neue Leute, die sich für Kunst und Kultur interessieren, nach Esch zu ziehen, haben wir erreicht. Das Art-Shopping war ein schöner Erfolg. Wir würden das Projekt gerne wiederholen und haben noch andere Ideen für dieses Jahr. Zuerst müssen wir aber abwarten, was bei unserer Unterredung mit dem Schöffenrat herausgekommen ist.

In Belval scheinen sich vor allem die Bars und Restaurants mittlerweile über regen Zulauf zu freuen. Wie ist Ihre Einschätzung?
Die Restaurants scheinen sehr gut zu laufen, genau wie die Cafés. Bei den Geschäften weiß ich jetzt nicht, ob der Erfolg so groß ist. Inzwischen sind ja auch recht viele Studenten auf Belval.
Ich hoffe, dass die neuen Bewohner der beiden Monopole und der Studentenwohnheime das Escher Zentrum genauso beleben werden.

Im Bereich der rue Victor Hugo und der place des Remparts entwickelt sich mit jungen und innovativen Geschäften ein alternatives Viertel. Teilen Sie diese Einschätzung?
Das ist sehr positiv. Dass junge Leute sich dort und nicht in der Alzettestraße niederlassen, hängt vielleicht auch damit zusammen, dass die Mieten in dem Viertel noch günstiger sind.

Gibt es in Esch eine ähnliche Tendenz wie in Großstädten, dass sich mehrere kleinere Zentren etablieren, weil die Haupteinkaufsstraße vor allem von Handelsketten in Beschlag genommen wird?
Geschäftsleute, die in der Alzettestraße kein Lokal finden, das in ihr Budget passt, müssen sich zwangsweise in andere Viertel ausbreiten. Man kann das vor allem bei Cafés beobachten. Bei den Geschäftsleuten weiß ich nicht, ob abgelegene Orte wie zum Beispiel das Clair-Chêne-Viertel für sie interessant sind, weil diese schwer zu erreichen sind. Außer wenn die Läden spezifische Dinge anbieten, die man sonst nirgends findet. Dann lohnt sich der Weg für den Kunden, und der Laden kann zu einer Art Lokomotive für andere Geschäfte werden.

Kürzlich hat der Gemeinderat beschlossen, der staatlichen Initiative „Luxembourg for Shopping“ beizutreten, die eine Online-Plattform zum Warenverkauf für kleine Geschäfte anbieten will. Begrüßen Sie diese Entscheidung?
Ich bin kein Fan von E-Commerce. Ich bevorzuge Kunden, die in den Laden kommen, sich beraten lassen, Sachen anprobieren und etwas kaufen. Doch die Großen verkaufen auch über Online-Handel und die Idee, den Kleinen eine Chance zu geben, ist gar nicht so schlecht. Allerdings fehlt es uns noch an Informationen. Die Geschäftsleute müssen erst einmal aufgeklärt werden und ich weiß, wie schwierig es ist, sie zu erreichen.

Der Online-Handel ist eine Riesenkonkurrenz für uns, weil die Waren dort zum Teil billiger angeboten werden. Leute kommen in den Laden, probieren Schuhe an und kaufen sie zu Hause im Internet, weil sie dort 20 Euro günstiger sind. Pim Knaff meinte, man könne die Waren ins Geschäft liefern lassen, wo die Leute sie dann abholen und bei der Gelegenheit noch etwas anderes kaufen. Ich weiß nicht, ob das funktioniert. Das muss man testen. Es hängt vieles davon ab, wie die Betreiber ihre Plattform bei den Geschäftsleuten vermarkten.

Die großen Ketten haben ihre eigenen Online-Plattformen. Für viele Läden macht Internet-Handel zudem schlichtweg keinen Sinn. Wie viele Geschäfte sind in Esch potenziell von der Initiative betroffen?
Ich kenne kleine Geschäfte, die ihre Wareneinkäufe nach den Bedürfnissen ihrer Kundschaft richten. Ein guter Geschäftsmann kennt seine Kunden. Manche Ladenbesitzer rufen sie an, um ihnen mitzuteilen, dass die neue Kollektion bald eintreffen wird. Die Leute wissen das, gehen dahin und kaufen. Das ist ein guter Weg, um seine Kundschaft an sich zu binden. Wenn die Mitarbeiter dann noch freundlich sind, das Schaufenster schön dekoriert ist und die Preise stimmen, ist alles in Ordnung. Man weiß, dass die großen Konzerne Millionen mit Internet-Handel verdient haben. Doch sie tragen die Schuld, dass die Stadtzentren zugrunde gehen.

 

Farsi
18. Januar 2018 - 22.41

Kee Wonner, den Eenzelhandel ass dout. Ausser Restaurante, Caféen, Coifferen a Metzler a Bäcker ass dach näischt méi do. D'Hoer kann een sech jo schlecht iwwert d'Internet schneide loossen. Mä Kleeder hunn ech scho jorelaang net méi an engem Buttek kaaft. Dat maachen ech léiwer um Internet, dausend Mol méi Choix a fir e Brochdeel vum Präis an ech kréien et heem op d'Terrass bruecht. Dat bréngen se jo hei am Land net fäerdeg.