Fit für den Wald

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Der Wald ist ein vitales Ökosystem. Deshalb sind einige Regeln bei der Pflege und der Bewirtschaftung dieses Lebensraumes zu beachten. Die Vereinigung „Lëtzebuerger Privatbësch“ organisiert in diesem Zusammenhang seit zehn Jahren Kurse, bei deren Abschluss man einen „Waldführerschein“ erhält.

Die Geschichte der nachhaltigen Waldbewirtschaftung in Luxemburg ist schon alt. Sie ist seit 1840 gesetzlich vorgesehen. 29,9 Prozent der Waldfläche hierzulande sind bedeckt von Buchenwäldern und 28,1 Prozent von Eichen. Nadelhölzer nehmen 29,7 Prozent der Waldfläche ein. Der Holzvorrat in den Wäldern des Landes beträgt 31.262.000 Kubikmeter.

Der Wald ist aber mehr als eine Ansammlung von Bäumen. Das Ökosystem Wald steht in einem dynamischen Gleichgewicht und stellt eine komplexe Verbindung zwischen Bäumen, Boden, von Pflanzen, Tieren, Mikroorganismen und Atmosphäre dar. Er erfüllt zudem eine Vielzahl von wichtigen Funktionen für Mensch und Tier: Bereitstellung von Holz, Schaffung von Arbeitsplätzen, Boden-, Klima-, Wasser-, Immissions- und Lärmschutz, Lebensraum für Tiere und Pflanzen sowie Gesundheit, Erholung und Freizeitgestaltung der Bevölkerung … Deshalb muss er auch geschützt und gepflegt werden.

Vom Wald zum Möbelstück

In diesem Sinne werden seit einigen Jahren die Seminare des Waldführerscheins organisiert. Sie geben Antwort auf zahlreiche Fragen, die im Rahmen der Bewirtschaftung der Waldparzellen auftauchen. Das Angebot des „Lëtzebuerger Privatbësch“ kam in den vergangenen Jahren sehr gut an. Darum wird auch in diesem Jahr (Klein-) Waldbesitzer mobilisiert die Möglichkeit geboten, bei dieser Weiterbildungsinitiative mitzumachen. Am Mittwoch fand in Larochette die Informationsversammlung für die Kurse statt.

Eine wichtige Rolle bei der Waldbewirtschaftung spielen die Naturparks. Dort wird viel Wert auf eine nachhaltige Nutzung der Ressourcen gelegt. So war es auch nicht verwunderlich, dass der erst 2016 gegründete Naturpark Müllerthal Gastgeber der Informationsversammlung war. Laut Claude Petit, dem Direktor des Naturparks, sind 38 Prozent der Fläche des Parks mit Wald bedeckt. Mehrere Initiativen würden im Zusammenhang mit dem Holz organisiert, wie das Projekt „Holz vun hei“. Auch finden regelmäßig Kurse und Demonstrationen statt, die den Weg des Holzes vom Wald bis hin zu einem Möbelstück zeigen sollen.

600 Waldführerscheine

Der Generalsekretär des „Lëtzebuerger Privatbësch“, Henri Wurth, erinnerte ebenfalls an die Bedeutung des Waldes. Seit zehn Jahren hätten bereits fast 600 Personen den Waldführerschein erhalten. Vier Mitarbeiter der Vereinigung (zwei Ingenieure und zwei Waldtechniker) würden die Waldbesitzer bei der Bewältigung ihrer mannigfaltigen Aufgaben (Bepflanzung, Durchforstung, administrative Prozeduren usw.) unterstützen.

Der Assessor des Forstdienstes, Winfried von Loë, stellte anschließend die Seminare vor. Er zeigte sich zufrieden über den Erfolg der Aktion. Mehr als 80 Interessenten hatten sich im Kulturzentrum in Fels eingefunden, um Einzelheiten über die Ausbildung zu erfahren, darunter viele junge Waldbesitzer. Er sagte, das Programm würde stetig angepasst, u.a. um den gesetzlichen Änderungen, der PEFC-Zertifizierung und den Umweltregelungen Rechnung zu tragen.

Zum Abschluss der Veranstaltung wurde noch betont, dass seit dem 1. Januar 2018 die Mehrwertsteuer-Regelung beim Holzverkauf geändert hätte. Nähere Informationen dazu können bei den Beratern des „Lëtzebuerger Privatbësch“ erhalten werden.


„Lëtzebuerger Privatbësch“

Der „Lëtzebuerger Privatbësch“ ist ein Verein ohne Gewinnzweck. Das Ziel der „Groupement des sylviculteurs Asbl.“, wie die Vereinigung auch heißt, ist es, die privaten Waldbesitzer in Luxemburg zu unterstützen. Art und Umfang der Unterstützung richtet sich in diesem Zusammenhang ausschließlich nach den Wünschen der Waldbesitzer. Der „Lëtzebuerger Privatbësch“ setzt sich für eine nachhaltige Bewirtschaftung des Waldes ein und ist als Naturschutzorganisation anerkannt worden. Etwa 2.000 Waldbesitzer gehören der Vereinigung an.


