Einst ein Luxemburger Exportschlager

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Weltweit war die Einführung der Karbidlampe in den Bergwerken Ende des 19., Anfang des 20. Jahrhunderts eine echte technische Revolution.

Sie löste die alte Öllampe ab und spendete bedeutend mehr Licht und damit mehr Sicherheit. In der Fabrik des „Lutepitti“ in Tetingen wurde das erste Modell während Jahren weiterentwickelt und in die ganze Welt exportiert.
 

TETINGEN – Über den Erfinder der Lampe streiten sich die Geister. Der US-Amerikaner T.L. Wilson hatte zwar als Erster ein Patent angemeldet, als Entdecker von Acetylen-Gas angegeben werden aber der englische Chemiker Edm. Davy (1836) oder der Deutsche Friedrich Wöhler, der 1861 als Erster Kalium-Karbonid unter Laborbedingungen hergestellt haben soll. Die französischen Kollegen Marcelin Berthelot und Henri Moissan, Chemie-Nobelpreisträger, ihrerseits nutzen die Kristallisation von Kalk und Kohlenstoff zur industriellen Herstellung.
Zu jener Zeit gehörte die Karbidlampe zum Outfit des Bergmanns wie der Korkhelm und der Schlägel/Bergeisen (Spezialhammer).

Dem Vergessenentreißen!

Als die Karbidlampenfabrik des Luxemburger Industriellen Pierre Schiltz („Lutepitti“) in Tetingen 1952 dicht machte, geriet dieses für den Bergmann unabdingliche Handwerksgeschirr in Vergessenheit, ebenso wie ein Teil unserer Geschichte.
Zwei unserer Landsleute gebührt ein großer Dank, weil sie die Erinnerung an die gute alte Karbidlampe wachhielten.
Zum einen dem Künstler Jeannot Lunckes, gebürtiger Tetinger, heute in Zolver sesshaft, der sich in seinen jungen Jahren nebenbei als Lokalhistoriker betätigte und den „Lutepitti“ in einer Broschüre zum 80. Jubiläum des ehemaligen Fußballvereins SC Tetingen hochleben ließ.
Zum anderen aber vor allem Willy Allamano, geboren in Esch/Alzette, seit seiner Jugendzeit eng mit der Bergarbeiterszene verbunden, der in dem bemerkenswert recherchierten Buch „Dem Biergmann seng Luuchten“ einem besonderen Kapitel unserer Geschichte ein Denkmal setzt. Unsere Informationen stammen zum Großteil aus diesen beiden Werken.

„Die einfachsteLampe der Welt“

Karbidlampen wurden seit 1902 von der Firma Buchholtz & Ettinger aus Deutschland unter der Bezeichnung „Reform“ eingeführt und vertrieben. Kurze Zeit später kam dann die große Zeit des Pierre Schiltz, der dieses Modell in einer verbesserten Form in seiner Werkstatt in Tetingen als „Exelsior 1“ und „Exelsior 2“ nachbaute. Ab 1912 wurde dann die „Simplex“ (mit Exzenterverschluss) entwickelt, die die Vertreiberfirma aus Esch mit dem Werbeslogan „Die einfachste Lampe der Welt“ feilbot, die wegen der Oxidierung allerdings ihre Mucken beim Öffnen hatte. Kein Problem für robuste „Mineure“, denn, so Willy Allamon: „Die Bergleute waren grobe und starke Männer, ließ sich die Lampe nicht öffnen, wurde sie mit aller Kraft auf den Boden geschlagen …“ Was folgerichtig dazu führte, dass der Behälterboden verstärkt werden musste. Unter dem Name „Record 1“ wurde sie 1913 in Paris und in Berlin patentiert und trat ihren Weg in die ganze Welt an.
1934 ward mit der Entwicklung der „Record 2“ durch den „Lutepitti“ für die Karbidlampe in der bekannten Ausführung das Ende der Fahnenstange erreicht.
In dieser Zeit, so recherchierte Allamano, wurden die „Apparate“ in geringer Anzahl unter Patent ebenfalls von Jos Kemp aus Kayl und Adolphe Graas aus Rümelingen hergestellt, derweil der Klempner Tarducci aus Audun-le-Tiche (F) eine eigene Variante entwickelt hatte und Raubkopien der Konkurrenten gesichtet wurden.
Die Firma Mercier aus Nancy hatte im Laufe der Jahrzehnte praktisch alle Exemplare der luxemburgischen Karbidlampen aufgekauft. Während einer Versteigerung gingen sie in den Besitz von Walter Dexheimer über, der die Kollektion an das „Musée du fer et des mines“ in Aumetz und Neufchef, zu deren Inspiratoren auch Willy Allamano gehört, verschenkte und wo sie heute noch zu bewundern sind.
Regelmäßig finden in der Großregion (auch in Luxemburg) noch internationale Ausstellungen statt, auf denen zahlreiche Exponate (zumeist gelungene Nachahmungen) zum Kauf angeboten werden.
FH