Eine CSV-Liste ist nicht das Problem

Eine CSV-Liste ist nicht das Problem

Jetzt weiterlesen! !

Für 0,59 € können Sie diesen Artikel erwerben.

Sie sind bereits Kunde?

Park Hosingen ist mit der Fusion durchweg zufrieden. Für Reue wäre es ehedem zu spät, sie ist auch nicht angebracht. Dafür hat der geografische Akt mit politischen Auswirkungen der Landgemeinde im Norden zu viel Positives gebracht. Am Sonntag endet die erste Übergangsphase, es wird nach wie vor im Majorzsystem gewählt. Einer geht nicht mehr mit: der langjährige parteilose Bürgermeister Jacquot Heinen (73). Angesichts des kommenden Proporzsystems plagen ihn Sorgen.

Fusion war von langer Hand vorbereitet

Die neue „Commune de Parc Hosingen“ ist nichts Erzwungenes oder ein mit vielen Euro vergoldetes künstliches Gebilde. Im Gegenteil: Nach so vielen Jahren der Zusammenarbeit mit den Nachbarn wäre es fast schon merkwürdig gewesen, nicht zu fusionieren, wie die Geschichte von Park Hosingen zeigt.

Das außerhalb der Gemeinde gelegene Gelände war früher ein Tierpark. 1984 schließt er nach mehreren Konkursen endgültig die Türen. „Papa Staat“ kauft das Terrain und stellt der Gemeinde kurz später rund neun Hektar zur kommunalen Nutzung zur Verfügung. Hosingen greift zu. Eine interkommunale Grundschule mit „Maison relais“ für die Kinder von Consthum, Hoscheid und Hosingen wartet schon lange auf Realisierung und wird 1998 fertiggestellt. Später tauscht der Staat die restlichen, umliegenden Hektar gegen Waldbestände in anderen Teilen der Kommune mit der Gemeinde. 173 Hektar können danach zur „Zone protégée d’intérêt national et réserve forestière intégrale“ erklärt werden, Brüssel hat, was es will, und Hosingen ist einen großen Pflegeaufwand los.

Die Spezialitäten der Landgemeinde

Park Hosingen ist eine Landgemeinde. Die seit der Fusion 13 Ortsteile bringen es auf knapp 3.500 Einwohner, die Kommune liegt mitten in einem der drei Luxemburger Naturparks, dem Naturpark Our. „Natura 2000“-, „Habitat“-, „Fauna und Flora“-Auflagen machen es hier nicht gerade einfach, neues Bauland auszuweisen.

Da aber das neue Gesetz zur Finanzierung der Gemeinden den staatlichen Finanzausgleich überwiegend nach Einwohnern berechnet, muss Park Hosingen wachsen. Fläche gibt es mit 70,6 Quadratkilometern genug, die Kommune ist von der Ausdehnung her die viertgrößte des Landes. Der Wille zu wachsen ist da. 3,5 Hektar hat die Gemeinde in „Houschter-Dickt“ aufgekauft, wo mit 80 Bauplätzen rund 200 Einwohner auf einen Schlag „bezahlbaren“ Wohnraum finden sollen. Weitere Bauprojekte sind in Planung.

Alles auf einem guten Weg also? Was die Entwicklung angeht, ja. Die politischen Kompromisse anlässlich der Fusion klingen komplizierter. Die Gemeinde hat sich gleich zwei Übergangsperioden mit Majorzsystem ausgehandelt. In einer ersten gibt es 15 Gemeinderäte, sieben aus Hosingen und jeweils vier aus Consthum und Hoscheid. Sie endet am Sonntag. Dann wird es nur noch 13 Gemeinderäte geben. Hosingen behält sieben, die beiden anderen Gemeinden geben jeweils einen Sitz ab. Erst ab 2023 werden im Proporzsystem nur noch elf Räte gewählt. „Das war ein Zugeständnis an unsere Fusionspartner“, sagt Heinen.

Zu wenig Kandidaten – jetzt schon

Mit der Wahl nach politischen Listen sieht er allerdings ein Problem auf die Gemeinde zurollen. Schon jetzt gibt es gerade mal nur einen Kandidaten mehr als Plätze pro Sektion und Liste. „Wenn das nicht so wäre, hätten wir am Sonntag alle zu Hause bleiben können“, sagt er. So wenig freiwilliges Engagement für die Politik kann ihm nicht gefallen. „Die einzige Liste, die hier schnell zusammen ist, ist die der CSV“, prophezeit er. Dafür muss er noch nicht einmal die berühmte Glaskugel bemühen.

Jeden Tag ist Heinen seit seiner Wahl 2000 im Rathaus, er hat sich die Latte, an der er gemessen werden wird, hoch gelegt. Eine Bilanz scheut er nicht. Die rund 7,5 Millionen Fusions-Euro hat er in den Ausbau neuer Klassensäle, das Schulsport- und Freizeitschwimmbad „Acqua Nat’Our“, die „Crèche communale“ in Park Hosingen und ein Scouten-Chalet mitten im Wald investiert. Der Bürgerservice der Gemeinde mit knapp 3.500 Einwohnern funktioniert sogar mit „Nocturne“ für Berufstätige.

Was noch fehlt, ist der Neubau des Rathauses, das auf der Hauptstraße neben dem Kultursaal entstehen soll. Das aktuelle Haus platzt aus allen Nähten, auch der Bürgermeister ist schon drei Mal darin umgezogen, um anderen Platz zu machen. Seinem Nachfolger bleibt die Forderung nach einer Umgehungsstraße überlassen. 15.000 Fahrzeuge täglich muss die kleine Gemeinde verkraften, „Lebensqualität“ sieht anders aus. Das ist aber auch die einzige bittere Pille, die trotz Fusion geblieben ist. „Wir dürfen die Fusion nicht bereuen“, sagt Heinen, „dafür hat sie uns zu viel gebracht.“

KTG
11. Oktober 2017 - 7.15

Dee Kommentar do weist just, datt de "Bistrot" en Agenda huet, fir d'CSV gutt do stoen ze loossen, soss géif e wuel kaum den Terme "Gambia" gebrauchen. Kann de "Bistrot" eis mol weisen, wou d'Dynamik an der Ära Juncker war? Also virun allem déi zwou leschte Perioden? Do wou se eigentlech net méi vill hikritt hunn, ausser Verkafe vu Cargolux, BIL, an absolut desaströs national Finanzen?

Éternel antagoniste
8. Oktober 2017 - 8.59

@Bistrot: w.e.g. "dynamesch" net mat "statesch" verwiësselen... d'CSV war an ass nach ëmmer Zeechen vun Stëllstand!

Éternel antagonjsze
8. Oktober 2017 - 8.55

An der Gemeng Parc Housen get et KENG CSV-Lëscht, well bei eis get des Kéier nach no Majorzsystem gewiëlt. Mais et stëmmt, dasd due selwescht schons hir Strëppen gezun huët...

Bistrot
7. Oktober 2017 - 0.24

Dat weist, dat d’CSV vill méi dynamesch ass. A ville Gemengen huet Gambia keng Lëscht zesumme kruut.