„Gut fürs Ansehen unserer Gemeinde“

„Gut fürs Ansehen unserer Gemeinde“

Jetzt weiterlesen! !

Für 0,59 € können Sie diesen Artikel erwerben.

Sie sind bereits Kunde?

Das Institut Paul Bocuse zeigt Interesse an Luxemburg. Das Sanemer Schloss ist ein möglicher Standort für eine Gastronomiefachschule. Doch die Ankündigung des Wirtschaftsministeriums auf der „Springbreak“-Messe hat für einige überraschte Gesichter gesorgt. Wir haben uns mit Georges Engel (LSAP), dem Sanemer Bürgermeister, unterhalten.

Tageblatt: Warum ist das Schloss erhaltenswert?

Georges Engel: Es ist ein Ort mit Geschichte. Und wir wissen, dass ein leer stehendes Gebäude nun mal Instandhaltung braucht, zumal wenn es sich um eine alte Bausubstanz handelt. Da das Schloss für unsere Gemeinde so wichtig ist, wollen wir uns einbringen, wenn es um die zukünftige Nutzung geht. Auch wenn der Staat Eigentümer ist und im Prinzip freie Hand hat. Deswegen wurde eine informelle Arbeitsgruppe mit den Sanemern zusammen ins Leben gerufen. Wir haben die Vereine, Parteien, Vereinigungen und Bürger aus der Gemeinde befragt. In der Arbeitsgruppe waren auch Experten aus dem Ministerium dabei, die sich mit dem Technischen und mit dem Denkmalschutz auskennen. Bei dem Brainstorming ging es nur darum, Ideen zu sammeln.

Warum gerade das Institut Paul Bocuse?

Es gab ein Treffen mit dem Kulturstaatssekretär Guy Arendt. Vor Ort waren auch die Verantwortlichen von „Sites et Monuments“. In die Diskussion hat sich dann Francine Closener, die Staatssekretärin im Wirtschaftsministerium, mit eingeschaltet. Danach kam die Idee auf, dass sich das Institut Paul Bocuse hier niederlassen könnte. Dieses hatte wohl schon angeklopft und will in der Tat nach Luxemburg kommen.

Was ist das Ergebnis der Arbeitsgruppe?

Bei dem Brainstorming wurden 20 Ideen zusammengetragen. Vor allem aber wurde festgehalten, dass zwei Punkte erfüllt werden müssen: Zum einen soll der Park rund um das Schloss für die Öffentlichkeit zugänglich bleiben und zum anderen soll das Schloss, falls möglich, für Besucher geöffnet werden. Alle Ideen wurden dem Ministerium mitgeteilt. Die beiden Hauptpunkte sind unserer Meinung nach mit dem Institut Paul Bocuse gegeben: Der Park bleibt geöffnet und es soll ein Restaurant entstehen. Es würde der Gemeinde ein gewisses Ansehen in der Gastronomie verleihen, der Name „Suessem“ wird ein bisschen bekannter und nicht nur mit Angelegenheiten wie Haftanstalt, Knauf oder Umgehungsstraße in Verbindung gebracht.

Was ist die nächste Etappe?

Wir sind ja erst im Stadium eines Vor-Vor-Vor-Projekts. Auf dem Programm steht nun ein Besuch in Lyon und dann wird die andere Seite auch den Weg zu uns finden. Zuerst müssen sie uns ihre Vorstellungen unterbreiten, sehen, ob so etwas mit diesen Räumlichkeiten überhaupt machbar ist. Dann muss der Denkmalschutz eingeschaltet werden. Der finanzielle Aspekt kommt noch hinzu. Doch ich weiß, wer es nicht bezahlen wird: die Gemeinde.

In der letzten Gemeinderatssitzung hat die Oppositionspartei „déi Lénk“ die Informationspolitik zum Thema Institut Paul Bocuse heftig kritisiert.

Ich verstehe den Sturm im Wasserglas von „déi Lénk“ nicht. Sie dachten, sie würden einen wahren Scoop landen. Es geht hier nur darum, den Bürgermeister zu diskreditieren und ihn unglaubwürdig erscheinen zu lassen. Sie wollen sagen, dass der Bürgermeister keine Bürgerbeteiligung initiiert und autokratisch handelt. Die Arbeitsgruppe beweist ja gerade das Gegenteil. Wir hätten dies gar nicht machen müssen. Die Ideen, die dort entstanden sind, haben wir ja gänzlich weitergegeben.