Statistik

Etwa 91.400 Hektar Luxemburgs (35,3 Prozent des Territoriums) sind mit Wald bedeckt. Davon befinden sich 42.000 Hektar im Besitz des Staats, der Gemeinden oder der öffentlichen Einrichtungen („Etablissements publics“). Die Naturverwaltung ist für die Pflege dieser Wälder verantwortlich.
Etwa 49.400 Hektar sind in privater Hand. In Luxemburg werden im Augenblick 13.785 solche Waldbesitzer gezählt. Die meisten davon besitzen nur kleine Parzellen von einer durchschnittlichen Größe von 3,5 Hektar. Im Ösling sind 82 Prozent der Wälder in Privatbesitz. In der Minette-Gegend hingegen werden über 60 Prozent der Waldflächen von der öffentlichen Hand verwaltet.


Kosten

Die Kosten für die Belegung von mindestens vier der acht Veranstaltungen (inkl. des Motorsägen-Lehrgangs) belaufen sich auf 215 Euro pro Teilnehmer. Wer mehr Veranstaltungen besucht, zahlt nicht mehr. Mitglied des „Lëtzebuerger Privatbësch“ zahlen lediglich 180 Euro. Wer vier oder mehr Veranstaltungen besuchen möchte, aber am Motorsägen-Lehrgang nicht teilnimmt, bezahlt 135 Euro. Bei Mitgliedern der Vereinigung ermäßigt sich die Einschreibegebühr auf 100 Euro. Der Mitgliedsbeitrag vom „Lëtzebuerger Privatbësch“ beträgt indes 35 Euro. Optionale Versicherungen für Haftpflicht und Feuer sind nach Größe des Waldbesitzers gestaffelt.


Seminare

1. Einführungsseminar “ Das Ökosystem Wald in seiner ganzen Vielfalt“

Der Wald ist nicht nur Holzproduzent, sondern umfasst eine Vielzahl weiterer Funktionen.

2. Wie finde ich meinen Wald? (Vortrag und Ausflug)

Einsatz und Handhabung von Katasterkarten / GPS im Wald. Aufzeigen natürlicher Grenzen (Markbäume / unterschiedliche Bestandesalter, Grenzsteine, Gräben usw).

3. Holzernte (Ausflug)

Holzernteverfahren werden anhand von praktischen Beispielen im Wald erklärt. Fällen, Rücken des Holzes, Transportmöglichkeiten.

4. Holzvermessung (Vortrag und Ausflug)

Die Teilnehmer lernen das korrekte Vermessen von stehendem und gefälltem Holz.

5. Waldbau/Subsidien (Vortrag und Ausflug)

Erläuterung forstlicher Arbeiten von der Bestandesbegründung bis zur Holzernte. Welche Subsidien können für welche Arbeiten angefragt werden?

6. Kenntnis der Baumarten (Vortrag und Ausflug)

In diesem Abschnitt geht es um das Erkennen der wichtigsten Baumarten und Sträucher sowie um deren Standortsansprüche.

7. Natura 2000 im Mëllerdall

Wegen seiner speziellen Geologie liegt im Müllerthal ein besonderer Typ von Quellen vor – die Kalktuffquellen. Sie sind äußerst selten und gefährdet. Deshalb werden sie durch die Natura-2000-Richtlinie geschützt. Bei Natura 2000 handelt es sich um ein Schutzgebietsnetz in Europa, das alle schützenswerte Lebensräume beinhaltet, die in den EU-Richtlinien zusammengefasst wurden.In Luxemburg existieren 48 solcher Schutzgebiete. Über 27 Prozent der Landesfläche sind Natura-2000-Gebiete.

8. Motorsägen-Grundlehrgang

Sicherheit hat bei den Arbeiten im Wald höchste Priorität. Leider werden nicht immer alle Regeln eingehalten, die den sicheren Umgang mit der Motorsäge gewährleisten. Um diesem Ziel näherzukommen, werden die Kursteilnehmer in einem Grundlehrgang geschult.

9. Waldzertifizierung nach PEFC – Abschlussveranstaltung

Die Waldzertifizierung wird eine immer größere Bedeutung bekommen. Der Nachweis der nachhaltigen Bewirtschaftung sowie der Verkauf des Holzes, das nicht illegal eingeschlagen wurde, wird immer stärker diskutiert. PEFC Luxemburg hat deshalb ein System ausgearbeitet, das den Waldbesitzern eine Bewirtschaftung der Waldparzellen im Rahmen der geltenden Gesetzgebung ermöglicht.