Warum kümmert sich das Unterrichtsministerium nicht darum, sondern das Wirtschaftsministerium?

Das müssen Sie das Ministerium fragen. Das kann ich Ihnen nicht sagen.

Wo sollen die zukünftigen Schüler logiert werden?

Auch das muss alles geschaut werden, auch mittelfristig. Das Schloss ist ja riesengroß. Es gibt andere Möglichkeiten, die daran anknüpfen können. In Luxemburg werden überall Stellen für Fortbildungszentren gesucht. Hier wäre das auch möglich, gerade dann vielleicht mit der Gastronomie nebendran und mit eventuellen Übernachtungsmöglichkeiten. Vielleicht können auch Probesäle für Jugendmusikgruppen eingerichtet werden. Es ist noch vieles möglich.

Was hoffen Sie?

Ich hoffe, dass das Vorhaben realisierbar ist. Es würde unserer Gemeinde und der Ortschaft wie gesagt guttun. Vor allem ist es wichtig, dass der Park zugänglich bleibt. Denn neben den bereits bekannten wollen wir weitere Aktivitäten rund um das Schloss organisieren. Nächstes Jahr oder übernächstes Jahr könnte dort auch vielleicht eine Freilichtbühne aufgebaut werden.

Ist das Institut keine Konkurrenz für die anderen Gastro-Schulen des Landes?

Ich glaube, es könnte komplementär sein zu dem, was hier angeboten wird. Die „Ecole d’hôtellerie et de tourisme du Luxembourg” in Diekirch bietet eine gute Grundausbildung. Es ist fast, als ob man sagen würde: Wir haben ja schon ein Lyzeum, brauchen wir jetzt noch eine Universität? Das eine schließt das andere in meinen Augen nicht aus.


Das Institut Paul Bocuse

Das Institut Paul Bocuse mit Sitz im Schloss Vivier in Ecully bei Lyon ist eine internationale Hotelfachschule, die Hotelmanagement, Restaurant und Gastronomie sowie Kochkunst als Lehrfächer anbietet. Sie ist nach dem berühmten Koch Paul Bocuse benannt, der als Erfinder der „Nouvelle Cuisine“ gilt und das Institut zusammen mit Gérard Pélisson gegründet hat. Pélisson ist Mitbegründer der AccorHotelgruppe und seit 1998 Präsident des Verwaltungsrates. 1.000 Studenten aus 50 verschiedenen Nationen erwerben jährlich in einer der sechs Niederlassungen einen Bachelor oder promovieren in einem der Fächer, wie der Figaro schreibt. Die Studiengebühren betragen 10.000 Euro pro Jahr. Das Institut beherbergt auch ein Restaurant, das für die Öffentlichkeit zugänglich ist. Ein zweites wurde 2013 an der place Bellecour in Lyon eröffnet.wie


Horesca: Stichtag 8. Mai

Der Hotel- und Gaststättenverband Horesca zeigt sich verwundert über das Vorhaben: „Wir waren genauso überrascht über diese Ankündigung auf der Springbreak wie alle anderen“ , sagt Generalsekretär François Koepp.

Am 8. Mai ist ein Treffen zwischen der Horesca und den Verantwortlichen des Ministeriums geplant, bei dem weitere Informationen gegeben werden. Die Horesca nimmt das Vorhaben jedoch wohlwollend zur Kenntnis: „Wir sind natürlich froh, wenn die Qualität der Aus- und Weiterbildung gesteigert wird.“ Es sei jedoch noch nicht bekannt, an welche Klientel sich gerichtet wird. „Ist es für die lokale Bevölkerung, ist es für die Weiterbildung derjenigen, die in Unternehmen arbeiten, oder wird eine Gesamtausbildung angeboten, die sich an andere Länder richtet?

Es stehe ebenfalls noch nicht fest, welche Größe das Institut haben wird. Eine weitere Frage sei die des Budgets und wer die Ausbildung durchführen wird. Der Verband möchte jedoch den 8. Mai abwarten, bevor er sich positioniert.

Josiane
6. April 2018 - 17.33

Hoffentlech ass dobannen net esou vill Schimmel wéi baussen op der Fassade, soss: Gudden Appetit!